“Das ist Ayıp.” “Bisschen Ayıp.” “Ayıp Yani.” “Çok ayıp!”
Ob von den eigenen Eltern oder Großeltern oder unter Freunden, viele haben bestimmt schon mal vom türkischen Wort “Ayıp” gehört.
Wörtlich übersetzt bedeutet Ayıp Scham, ungehörig oder Schande. Wenn jemand also sagt: “Çok ayıp!” Will Er*Sie ausdrücken, dass sich das nicht gehört und/oder schamhaft war.
Auf arabisch Eib (ʿAib) Schändlich – unwürdig – fehlerhaft. Der Begriff wird benutzt, um eine (moralisch inakzeptable) Tat zu bewerten. Meistens wird Eib/Ayıp für Handlungen verwendet, die aus muslimischer Sicht oder auch kultureller Sicht schamhaft empfunden sind. Im Türkischen gibt es außerdem den Begriff “Günah” (dt. Sünde).
Und wenn du das Wort “ayıp” schon mal gehört hast, hast du wahrscheinlich auch schon “utanmıyor musun” (schämst du dich nicht?) gehört.
Sich gesellschaftlichen Normen zu widersetzen, bedeutet oft, ein*e Außenseiter*in zu werden. In der türkischsprachigen Kultur steht dies im direkten Zusammenhang mit Scham. Und Scham steht in Zusammenhang mit Depressionen, Aggressionen, Gewalt, Abhängigkeit, Suizid, Essstörungen und Mobbing. Je schambehafteter bestimmte Verhaltensweisen von der Gesellschaft gewertet werden, desto stärker die Folgen für die Person.
Ayıp muss nicht nur schmatzen oder laut sprechen sein. Es können auch tiefverankerte Glaubenssätze wie: Offen über Probleme reden ist Tabu oder kurze Klamotten tragen bedeutet schamhaftes Verhalten, sein.
Scham ist wie eine Epidemie in unserer Gesellschaft und wir müssen begreifen, wie sie sich auf uns auswirkt und die negativen Wertungen hinterfragen.
Lies dir den Artikel zum Thema „Ayıp“ von Gülcin Karakoyun hier durch.