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Essen & Trinken

Auf die Freiheit!

Über bayerischen Raki

Ak Rakı, destilliert in einem bayerischen Kloster. Ak Rakı, der Anisschnaps aus Deutschland, teilt sich seinen Namen mit der türkischen Regierungspartei. Aber wer bei dieser Spirituose an eine flüssige Form der Regierungstreue denkt, liegt falsch.

Der Name bedeutet soviel wie rein und weiß und spielt auf das milchige Getränk an, wenn man den Rakı klassisch mit eiskaltem Wasser mischt. Ob er die späte Werbehilfe aus der Türkei für seinen bayerischen Rakı nutzen konnte, können wir Nasuh Deniz, den Erfinder von Ak Rakı, leider nicht mehr fragen. Er starb 2016.

Weicher Anis-Geschmack aus dem Kupferkessel.

Der bayerische Ingenieur, der seinen Anisschnaps in Kupferkesseln des Klosters Ettal in Bayern herstellen ließ, hatte sich Ende der 1980er Jahre in den Kopf gesetzt, Rakı in Deutschland zu produzieren. Kein Wunder, stammte Deniz doch aus dem klassischen Rakı-Ort der Türkei: aus dem Hafenstädtchen Tekirdağ, unweit von Istanbul. Deniz wusste, wie gut sein Rakı war.

Kloster Ettal in Bayern.

In diesem barocken Kloster in Ettal wird der besondere Raki destilliert.

Im Gegensatz zum klassischen türkischen Rakı destillierte er den Schnaps in drei Durchgängen statt nur in zwei. Stolz auf seinen milden Rakı legte er sich mutig mit den türkischen Zollbehörden an – einfach, weil er fand, dass sein in einem Kloster gebrannter Rakı auch in die Verkaufsstätten und Duty-Free-Shops in der Türkei gehörte.

Knapp 17 Jahre später, nach eher dürftigen Verkaufszahlen in Deutschland – und wegen der Konkurrenz der bekannteren Marke aus der Türkei – entdeckte ein Team von taz.gazete Ak Rakı.

Die Idee, dass ein Produkt türkisch und deutsch sein kann, und daraus etwas so Fantastisches wie Ak Rakı entsteht, gefiel uns.

Nasuh Deniz vermachte der Nachwelt etwa 20.000 Flaschen Ak Rakı, allesamt über 20 Jahre alt. Nach dem Verkauf dieser Flaschen wird es keinen Ak Rakı mehr geben. Jedenfalls solange sich nicht jemand berufen fühlt, in Deniz’ Fußstapfen zu treten und an der Tür des bayerischen Klosters anzuklopfen.

Aber davor trinken wir auf die Freiheit!

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der taz.gazete.

 

Autorin: Ebru Taşdemir

Fotos: taz.gazete., wikimedia commons

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