Die 1974 als Tochter sikhischer Einwanderer*innen in Amerika geborene Künstlerin Rajkamal Kahlon lebt heute in Berlin. Ihre Arbeit als Künstlerin versteht sie als feministischen und politischen Widerstand.
In ihrer Reihe „Die Völker der Erde“ malt, collagiert und illustriert sie auf Seiten von „wissenschaftlichen“ Anthropologie- und Ethnologie-Büchern des 19. Jahrhunderts. Diese Bücher waren dazu da, die Andersartigkeit der Kolonisierten zu zeigen und damit die kolonialen Expansionen zu rechtfertigen. Rajkamal gibt den Menschen in diesen Büchern Waffen zur Hand, neue Klamotten oder Demo-Schilder. Durch das Übermalen und Neu-Zeichnen der indigenen Menschen, hilft Rajkamal die traumatische Kolonialgeschichte und die ausgebeuteten, ausgelöschten, marginalisierten Körper zu rehabilitieren.
Sie unterzieht die kolonialen Bilder einer radikalen Veränderung, sodass ihre Subjekte, die von den Fotograf*innen zu Kuriositäten gemacht wurden, ihre Individualität und Würde geltend machen können. Dasselbe Prinzip wendet sie auch bei den Fotografien aus der Kolonialzeit an, die sie neu bearbeitet und in Lebensgröße ausstellt. Die Fotografie eines indigenen Jungens, der einen Trug mit Wasser auf dem Kopf trägt, ändert Rajkamal so, dass er am Ende die Köpfe von bedeutenden Kolonialherrscher*innen balanciert. Die lebensgroßen Fotografien sprechen die Betrachter*innen direkt an und stellen ihnen die Frage:
„Wie seid ihr in die Gewalt und die Ungerechtigkeit, die euch umgeben, verwickelt?“
2021 übernahm sie eine Professur für Malerei an der Hochschule in Hamburg. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise.
Text:Paula Steiner