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Musik & Tanz

Wenn Töne die Seele berühren – Lorenz Masé

Müziğin dili evrenseldir.
Musik braucht keine Sprache. Musik IST Sprache. 

Lorenz Masé stammt aus Italien. Sein Geigenspiel und seine musikalische Sensibilität beeindrucken. Er hat in Bozen am Konservatorium „Claudio Monteverdi“ zehn Jahre lang Geige studiert. In Berlin war er Schüler des Oud-Virtuosen Nuri Karademirli, der 1998 das Konservatorium für Türkische Musik Berlin gegründet hat. Lorenz unterrichtet dort seit vier Jahren Geige und Klavier.

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Wie bist du darauf gekommen, türkische Musik zu spielen?

Es war mein Schicksal. Ich bin vor sechs Jahren mit einem Freund nach Berlin gekommen, ohne  zu wissen, was ich hier genau machen würde. Wir hatten damals ein Jazz-Duo, doch ich wollte neue musikalische Horizonte erschließen. Ich habe dann einfach im Internet den Suchbegriff „orientalische Musik Berlin“ eingegeben und als erster Treffer kam das türkische Konservatorium. Also bin ich dorthin gegangen und habe zum ersten Mal türkische Musik gehört. Ich war fasziniert, ja sogar richtig bewegt. Ich wollte es unbedingt selbst erlernen und habe mich dort eingeschrieben.

Was findest du an türkischer Musik besonders reizvoll?

Dass es diese ganzen Kommatöne gibt, auch Mikrotöne genannt. In der europäischen Musik gibt es nur Ganzton- und Halbtonschritte, in der türkischen hingegen gibt es zwischen zwei Ganztönen neun Unterteilungen, das sind sehr feine Unterschiede. Diese Töne treffen irgendwas in der Seele oder im Herzen, das kann die europäische Musik nicht, die kommt da nicht ran.

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Formst du den Klang auf deiner Geige anders, wenn du türkische Musik spielst im Vergleich zur europäischen Klassik? 

Ja, die türkische Spielweise ist viel weicher als die europäische. Es gibt häufig ein Glissando, also ein Gleiten von einem Ton zum anderen, und es entstehen beim Streichen flötenartige, obertonreiche Klänge.

Wie hast du das Spielen gelernt?

Ich habe viel durch Zuhören gelernt. Am Anfang kam mir alles einfach schief vor. Ich kannte die Töne noch nicht und fing irgendwann an, sie zu suchen und zu fühlen. Ich habe oft anderen Geigenspielern zugehört und dann versucht, sie nachzuspielen.

Türkische klassische Musik ist ein sehr unzugängliches Genre. Kannst du erklären, welche Gefühle diese Musik bei dir auslöst?

In Europa gibt es die Tonleitern, welche klar festgelegt sind und in der türkischen Musik gibt es insgesamt 600 ganz unterschiedliche Abfolgen von Tönen, sogenannte Makame. Es gibt traurige und fröhliche. Genauso unterschiedlich sind auch meine Gefühle beim Spielen. Es sind Schmerz und Freude gleichzeitig.

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Wie hast du dein Gehör für die Mikrotöne und die Makame geschärft?

Mein Lehrer Nuri hat immer gesagt, sie sind wie Personen, die sich zwar irgendwie ähneln, aber mit kleinen Feinheiten. Von ihm habe ich das exakte Treffen der Töne, die Kunst der Makame, die vielseitigen Möglichkeiten der Taksimkunst und ein immenses Repertoire an klassischer türkischer Musik gelernt.

Was ist der Unterschied zwischen dem Zusammenspiel in einem Ensemble, das türkische klassische Musik spielt und einem der europäischen Klassik?

Bei der europäischen Musik klingen mehrere unterschiedliche Töne gleichzeitig und bilden somit eine immanente Harmonie. Bei der türkischen Musik ist die Melodie einstimmig, was aber nicht ganz stimmt, weil die Töne schweben. Sie sind nicht feststehend und die Harmonie befindet sich im Verlauf der Melodie. Es geht darum, dass alle Spieler diese Mikrotöne spielen können und alle gemeinsam den gleichen Ton treffen. Da muss jeder sehr sauber intonieren. Man muss sich auch gut aufeinander einstimmen, so wie in dem Ensemble der Sängerin und Interpretin türkischer klassischer Musik Meral Cihan, in dem ich zurzeit spiele.

Kannst du Gemeinsamkeiten zwischen der türkischen und der europäischen Musik erkennen?

Nur wenige. Die süditalienische Volksmusik erinnert mich an die türkische. Darüber hinaus sehe ich aber keine Gemeinsamkeiten.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Ich will meine eigene Musik finden, das fehlt mir im Moment. Ich spiele oft mit anderen Musikern, möchte aber meinen eigenen Sound finden. Dabei hat mich die türkische Musik sicherlich beeinflusst, denn das Gefühl, das ich zur Musik habe, ist anders geworden. Aber meine Klänge gehen in eine experimentelle Richtung, ich liebe elektronische Musik.

Was genau hat dich aus der türkischen Musik beeinflusst?

Das, was tief reingeht und die Seele berührt – und die Töne zwischen den Tönen.

Credits
Interview: Taner Bölük
Fotos: Nikolai Ziener

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