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Zweiklassensystem – welche Sprachen werden in der Schule gefördert und welche nicht?

“In der Schule wird Deutsch gesprochen”

ein Satz, den die meisten von uns aus der Schulzeit kennen. Im heutigen Post geht es um Mehrsprachigkeit – Fakten, Zahlen und darum, wie das deutsche Schulsystem mit Mehrsprachigkeit umgeht. 

Wie viele Menschen in Deutschland mehrsprachig leben, wird vom  Statistischen Bundesamt im Mikrozensus nicht erfasst. Jedoch erlaubt der Mikrozensus anhand von Schätzungen, dass im Jahr 2021, 85 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zu Hause nur oder überwiegend Deutsch sprachen. Bei Personen mit Migrationshintergrund war dies bei der Hälfte der Fall. Häufige andere Sprachen sind Russisch, Türkisch, Polnisch, Rumänisch, Arabisch und Englisch.

Spracherhebung in Deutschland – wie viele Menschen geben Deutsch als Muttersprache an?

Der Mythos der “doppelten Halbsprachigkeit

Der Mythos, mit mehreren Sprachen aufzuwachsen wäre für das Erlernen beider Sprachen hinderlich und würde dazu führen, dass beide Sprachen nur “halb” erlernt werden, hält sich hartnäckig. Dabei ist er eben genau das – ein Mythos, der sich wissenschaftlich nicht beweisen lässt.

In der Regel ist es entgegen dem Mythos ein wahrer Schatz. Für viele Kinder mit Migrationshintergrund ist die Muttersprache eine wichtige Ressource für die Identitätsbildung und auch für die Eltern ist es häufig ein Weg, die Familiensprache und Familienkultur zu vermitteln. Auf der Lernebene führt mehrsprachiges Aufwachsen dazu, dass Lernende ein höheres metasprachliches Bewusstsein erreichen. Das ist zum Beispiel förderlich für den Erwerb weiterer (Fremd-)Sprachen.

Obwohl es wissenschaftlich also nicht haltbar ist, dass Mehrsprachigkeit hinderlich ist, weder für den Erwerb von Deutschkenntnissen oder allgemeinen Bildungserfolg – wird Kindern häufig untersagt, auf dem Schulhof ihre Zweitsprache zu sprechen. Das Untersagen richtet sich dabei meistens auch eher gegen Sprachen wie türkisch oder arabisch, selten oder nie gegen z.B Französisch. Außerhalb des Unterrichts ​​ist ein Verbot anderer Sprachen, laut Kultusministerium Baden-Württemberg (2017) verfassungswidrig, da es ein Eingriff in die Grundrechte der Schüler*innen darstellt.

Aber wie sollte dann mit Mehrsprachigkeit in der Schule umgegangen werden?

“Die Schule sollte die Ressourcen, die Schülerinnen und Schüler mitbringen, fördern und so einsetzen, dass die schulischen Lernziele erreicht werden.‘, so Till Woerfel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in der Abteilung Sprache. Konkret spricht Woerfel von Translanguaging-Ansätzen bei denen Lehrer*innen die Schüler*innen im Unterricht didaktisch anleiten, ihre Familiensprache im Unterricht einzusetzen. Schülerinnen und Schüler derselben Familiensprache bilden dabei zum Beispiel Sprachtandems, die sich erst in einer gemeinsamen Herkunftssprache über eine Aufgabe austauschen und diese dann auf Deutsch lösen. Er wirbt für den Einsatz digitaler Medien, in denen durch  kollaboratives Arbeiten mehrsprachige Produkte wie multimediale Bücher oder Podcasts erstellt werden.

An Ideen, Ansätzen und Möglichkeiten mangelt es nicht, es hapert nur an der Umsetzung. Das Fazit ist somit: die selektive Förderung europäischer Sprachen muss überwunden werden. Hättet ihr gerne in der Schule die Möglichkeit gehabt, eure Zweitsprache zu vertiefen? 

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