Du findest dich in den tausend Begrifflichkeiten die uns den ganzen Tag auf Instagram um die Ohren fliegen überhaupt nicht mehr zurecht? Wir haben alles, was du wissen musst, direkt hier. Und zwar nicht gemansplained oder gecisplained, sondern gesisplained.
„Able” heißt aus Deutsch „fähig”. Ableism ist also ein Unterdrückungsmechanismus, der Menschen, die nicht „fähig” sind, ausschließt und diskriminiert. Aber was bedeutet dieses „fähig sein” überhaupt? Es richtet sich nach Normen, die von der Dominanzgesellschaft zu diesen gemacht wurden und beschreibt nicht-behinderte, nicht-kranke Körper/Psyche. Ableismus ist gefährlich und schließt aus – sowohl systematisch, als auch im privaten Umfeld. Deshalb sollten wir diesen Begriff häufiger benutzen, um uns selbst und andere auf diese Diskriminierungsform aufmerksam zu machen.
Benching
Benching bedeutet so viel wie ,,auf die Ersatzbank setzten“ und bezeichnet eine Datingtaktik, bei der du durch vereinzelte Zuneigungsgeständnisse und Dates warmgehalten wirst.
Beim Benching datet dein Gegenüber meistens mehrere Personen zeitgleich und sieht dich als EINE Option aus vielen. Zu einer ernsthaften Beziehung führt das selten. (Mehrere Personen gleichzeitig zu daten oder an einer ernsthaften Beziehung kein Interesse zu haben, ist dabei natürlich nicht das Problem – die mangelnde Kommunikation über die eigenen Vorstellungen beim Dating ist problematisch.)
Breadcrumber*innen werfen dir in der Dating-Phase immer wieder Brotkrümel zu, die dich bei Laune halten sollen. „Das hab ich nur für dich gemacht.” zum Beispiel oder sie machen viele Komplimente, die dir ein gutes Gefühl geben, bevor sich die Person eine Woche lang wieder nicht meldet.
Auf eine Beziehung oder ernsthafte Verantwortung wollen sich Breadcrumber*innen meistens nicht einlassen.
Durch die fehlende klare Kommunikation weißt du nie Bescheid, woran du wirklich bist. Außerdem herrscht zwischen euch ein klares Machtgefälle.
Dog Whistling – etwas sagen, das nur ganz bestimmte Personengruppen verstehen können, also genau wie der hohe Ton einer Hundepfeife nur für Hunde hörbar ist.
Diese Form des Gaslightings benutzen häufig Politiker*innen, Menschen mit rechtem Gedankengut oder TERFs, um sich untereinander auszutauschen, ohne für ihre diskriminierende Sprache/Aussagen verantwortlich gemacht zu werden.
Wenn Claudia Pechstein zum Beispiel in ihrer Rede sagt, Kinder bräuchten „Mama und Papa“, dann ist an dieser Aussage nicht eindeutig oder direkt etwas Diskriminierendes zu erkennen. Aber Menschen, die mit dem Argument „es geht um die Familie“ argumentieren, meinen damit hauptsächlich, dass sie gegen LGBTQI+ und queere Menschen sind und -vor allem- gegen diese als Elternteile.
Während sowohl die angegriffenen queeren Personen, als auch fellow Rechte den Satz von Claudia Pechstein verstehen, gibt es kaum Möglichkeit, die Verletzung anzusprechen, da die Aussage per se nicht diskriminierend ist.
Gaslighting
Gaslighting ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der die betroffene Person von einem vertrauten Menschen (z.B Partner*in, Familienmitglied, Freund*in, Kolleg*in) durch Lügen und Manipulation anfängt, am eigenen Verstand zu zweifeln. Gaslighting isoliert das Opfer von der Außenwelt und macht es komplett abhängig von dem*der Täter*in.
Gaslighting funktioniert durch:
-Lügen („Ich habe dich gestern angerufen! Du bist nicht rangegangen!“)
-Erfundene Vorwürfe („Warum flirtest du mit der Kellnerin?“)
-Vorgetäuschte Fürsorge („Wenn du dich unwohl fühlst, dann bleib lieber Zuhause, sonst verdirbst du den anderen nur den Spaß…“)
-Leugnen und Manipulation („Natürlich habe ich deine Schlüssel nicht gesehen, du musst sie wieder verlegt haben.“
Wichtig zu wissen ist, dass jeder zum Opfer von Gaslighting werden kann. Auch sehr selbstbewusste Menschen sind nicht sicher vor den schweren Folgen dieser Art von Gehirnwäsche. Oft leiden die Betroffenen an Depressionen, einem geringen Selbstwertgefühl und sogar Suizidgedanken sind möglich.
Der Begriff wird im Internet inflationär verwendet. Dabei ist zu bedenken, dass Gaslighting einen konstanten, berechneten mentalen Missbrauch bezeichnet. Einzelne Missverständnisse und Lügen machen das Gegenüber nicht sofort zum Gaslighter oder zur Gaslighterin. Die Fehlnutzung des Wortes entwertet die eigentliche Bedeutung und Betroffene werden womöglich weniger ernst genommen.
Wenn ihr die Vermutung habt, dass auch ihr psychische Gewalt erfährt, findet ihr zum Beispiel Hilfe und Beratung beim Opfer-Telefon 116 006 (täglich, 7 – 22 Uhr) vom Weisser Ring e.V.
Hast du schon mal jemanden ganz frisch gedatet und die Person hat dir viiiiel zu schnell Liebesgeständnisse gemacht, dich überproportional beschenkt oder dich direkt der ganzen Familie vorgestellt? Wenn darauf eine gesunde Beziehung (jeglicher Form) gefolgt ist —> Good for you. Falls die Person sich später (oder schnell) als toxisch herausgestellt hat und die Überschüttung mit Liebe nur ein Manipulationszweck war, um dich an sich zu binden und Macht über dich auszuüben, dann bist du eine*r*m waschechten Lovebomber begegnet.
Der männliche Blick. In der feministischen Filmtheorie werden so die Aufnahmen bezeichnet, die in fast allen Filmen zu finden sind: Die Kamera, die entlang des Körpers der Frau filmt, der Gegenshot eines Mannes, der sie betrachtet.
Durch die Male Gaze-Brille betrachtet sind Frauen immer stark sexualisiert, passiv und unter der Kontrolle der Männer.
Der Male Gaze, permanent reproduziert in Film, Fernsehen, Büchern usw. verfestigt weiter die binären gesellschaftlichen Rollen und führt zu noch mehr Sexismus. Dazu gehört auch verinnerlichter Sexismus, also das Phänomen, dass man sich so anzieht, wie man sich vorstellt, dass ein Mann es sexy fände.
Manspreading
Manspreading setzt sich aus den beiden englischen Wörtern ,,man“, zu deutsch Mann, und ,,spreading“, spreizen, zusammen. Es beschreibt die Vereinnahmung von mehr als nur einem Platz durch weit geöffnete Männerbeine. Besonders verbreitet ist Manspreading in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Manspreading will die Dominanz von Männern gegenüber FLINTA-Personen veranschaulichen. Im öffentlichen Raum nehmen Erstere sehr viel mehr Platz ein. Zum Beispiel weichen sie Entgegenkommenden auf der Straße seltener aus oder pinkeln an die nächste Laterne. Alles ganz selbstverständlich, denn im Patriarchat gehört ihnen der Raum schließlich. Schlussfolgend ist Manspreading eine Geste des Patriarchats.
Mosting
Mosting ist der neuste Begriff aus der Dating-Welt und beschreibt eine Kombination aus Love Bombing und Ghosting. Zuerst wirst du mit Zuneigung, Geschenken und Liebesbekenntnissen überschüttet, aber dann legt die Person, die du datest, den Schalter um und ignoriert dich komplett, antwortet dir nicht mehr und blockiert dich vielleicht sogar. Das fiese am Mosting ist, dass du das Ende gar nicht erwartest, also ganz abrupt aus der Honeymoon-Phase katapultiert wirst.
Muslim Facing ist eine Abwandlung des Begriffs Black Facing. Muslim Facing ist beispielsweise, wenn nicht-muslimische Menschen in Filmen Hijab tragen, um eine “muslimische Frau” zu spielen, ohne im echten Leben Hijab zu tragen. Muslim Facing funktioniert über oft über Symbole, es kann aber auch schon Muslim Facing sein, wenn eine Person, z.B. an Fasching als eine “orientalische” Prinzessin gehen möchte und sich dafür die Augenbrauen stark tuscht etc.
Muslim Facing ist, genau wie Black Facing, deshalb so problematisch, weil die Person, die vorgibt Muslim*in zu sein, Hijab ablegen kann oder die Augenbrauen abschminken, sobald sie mit Diskriminierung konfrontiert sind. Dieses Privileg haben tatsächlich muslimische Personen nicht.
Außerdem kommt beim Muslim Facing noch hinzu, dass es gläubigen Menschen gegenüber respektlos ist, sich über den Islam lustig zu machen/den Islam nicht ernst zu nehmen.
Orbiting
Beim Orbiting, ein Begriff aus der Datingwelt, wirst du auf allen Wegen von der Person, die du gerade kennenlernst geghosted, außer auf Social Media. Dort liked und kommentiert sie enthusiastisch weiter – eine Taktik, um dich warmzuhalten und dir ein Abschließen nicht zu ermöglichen.
Phubbing
Mittlerweile führen die meisten von uns eine sehr innige Beziehung zu unseren Smartphones – oft schon zu innig. Wenn unsere sozialen Interaktionen darunter leiden, dass das Gegenüber und/oder wir selbst ständig am Tippen, Scrollen oder Swipen sind, spricht man von Phubbing. Besonders in Partner*innenschaften soll Phubbing auf Dauer zum Problem werden, da so intime Momente durch die immer lauernde Ablenkung sehr fragil und selten werden. Die Lösung: Handyfreie Zeiten und Zonen einplanen. Zum Beispiel beim Abendessen oder im Bett.
Queerbaiting
Übersetzt heißt Queerbaiting so viel, wie einen queeren Köder auswerfen. Die Marketingstrategie wird vor allem in der Unterhaltungsindustrie genutzt. In der Promo-Phase für Serien/Filme soll auch ein queeres Publikum angelockt werden. Also werden kleine Hinweise gestreut, die queere Inhalte vermuten lassen. Im Endprodukt tauchen diese angeteaserten Handlungsstränge dann aber gar nicht auf – oder es werden zwar queer-coded Inhalte gezeigt, aber sie werden nicht explizit als solche benannt! Damit soll verhindert werden, dass das konservative Publikum verloren geht.
Beispiel:
-In einer Serie wird angedeutet, dass ein Charakter queer sei, letztendlich ist die Figur aber doch straight (oder es wird nie darauf eingegangen, dass die Figur queer ist).
Die LGBTQ+-Community wurde die Geschichte hindurch in der Politik, den Medien und dem öffentlichen Leben unsichtbar gemacht. Queerbaiting verspricht ihnen eine Repräsentation, die letztendlich nicht eingelöst wird. Und sind wir nicht schon weiter? Angedeutete Queerness ist nicht mehr genug!
weiss
Geht es um Zugehörigkeit, Teilhabe und Rassismus, ist immer öfter von weissen die Rede. Häufig herrscht das Missverständnis, es ginge dabei um eine Hautfarbe. Tatsächlich meint weiss eine gesellschaftspolitische Norm und Machtposition und wird deshalb in wissenschaftlichen Text oft klein und kursiv geschrieben. Der Begriff wird als Gegensatz zu People of Color und Schwarzen Menschen verwendet. Dabei müssen sich z.B weisse Deutsche nicht selbst als weiss oder privilegiert fühlen.
Whistleblowing
Ein Whistleblower ist ein*e Hinweisgeber*in von unethischem Verhalten, wie z.B. Korruption, Datenmissbrauch oder Menschenrechtsverletzungen in Unternehmen oder Organisationen. Whistleblowing zieht oft verheerende Konsequenzen nach sich, doch Whistleblower denken, dass die vertraulichen Informationen an die Öffentlichkeit gehören und sorgen so für Veränderungen.
Einer der bekanntesten Whistleblower ist Edward Snowden. Er brachte 2013 die Spionagepraktiken der NSA ans Licht, die seit 2007 das Internet und die Telekommunikation für die USA und die UK bewachte. Die beiden Länder hatten dazu aber eigentlich keine Befugnis, da kein konkreter Verdacht vorlag. Snowden lebt bis heute im russischem Exil, da ihm in den USA eine lange Haftstrafe droht.
White Gaze
Der White Gaze beschreibt, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen: weißseinals maßgebende Norm, die nicht benannt werden muss. weiße hingegen kategorisieren und benennen alles, was von dieser Norm abweicht.
Die Autorin Toni Morrison etabliert und veranschaulicht den Begriff am Beispiel von Literatur. Wenn in einem Buch nicht explizit benannt wird, dass es sich um einen BIPoC-Charakter handelt, gehen wir automatisch davon aus, er wäre weiß. Andersherum gehen auch Autor*innen davon aus, dass die Leser*innenschaft weiß ist und schreiben ihre Bücher entsprechend dieser Annahme.
Für BIPoC bedeutet der White Gaze, dass sie sich in vielen Räumen fehl am Platz und unwillkommen fühlen. Sie müssen Strategien entwickeln, um sich der weißen Norm anzupassen, zum Beispiel Code Switching. Jedoch kann das stetige Kompromittieren ihrer selbst in weiß dominierten Räumen zum Imposter-Syndrome gegenüber ihrer eignen Kultur führen.
„White Tears“ ist ein Begriff, der das Phänomen beschreibt, dass weiße Menschen, sobald sie mit Rassismus oder Diskussionen über ihr Weißsein konfrontiert werden, oft mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit reagieren und versuchen, die Aufmerksamkeit von den Erfahrungen und Perspektiven marginalisierter ethnischer Gruppen abzulenken. Das Phänomen bezieht sich auf die emotionale Reaktion weißer Menschen, wenn sie wahrnehmen, dass ihre Privilegien in Frage gestellt oder herausgefordert werden.
White Washing
Whitewashing beschreibt einen Vorgang in der Unterhaltungsindustrie, bei dem Rollen von BIPoC-Figuren mit weißen Schauspielerinnen besetzt werden. Entweder werden die Skripte umgeschrieben und die BIPoC-Figuren werden zu weißen oder aber weiße Schauspieler*innen spielen BIPoCs in Black-, Yellow- oder Redface.
Beispiele:
-Johnny Depp wurde für die Rolle des Native American Tonto im 2013 erschienen Lone Ranger gecasted
-In Zurück in die Zukunft wird es so dargestellt, als hätte Marty McFly Chuck Berry die Inspiration zu seinem Erfolgshit ,,Johnny B. Goode“ gegeben
In Filmen, in denen Whitewashing betrieben wird, verdienen alle Beteiligten an den Geschichten über BIPoCs, außer BIPoCs selbst. So werden sie aus der Filmindustrie ausgeschlossen, während sich an ihrer Kultur bereichert wird. Zusätzlich kann man von einem Whitewashing der Geschichte sprechen, wenn z.B historische Ereignisse verfilmt werden und BIPoC-Figuren mit weißenersetzt werden. Wusstet ihr zum Beispiel, dass viele Cowboys nicht weiß,sondern Native Americans aus spanischen Kolonien waren?
Mindestens genauso problematisch ist Black, Yellow oder Red Facing. weißeSchauspieler*innen können die angepinselte Ethnie, wie ein Kostüm, am Ende des Drehtags wieder abgelegen, ohne je mit den realen Problemen einer rassifizierten Person konfrontiert zu werden.
“Woke” sein bedeutet “wach sein” auf Deutsch und bedeutet erst einmal nur, dass jemand Diskriminierungen gegenüber wachsam ist, sich also mit der politischen Dimension von Diskriminierung auseinandergesetzt hat. Was als Begriff, der von Schwarzen Aktivist*innen geprägt wurde, startete, später ausgeweitet als “stay woke”, um auf Polizeigewalt aufmerksam zu machen, ist heute jedoch auch kritisch zu betrachten. Den Stempel der “wokeness” eignen sich auch oft weiße Menschen an, ohne sich tatsächlich mit Rassismus auseinanderzusetzen, sondern nur als Performance.
Der Begriff der “Wokeness” wird von Rechten oft auch im Zusammenhang mit “Cancel Culture” verwendet, um auszudrücken, dass die Sichtbarmachung von Rassismus dazu führen würde, dass es eine Einschränkung der Meinungsfreiheit gäbe.