Ich sehe Gollum vor mir, wie er eine Rolle Klopapier in der Hand hält und sie als „Mein Schatz“ anhimmelt. Die WC-Rollen haben sich jetzt schon zu Sinnbildern für das Jahr 2020 entwickelt. Die ersten Nachrichten der Corona-Krise drehten sich nicht darum, wie man sich am besten vor dem Virus schützt, sondern: Die Deutschen hamstern was das Zeug hält, und zwar für ihren Allerwertesten. Schlagzeilen wie „Der Kampf um’s Klopapier“,„Die Klopapier-Krise“ oder „Objekt der Begierde“ stellen den Fetisch in Deutschland deutlich zur Schau.
Intimhygiene mit trockenem Papier?
Doch eine Sache scheint ziemlich paradox. Wir Menschen duschen uns mit Wasser, wir putzen unsere Zähne mit Wasser, die Haare ebenfalls. Aber unseren Po, der ja nun einiges leistet, wischen wir lediglich mit trockenem Klopapier ab?
In der ärztlichen Hygieneverordnung heißt es, alle Feuchtgebiete und Öffnungen müssen sauber und rein gehalten werden. Doch geht das überhaupt mit einem Stück Papier?
Schauen wir uns an, wie andere Kulturen die Anushygiene handhaben.
Die beste Erfindung: Plumpsklos
Es mag auf den ersten Blick nicht so erscheinen, aber dass in der Türkei besonders auf Po-Hygiene geachtet wird, zeigen vor allem die Plumpsklos, auch Ala Turka-Toilette genannt.
Diese existieren tatsächlich immer noch als Zweittoilette in den meisten türkischen Haushalten. Hier kommen die Oberschenkel und das Gesäß überhaupt nicht in Berührung mit der Kloschüssel. Stattdessen werden Beinmuskulatur und Gleichgewichtsinn beim Hocken über dem Plumpsloch trainiert.
Die Haltung, die dabei eingenommen wird, soll übrigens auch am besten Hämorrhoiden vorbeugen.
Macht es wie die Türken und benutzt Wasser!
Nach dem Geschäft kommt dann die gründliche Posäuberung mit Wasser. In türkischen Haushalten habt ihr sicherlich eine Gießkanne oder einen anderen Behälter mit Wasser neben der Kloschüssel entdeckt. Diese Gewohnheit beruht auf einer alten Tradition. Denn in der Türkei steht immer ein sogenannter „Ibrik“, also ein Wasserbehälter. Laut ungeschriebenem Gesetz hält man mit der rechten Hand diesen Ibrik, der die linke Hand mit Wasser befeuchtet, sodass der Anus mit klarem Wasser gesäubert werden kann. Somit kann gleichzeitig die im Islam vorgesehene Waschung, das „Taharet“ vollzogen werden.
Zur Säuberung darf nur die Hand benutzt werden, mit der kein Essen angefasst wird. Zur Trocknung können einige Auf -und Ab-Bewegungen gemacht werden, damit die letzten Wassertropfen abfallen. So wird tagtäglich ein Balance-Akt am stillen Örtchen vollzogen. Alternativ kann statt des Toilettenpapiers auch ein kleines Handtuch bzw. ein extra „Po-Tuch“ benutzt werden. Anschließend werden die Hände bestenfalls gründlich mit Seife gereinigt.
Die Bidets der Südeuropäer
Sehr tricky und raffiniert sind die Bidets in den südlichen Ländern Europas. Neben der Kloschüssel steht meist noch eine weitere Schüssel ohne Deckel. Wer nicht weiß, wozu dieses Bidet dient, würde meinen, dass es vielleicht für Kinder oder zum Füße waschen ist. Nein, bei den Bidets handelt es sich tatsächlich um eine zweite Kloschüssel mit einem kleinen Schlauch. Dieser Schlauch ist so platziert, dass der Wasserstrahl den After genau trifft. Kluge Erfindung.
Hightech-Posäuberungsmaßnahmen
Das Land des Hightechs überholt alle Länder der Welt, wenn es um die Hygiene des Allerwertesten geht. Mit ihren sprechenden, rotierenden und messenden Toiletten sind die Japaner*innen absolute Gewinner*innen.
Ihre Toiletten können diverse Werte des Urins und des Kots messen, haben angenehme Massagefunktionen und desinfizieren sich nach dem Toilettengang von alleine. Wie bei den Bidets sind hier Wasserspritzfunktionen eingebaut, die die Stärke des Strahls nach Wünschen des Klogängers anpassen können.
Wie wir sehen können, gibt es ausreichend Alternativen zu Toilettenpapier. Versucht es doch mal wie die TürkInnen und benutzt Hände und Wasser! Feuchtpapier erfüllt aber auch ganz gut seinen Zweck!