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Gesellschaft & Geschichten

Sersal

Das Neujahrsfest der Ezid*innen

Das Neujahrsfest Sersal bzw. „Çarşema Sersalê“, übersetzt aus dem Kurdischen: „Roter Mittwoch“, findet dieses Jahr am 19. April statt. Es ist nicht zu verwechseln mit dem kurdischen Neujahrfest Newroz, das am 21. März gefeiert wird.

Nach dem ezidischen Kalender ist der April der erste Monat des Jahres. Für die Ezid*innen hat er auch eine besondere Bedeutung: Im April heiraten nur die Engel, deshalb ist es Ezid*innen verboten im April zu heiraten. Auch der Boden wird im April nicht landwirtschaftlich genutzt, damit sich die Natur erholen kann.

Mittwoche sind für Ezid*innen ohnehin heilige Tage, die oft als Ruhetage genutzt werden.

Ursprung

Nach ezidischer Überlieferung wurde die gesamte Schöpfung der Welt ebenfalls an einem Mittwoch vollzogen. Die Welt soll zum allerersten Mal von Sonnenstrahlen berührt worden sein und daraufhin in ein rötliches Licht gehüllt. Deshalb auch der Name „Roter Mittwoch“. Der Engel der Ezid*innen, der Melek Taus, der als Pfau dargestellt wird, sei an diesem Tag auf die Erde hinabgestiegen und habe die Welt bewohnbar gemacht. Ezid*innen glauben, dass sich die sieben Erzengel an Çarşema Sersalê mit Gott treffen, um über das nächste Jahr zu beraten.

Rituale

Zum Sersal ist es Tradition früh aufzustehen, um der Sonne entgegen zu beten, die Häuser zu putzen und den Hauseingang mit bunten Bändern und Blumenschmuck zu dekorieren. Das soll den Engel Melek Taus willkommen heißen. An die Fenster werden bunt bemalte Eier gehängt. Die Ezid*innen glauben, dass Gott die Welt aus einem Ei erschaffen hat, das gefroren war, und das durch das Daraufsetzten des Melek Taus zerbrochen ist. Diese Reste des Eis sind die Materie aus der Gott alles kreiert hat. Das Ei ist auch symbolisch für Geburt und Neubeginn, passend zum Neujahrsanfang.

Oft werden neben dem Bemalen der Eier auch Eierschalen auf die Ackerflächen verteilt – in der Hoffnung auf gute Ernte im neuen Jahr. Viele Ezid*innen besuchen zu Sersal Verstorbene auf den Friedhöfen und verteilen zu Ehren dieser Brot und Fleisch an die Nachbar*innen. Dieser Brauch wird Belindê (dt. Feier der Toten) genannt. Das Fleisch ist meistens von dem Tier, das vorher von der Familie anlässlich des Neujahrsfestes geopfert wurde.

Am Abend finden sich viele Familien zusammen, um das Fest der heiligen Lichter zu feiern. Ein Würdenträger bringt ein heiliges Feuer zu den Ezid*innen und diese versuchen, ihre Fackeln am heiligen Feuer (Çira) zu entzünden. Es werden auch Bazinbar verteilt, rote und weiße Armbänder, die Glück bringen sollen, sobald sie von selbst abfallen. Beim Lichterfest wünscht man sich gegenseitig ein frohes neues Jahr.

Unterschied zu Newroz

Oft wird statt Çarşema Sersalê von Çarşema Sor gesprochen. Diese Bezeichnung lehnt an das Feuerspringen Chaharshanbe Suri an, das innerhalb des kurdischen Neujahrsfestes „Newroz“ Tradition ist. Newroz hat zoroastrischen Hintergrund. Inhaltich sind die beiden Frühlingsfeste nahezu identisch, die Zoroastrier meinen mit der Bezeichnung Chaharshanbe Suri jedoch nicht „Roter Mittwoch“. Manche Ezid*innen lehnen die Behauptung, sie würden von Zoroastriern abstammen, ab und sehen sich auch nicht als Teil der Kurd*innen, sondern als eigenständige Ethnie. Deshalb ist es inklusiver von Çarşema Sersalê als eigenständigem Fest zu sprechen.

Für Ezid*innen ist besonders wichtig, dass am „Roten Mittwoch“ niemandem Leid zugefügt und der Tag als ein Tag des Friedens gefeiert wird.

Sersal findet zur gleichen Zeit wie Ramadan statt. Wir wünschen allen, ganz im Sinne des Çarşema Sersalê ein friedliches Miteinander, schöne Feste und ein frohes neues Jahr.

 

Quellen:
https://s-j-a.org/blog/neujahresfest/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/neujahrsfest-der-jesiden-die-erschaffung-der-welt-aus-dem-100.html
http://ciwanen-ezidi.de/pdf/rotemittwoch.pdf
https://anfdeutsch.com/kultur/ezidische-gemeinschaft-feiert-am-mittwoch-Carsema-sor-25602

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