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Sprache & Literatur

Nâzim Hikmets Sehnsucht nach Heimat

Nâzim Hikmet war ein sehnsüchtiger Mensch, denn es war ihm nicht vergönnt ein friedliches Leben in seiner Heimat zu führen. Viele Jahre im Gefängnis und auf der Flucht ließen das Heimweh zu einem zentralen Thema in seinen Gedichten werden.

Seine Lyrik entsprach dabei nicht den traditionellen Normen, die zu seiner Zeit in erster Linie Liebesgedichte oder religiöse Texte waren. Er wusste sich davon zu lösen und entwickelte seinen eigenen Stil, indem er sich nicht nach den strengen Versmaßen richtete. Er textete mit alltäglicher Sprache und behandelte menschliche Probleme und Gedanken. Vor allem aber setzte er sich damit für eine gerechte Gesellschaft ein. Dafür wurde der heute so berühmte Dichter in der Türkei jahrzehntelang totgeschwiegen, wie seine Lebensgeschichte verdeutlicht.

Eines seiner schönsten Gedichte entstand im Jahr 1945:

Das schönste Meer

Das schönste Meer,
es ist das noch unbefahrene.

Das schönste Kind:
es ist das noch nicht erwachsene.

Unsere schönsten Tage:
es sind die noch nicht gelebten.

Das allerschönste Wort was ich Dir
sagen wollte:
es ist das noch nicht ausgesprochene Wort.

Dieses Gedicht entstand während seiner Zeit im Gefängnis, denn er wurde wegen „Aufhetzung zur Meuterei“ verurteilt. Dank öffentlicher Proteste wurde Nâzim Hikmet drei Jahre vorzeitig entlassen, floh jedoch in Richtung Schwarzes Meer, wo er über Rumänien schließlich nach Moskau kam. In dieser Zeit entstanden viele sehnsüchtige Texte, denn er war nun fern von seiner Heimat, seiner Frau und seiner Familie. An seinen Empfindungen lässt er uns teilhaben:

Meine Heimat, o meine Heimat, meine Heimat,
es blieb mir nicht einmal eine Mütze übrig von deiner Hand,
kein Schuh mit deiner Erde,

Du bleibst jetzt nur noch im Grau meines Haares,
in meinem Herzinfarkt,
in den Runzeln meiner Stirn, meine Heimat,
o meine Heimat,
meine Heimat …

Nâzim Hikmet – verurteilt, verstoßen, verehrt. So war es zumindest in der Türkei. Doch weltweit fand er schon früh viele Anhänger, auch wegen seiner kämpferischen und unbeugsamen Haltung. Nach seinem Hungerstreik und seiner frühzeitigen Entlassung wurde er 1951 schlussendlich ausgebürgert. Eine Rückkehr in sein Heimatland wurde ihm so unmöglich gemacht. Verschiedenste Intellektuelle haben versucht, diese Ausbürgerung rückgängig zu machen – selbst nach seinem Tod. 1999 scheiterte der Versuch unter der Regierung des Sozialdemokraten Ecevit. Erst 2009 wurde Nâzim Hikmet dann letztendlich wieder eingebürgert, was seine langen Jahre im Gefängnis und auf der Flucht natürlich nicht wieder gutmachen konnte.

“…was ich schreibe wird in dreißig bis vierzig Sprachen gedruckt,
in meiner Türkei, in meinem Türkisch ist es verboten…”

Credits
Text: Yasemin Altınay
Bild: Internethaber.com

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