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Gesellschaft & Geschichten

Misogynoir

Wenn sich Anti-Schwarzer Rassismus mit Sexismus verbündet

Ursprung

Misogynoir setzt sich zusammen aus den Worten Misogynie und dem französischen Wort für schwarz: noir. Damit macht der Begriff auf die Verschachtelung von Anti-Schwarzem Rassismus und Frauenfeindlichkeit, die sich spezifisch gegen Schwarze Frauen richtet, aufmerksam.

Den Begriff prägte die queere Schwarze Aktivistin und Wissenschaftlerin Moya Bailey. Er steht in der Theorietradition des intersektionalen Feminismus, der überlappende und gleichzeitige Formen der Diskriminierung fokussiert und sich aus dem schwarzen Feminismus entwickelt hat.

Stereotypen

Misogynoir äußert sich in verschiedenster Form: in der Erotisierung und Exotisierung der Körper von Schwarzen Frauen, in der Diskreditierung ihrer intellektuellen Leistungen und in medial vermittelten Stereotypen, die wir euch gleich genauer vorstellen. Auf diese Art verfestigen Medien eine Machtordnung: White Supremacy (weiße Vorherrschaft). Das Patriarchat, das mit dieser Herrschaftsform einhergeht, betrifft dabei Schwarze Frauen im Vergleich zu Weißen Frauen ungleich, denn Misogynoir reicht mehr als zwei Jahrhunderte zurück.

The Jezebel

Im 18. Jahrhundert wurden die Körper Schwarzer Sklavinnen bewusst sexualisiert, um die Vergewaltigung durch den „weißen Herren” zu rechtfertigen, was sich im Bild der „Jezebel“ (der sexuell attraktiven Schwarzen Frau) verfestigt hat. Das Jezebel -oft light skinned- braucht die Bestätigung von Männern und benutzt ihre Sexualität, um sie zu verführen und so ihre materiellen Bedürfnisse zu befriedigen.

The Mammy

Als die Frauen der weißen Sklavenhälter sich zunehmend von der Sexualität der Schwarzen Sklavinnen bedroht fühlten, fing das Bild des Mammy an sich zu etablieren. Die Mammy -oft eine dicke Schwarze Frau und dark skinned- empfindet große Zuneigung für die weißen Kinder, die sie erzieht. Ihr werden häusliche Tätigkeiten und emotionale Sorgearbeit zugesprochen.

The Angry Black Woman

Das berühmteste Stereotyp ist die der wütenden, Schwarzen Frau. Den Ursprung hat dieses Stereotyp der „irrationalen”, Schwarzen Frau in Minstrel Shows im 19. Jahrhundert, da Schwarze Frauen oft von weißen Schauspielern porträtiert wurden.

Als die Tennisspielerin Serena Williams nach dem verlorenen US-Open Finale 2018 in New York dem Schiedsrichter Carlos Ramos Sexismus vorwarf, bestätigte sie in den Augen der Öffentlichkeit das Bild einer „hysterischen”, Schwarzen Frau.

(Un-)Sichtbare Körper

„Schwarze Frauen stehen an einem Scheideweg: zum einen sind sie aufgrund der Misogynoir in den Medien sehr sichtbar, werden aber im nächsten Moment unsichtbar, sobald sie lebensrettende Aufmerksamkeit brauchen.” -Moya Bailey

Studien in den USA deuten darauf hin, dass Schwarze Frauen häufiger an Brustkrebs erkranken und eher an den Folgen sterben als weiße Frauen. Schuld daran ist das rassistische Stereotyp der Starken Schwarzen Frau , die weniger schmerzempfindlich sei. Auch während der Sklaverei wurde auf Schwarze Körper eine höhere Leistungsfähigkeit projiziert.

Misogynoir im weißen Feminismus

Misogynoir wird als Problem im weißen Feminismus ausgeklammert, da eine Gesellschaft, in der ,weiße Körper’ als vermeintliche Norm dominieren, genau diese Körper privilegiert.

Als die Influencerin Sophie Passman 2022 in einem Interview mit der Schweizer Zeitschrift Annabelle kritisierte, dass Schwarze Frauen zunehmend zum Sprachrohr in der Diskussion über Rassismus gemacht würden, sorgte das für Kontroversen.

Passman hatte sich selbst mehrmals über Rassismus geäußert und sich als weiße Feministin an den intellektuellen Errungenschaften Schwarzer Feminst*innen bedient, mit dem Interview aber die Misogynoir gegen Schwarze Feminist*innen wie Jasmina Kuhnke reproduziert.

 

Text: Büşra Koç

 

Quellen:
​​https://chocolateclass.wordpress.com/2015/04/10/from-jezebel-to-diva-how-cadbury-plays-off-the-evolution-of-negative-stereotypes-surrounding-black-women/
https://www.zeit.de/gesundheit/2021-12/rassismus-gesundheitssystem-schwarze-menschen-arzt-muna-aikins?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
https://prezi.com/p/enidg_5-hq_f/misogynoir/
https://www.degruyter.com/document/doi/10.18574/nyu/9781479803392.003.0004/html?lang=de
https://www.forbes.com/sites/janicegassam/2020/09/22/misogynoir-the-unique-discrimination-that-black-women-face/
https://www.boell.de/sites/default/files/2022-11/e-paper-misogynoir-endf.pdf
https://www.watson.ch/international/deutschland/610250551-feministin-sophie-passmann-nach-shitstorm-nicht-mehr-auf-twitter
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/erste-schwarze-oscar-preistraegerin-ausgezeichnete-mammy-13528530.html
https://www.bbc.com/news/world-us-canada-45476500

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