Fotografie frei von Konventionen

Zu Gast bei Eylül Aslan

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Die 24-jährige Fotografin Eylül Aslan Schrotter hat durch Fotografie einen Weg gefunden, um sich der Realität zu entziehen und sich in ihre eigene Welt zu begeben. Eine Welt, in der sie frei von Konventionen ihre Ideen und Vorstellungen in einer visuellen Form ausdrücken kann. Ihre Bilder wirken oft sehr verträumt und rätselhaft. Eylül stammt ursprünglich aus Istanbul und lebt nun seit zwei Jahren mit ihrem Ehemann in Berlin-Neukölln. Ich habe sie in ihrem ehemaligen Wohnort Moda in Istanbul getroffen und mich mit ihr über ihre Fotografie und über die Rolle der Frau in der türkischen Gesellschaft unterhalten.

Eylül, was hat Dich nach Berlin gezogen?

Schon seit meiner Jugend hatte ich den Traum nach Berlin zu ziehen. Das erste Mal bin ich mit 18 nach Berlin gereist und habe mich direkt in die Stadt verliebt. Als ich dann 2012 meinen Bachelor in französischer Sprache und Literatur abgeschlossen hatte, bin ich mit ein wenig gespartem Geld und einem dreimonatigen Visum erneut nach Berlin gereist. Dort habe ich meinen Ehemann kennengelernt und bin geblieben.

 

Wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Im Alter von 17 Jahren habe ich von meiner Mutter eine Analogkamera geschenkt bekommen. Durch den Ansporn meiner Cousine erstellte ich 2007 einen Flickr-Account und lud meine ersten Fotos hoch. Das Feedback war für mich überraschend positiv und motivierte mich weiterzumachen. Später durfte ich für Fotografen wie Barış Aktınmaz (u.a. für „Elle“, „Harper’s Bazaar“) und Yağmur Kızılok assistieren. Im Laufe der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass Modefotografie in der Türkei überhaupt nicht meinen Vorstellungen entsprach. Es gab nicht genug Freiraum für Kreativität und man wurde ziemlich schlecht bezahlt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie wir darauf achtgeben mussten, die Markenkleidung der Models so ungetragen wie möglich aussehen zulassen, damit wir sie wieder zurückschicken konnten.

 

Deine Fotos wirken oft sehr verträumt und sind durch Pastelltöne gekennzeichnet. Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?

Hinter jedem meiner Bilder verbirgt sich eine Geschichte, die ich versuche zu vermitteln. Allerdings möchte ich auch, dass der Betrachter sich das Bild anschaut und sich seine eigene Geschichte dazu ausdenkt. Die Fotografie war damals für mich eine Möglichkeit, um aus der Realität zu entfliehen. In der türkischen Gesellschaft muss man sich an gewisse Normen anpassen, sonst wird man direkt in bestimmte Schubladen gesteckt. Besonders als Frau ist es schwer sich frei zu äußern und zu handeln.

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Das klingt sehr nach Symbolismus. Der Betrachter soll sich mit der Idee hinter dem Bild beschäftigen.

Ja, das stimmt. Ich bekomme oft zu hören, dass meine Bilder schwer zu entschlüsseln seien und rätselhaft wirkten. Viele deuten es als etwas Mystisches und „nicht greifbares“. Ich mag die Art, wie sich die Betrachter ihre eigenen Geschichten dazu ausdenken.

 

Woher kommt Dein Interesse für die französische Literatur?

Ich denke, dass meine Mutter da eine sehr große Rolle gespielt hat. Sie hat mir von klein an sehr viel über Literatur und Kunst beigebracht und ist immer eine große Inspiration für mich gewesen. Mit 17 Jahren habe ich ihre Analogkamera, eine alte Nikon90x, geschenkt bekommen. Es ist immer noch dieselbe Kamera , die ich heute verwende. Was die Literatur anbelangt lese ich unglaublich viel und führe schon seit meiner Kindheit ein Tagebuch. Zuhause in Berlin habe ich einen Stapel Tagebücher rumliegen.

2012 hast du dein erstes Fotobuch „Trauerweide“ herausgebracht. Wie ist es dazu gekommen?

Das war reiner Zufall. Als ich 2012 nach Berlin reiste, wurde ich von dem norwegischen Verlag „Éditions du LIC“ kontaktiert. Dieser Verlag fokussiert sich speziell auf junge, neue Künstler und publiziert deren Werke.

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Dein Buch hast du Trauerweide genannt. Wieso hast Du Dich für diesen Namen entschieden?

Mit dem Bild einer Trauerweide habe ich auf den ersten Blick einen Schleier assoziiert. Genau wie die Äste den Baum schleierartig umhüllen, sehe ich die Trauerweide als ein Symbol für die Frauen einiger Kulturen, in denen sie eher zurückhaltend agieren. Auf eine Art wirken sie verschleiert und geheimnisvoll. Gleichzeitig hat es aber auch etwas Trauriges.

Credits
Text: Gizem Ateş
Link: septemberlion.com

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