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Ausstellung

Wie der Beat nach Berlin kam

Die Ausstellung BERLIN GLOBAL zeigt HipHop aus Ost- und West-Berlin
  • 1.10.2021
  • 10:00
  • Humboldtforum
  • Schlossplatz, 10178 Berlin

Ein wenig erinnert er schon an das Foyer im ehemaligen Palast der Republik: der Themenraum „Vergnügen“ bei BERLIN GLOBAL, der Berlin Ausstellung des Stadtmuseums Berlin und von Kulturprojekte Berlin. In der Mitte des Raumes hängen die berühmten Kugelleuchten aus „Erichs Lampenladen“ von der Decke, schräg darunter befindet sich das 1976 entstandene Gemälde „Weltjugendlied“ von Lothar Zitzmann (das auch tatsächlich im Foyer hing). Dazu thematisieren vier kupferfarbene, begehbare Kugeln die Berliner Unterhaltungskultur der vergangenen hundert Jahre. Von der Entstehungsgeschichte der Kreuzberger Schallplattenfabrik Carl Lindström AG über die tanzbare Diskokugel bis hin zu Videointerviews des Schwarzen Filmemachers Jermain Raffington über Rassismus in der Unterhaltungsbranche: Der längliche Raum mit Blick auf den Berliner Fernsehturm singt, tönt und kratzt.

offene, begehbare Kugel, in der eine Frau steht und Bildschirme hängen an den Wänden

Begehbare Kugel in BERLIN GLOBAL © Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin | Foto: Anne Preussel

HipHop als grenzübergreifendes Lebensgefühl
Ein Kontrapunkt setzt da das halbkugelförmige Stahlgerüst gegenüber dem Kaiserpanorama, ein Nachbau aus dem Jahr 1900, dessen Original das Stadtmuseum Berlin bewahrt. Ausgestattet ist das Gerüst mit schwarzen Flightcases, also stabilen Transportkoffern, wie man sie aus der Musikbranche kennt. In ihnen befinden sich Objekte, deren Besitzer*innen eine ganz besondere Szene und Zeit geprägt haben: den HipHop in Ost- und West-Berlin der 1980er und 1990er Jahre.

drei Personen, die umgeben von Bildschirmen sind und Musik hören über Kopfhörer.

Graffiti, Turntables und Flightcases: Hier geht’s um HipHop © Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin | Foto: Oana Popa-Costea

Zu sehen ist etwa der Ghettoblaster der Breakdance-Crew TCR, eine Jacke mit dem Schriftzug „Cartel“ von Kadir Memiş, Mitglied der HipHop-Gruppe Flying Steps oder das DJ-Equipment von DJ Jimmy X von Downtown Lyrics, das der Musiker selbst zusammengebaut hat – bestehend aus Teilen, die damals in der ehemaligen DDR erhältlich waren. Sie geben ein geteiltes, aber dennoch ähnliches Lebensgefühl wieder: So entstand in West-Berliner Jugendzentren durch türkisch-deutsche Jugendliche eine neue Form des HipHops, der später als Oriental HipHop vor allem in der Türkei populär wurde. Das aus den USA stammende Genre bot den Kindern von eingewanderten Arbeiter*innen – meist zum ersten Mal – die Möglichkeit, sich auszudrücken und dadurch sichtbar zu werden.

ein alter Ghettoblaster, auf dem Graffitis zu sehen sind. Er ist ausgestellt in einer Vitrine.

Der Ghettoblaster von TCR © Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin | Foto: Anne Preussel

Auch auf der buchstäblich anderen Seite der Stadt bedeutete HipHop eine Form der Freiheit. Zahlreiche Ost-Berliner Jugendliche begeisterten sich für den Film „Beat Street“, der 1985 in die DDR-Kinos kam. In dem US-amerikanischen Breakdance-Film geht es um eine Jugend-Gang in Southern Bronx, einem prekären Gebiet des New Yorker Stadtteils Bronx – und gleichzeitig dem Entstehungsort des HipHops.

Die Plattform BERLIN GLOBAL
Dass es gelungen ist, die Energie, die Kreativität und das Lebensgefühl der Berliner HipHop-Szenen jener Zeit zu vermitteln, hat vor allem damit zu tun, dass es die damaligen Rapper, DJs, Breakdancer und Sprayer selbst sind, die diesen Ausstellungsbereich zusammen mit der Kuratorin Verda Kaya erarbeitet haben: Sie kommen in einem Film, der in der Ausstellung zu sehen ist, selbst zu Wort, sie haben beraten, was sie zeigen könnten und ihre Leihgaben kommentiert.
Zusätzlich ist ein kostenfreies, digitales Konzert mit der türkisch-deutschen Rap-Pionierin AZIZA A. im Eröffnungsraum „Weltdenken“ von BERLIN GLOBAL entstanden.

 

In der Veranstaltungsreihe „BERLIN GLOBAL Grenzerfahrungen“ wiederum ging es im ersten, auf YouTube ausgestrahlten, kostenfreien Event um Perspektiven von Menschen mit Migrationsgeschichte aus der Türkei auf die Berliner Mauer.

Viele Stimmen, viele Geschichten
Denn das ist das Besondere an BERLIN GLOBAL: Hier wird die Geschichte der Verflechtung Berlins mit der Welt aus vielen Perspektiven und mit ganz unterschiedlichen Mitteln erzählt. In sieben Themenräumen nimmt die Berlin Ausstellung im ersten Obergeschoss des Humboldt Forums auf 4.000 Quadratmetern die Aspekte Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung in den Fokus. Aspekte, die sich auch in anderen Metropolen finden, doch in dieser Kombination typisch für die Stadt Berlin sind.
Diese Vielstimmigkeit ist Programm. Sie gründet auf der von immer mehr Museen geteilten Überzeugung, dass es nicht die eine, vermeintlich objektive Darstellung von Geschichte gibt, sondern viele Geschichten. Sie sollen die Diversität der Stadtgesellschaft spiegeln, sich auch für Gruppen öffnen, deren Lebenswirklichkeit in der Regel nicht im Museum vorkommt. Damit verändert sich auch die Rolle von Kurator*innen. Gefragt sind nicht mehr nur ihre wissenschaftliche Expertise und ihre Erfahrung als Ausstellungsmacher*innen, sondern auch die Fähigkeit zur Vernetzung und zur Moderation.

drei Personen auf einer Sitzmöglichkeit. Eine Person schaut aufs Handy und zwei Personen unterhalten sich.

Auf den bequemen Berlianen lässt es sich in der Lounge gut diskutieren © Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin | Foto: Anne Preussel

Dein Ticket zur Vernetzung
Und tatsächlich bist Du in der Ausstellung auch nach Deiner Meinung gefragt. Zu Beginn des Rundgangs kannst Du dich für eine interaktive Spur einloggen. Auf dieser Spur wirst Du nach Deiner Perspektive auf Themen der Ausstellung befragt. Am Ende des Rundgangs erhältst Du eine personalisierte Auswertung Deines Besuchs, mit dem Du auf andere zugehen kannst: ein „Ticket zur Vernetzung“. Denn das ist BERLIN GLOBAL auch: ein Ort des Austauschs.
Bis zum 12. November 2021 ist der Besuch der Ausstellung BERLIN GLOBAL kostenfrei. Danach greift ein neues soziales und solidarisches Bezahlmodell: Der Eintritt zu BERLIN GLOBAL wird weiterhin für viele Gruppen kostenfrei sein. Weitere Infos gibt es auf der Website von BERLIN GLOBAL.
Die Berlin Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum ist als Koproduktion zwischen dem Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin entstanden.

Hier kannst du dein Zeitfenster buchen:
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