Unter dem Motto „Deutschland – neu denken“ fand in Berlin vom 6.-7. Februar 2015 der 1. Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen statt. Die Veranstalter waren überwältigt von der Masse der Anmeldungen, und mussten den Kongress am Ende auf rund 170 Teilnehmer aus 80 Organisationen begrenzen. Das Thema des Kongresses stieß offensichtlich auf viel Zuspruch. Man fühlte, dass die Zeit für diese Zusammenkunft reif war.
Der erste Tag startete, wie üblich bei solchen Veranstaltungen mit Begrüßungsreden von Vertretern führender Organisationen Deutschlands. Mit dabei waren unter anderem Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Dr. Susanne Farwick von der Stiftung Mercator sowie Staatsministerin Aydan Özoğuz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.
Besonders beeindruckte jedoch die Begrüßungsrede von Ferda Ataman, der Initiatorin des Kongresses, Leiterin des Mediendienstes Integration und Mitglied des Vereins Neue Deutsche Medienmacher.
Warum es Zeit ist, dass wir uns treffen
Ataman wies darauf hin, dass sich neben den klassischen Vereinen in Deutschland sehr viele neue Organisationen gegründet hätten, die über viele Gemeinsamkeiten verfügten. Es wäre nun an der Zeit, sich persönlich zu treffen, miteinander zu sprechen und die Ergebnisse ihrer Arbeit auch öffentlich darzulegen.
Diese Initiativen seien sehr oft auch im Kunst- und Kulturbereich zu finden, denn auch hier sei es wichtig, dass es mehr Vielfalt unter Schauspielern, in Museen, generell im Kulturbereich gibt. Sie erntete für ihre treffenden Worte mehrmals Szenenapplaus, der sie deutlich rührte.
Ferda Ataman erwähnt renk. in ihrer Begrüßungsrede. Wir sind sehr gerührt & freuen uns @NDMedienmacher #neuedeutsche pic.twitter.com/Ee8Fw5x6cN
— renk.Magazin (@renk_Magazin) 6. Februar 2015
Nach einer Kaffeepause bei der schon fleißig genetzwerkt wurde, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit an vier verschiedenen Foren teilzunehmen. Hier wurden Themen zur Identitätsfindung, politischen Teilhabe von ehrenamtlichen Initiativen, Diskriminierung sowie der Austausch mit den rund 20. 000 historischen Migrantenvereinen in Deutschland diskutiert.
Identitätskonstruktion Deutschlands kein speziell migrantisches Problem @DenizUtlu @NDMedienmacher #neuedeutsche — renk.Magazin (@renk_Magazin) 6. Februar 2015
Feierabend, Tag 1!
Weiter gehts mit Songs of Gastarbeiter. Schöner Feierabend, lecker Essen. Danke @NDMedienmacher #neuedeutsche pic.twitter.com/s1VHJFaXEf
— renk.Magazin (@renk_Magazin) 6. Februar 2015
Die Ergebnisse und Fragen des Vortages wurden am zweiten Tag in neun kleinen Gruppen diskutiert. Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit seine Ideen an drei verschiedenen Tischen einzubringen.
Neun Tische – Neun Themen. Austausch und Handlungsstrategien #neuedeutsche #veraenderung @NDMedienmacher pic.twitter.com/4S1ZlnS1mV — BAMF (@BAMF_zwitschert) 7. Februar 2015
Wer sind also diese „neuen Deutschen“ und was wollen sie? Das hier könnte ein möglicher Ansatz sein:
#neuedeutsche sind Menschen, die konfrontative Erfahrungen gemacht haben (Ergebnis eines Arbeitstisches)
— Ferda (@FerdaBerlin) 7. Februar 2015
Eine weitere Forderung der Teilnehmer war:
Die neue Generation will Definitionshoheit über ihr Leben haben, will kein Objekt der Betrachtung mehr sein. @NDMedienmacher #neuedeutsche — renk.Magazin (@renk_Magazin) 6. Februar 2015
Vielleicht zeichnen sich die neuen „neuen Deutschen“ auch durch eine bestimmte Haltung aus?
Riemhaus: „in der Suche auf eine Bezeichnung soll nicht eine Ethnizität markiert werden sondern eine Haltung“ #neuedeutsche
— Sharon Dodua Otoo Ⓥ (@ms_represented) 6. Februar 2015
Was wir definitiv nicht mehr wollen:
Altbalast abwerfen: Begriffe,die #Neuedeutsche nicht mehr hören wollen,kommen in den Mülleimer. Weg frei für Neues! pic.twitter.com/yQxuJSTmZ0 — BAMF (@BAMF_zwitschert) 6. Februar 2015
Die Ergebnisse der beiden diskussionsreichen Tage wurden während des Abschluss-Panels vorgestellt. Daran nahmen neben Thomas Krüger vom bpb auch Dr. Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie Sheila Mysorekar, Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher und Katharina Tesmer von der Stiftung Mercator teil.
Die von den Impulsgebern und Moderatoren der Foren und Arbeitstische präsentierten Ergebnisse wurden am darauffolgenden Montag in konkrete Handlungsempfehlungen verpackt und bei der Bundespressekonferenz präsentiert. Ihr könnt sie hier herunterladen.
Und hier noch einige Denkanstöße der Podiumsteilnehmer:
WORD! „@renk_Magazin: Partizipation und Teilhabe statt Integration fordert Thomas Krüger @bpb_de @NDMedienmacher #neuedeutsche“
— Citizens For Europe (@opencitizenship) 7. Februar 2015
Schlagworte wie „Integration“ müssen in förderanträgen vorkommen, sonst gibt’s kein Geld. Aber: we don’t need no integration. #neuedeutsche — NdM (@NDMedienmacher) 7. Februar 2015
Was können die einzelnen Organisationen tun? Thomas Krüger brachte es auf den Punkt:
Dort hingehen wo nicht diskutiert wird. Die Mitte ist nicht automatisch demokratisch. Thomas Krüger @bpb_de @NDMedienmacher #neuedeutsche
— renk.Magazin (@renk_Magazin) 7. Februar 2015
Fakt ist:
WIR sind nicht mehr zu ignorieren. WIR sind viele. @NDMedienmacher #neuedeutsche — renk.Magazin (@renk_Magazin) 7. Februar 2015
Dr. Schmidt bemerkte „Wir stellen die Besten ein, eine Quote brauchen wir nicht“. Das gilt vielleicht für das BAMF, aber ist das überall so?
@TahirDella und farhad #Dilmaghani wollen Diskussion um Quoten. #neuedeutsche
— NdM (@NDMedienmacher) 9. Februar 2015
Die kämpferischen Worte von NDM-Geschäftsführerin Konstantina Vassiliou-Enz an alle ehrenamtlich Arbeitenden blieben uns ebenfalls im Gedächtnis: „Versteckt euch nicht hinter der Leistung, die ihr vollbringt. Ihr habt alles Recht auf Unterstützung durch die deutsche Politik für eure sozial-politische Arbeit!“
Wir sehen uns auf dem nächsten Kongress in Nürnberg!
@BAMF_zwitschert Präsident Schmidt lädt den nächsten Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen nach Nürnberg ein #neuedeutsche — BAMF (@BAMF_zwitschert) 7. Februar 2015
Bis dahin möchten wir besonders eine Forderung unterschreiben: „Wir wollen keine Integrationspolitik, sondern eine Gesellschaftspolitik, die sich an alle Bevölkerungsgruppen richtet“ und machen hier kreativ-politisch für euch weiter.
Credits
Text: Roma Hering