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Gesellschaft & Geschichten

Darf Mann als Feminist noch Gentleman sein?

Oder ist das Konzept schon längst überholt?

Ladies first, aber im Restaurant tritt der Mann zuerst ein, und beim Verlassen hilft er ihr in den Mantel… All dies sind bekannte Knigge, also sogenannte Benimmregeln für Alltag und spezielle Anlässe. Doch sind diese überhaupt noch richtig?

Gerade beim heterosexuellen Dating ergeben sich einige Situationen, in denen wir uns mit alten Benimmregeln konfrontiert sehen, die aus längst vergangenen Zeiten stammen. Der Mann soll der Frau beispielsweise die Tür aufhalten, ihr in den Mantel helfen, ihr den Vortritt lassen und die Rechnung im Restaurant bezahlen. Solche Verhaltensregeln stammen jedoch aus einer längst vergangenen Zeit, zu der die Gleichberechtigung von Männern und Frauen noch lange nicht so fortgeschritten war wie heute. Müssen sich damit auch unsere Umgangsformen ändern, um sich unseren gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen?

In Deutschland ist auch heute noch der Klassiker unter den Benimmbüchern von Adolph Freiherr Knigge aus dem Jahr 1788 allseits bekannt. Einige Benimmregeln aus früheren Zeiten wären heute dabei undenkbar. Im 18. Jahrhundert war es z.B. ein Ausdruck schlechten Benehmens, wenn die Frau ungefragt gesprochen hatte. Andere Verhaltensweisen blieben dagegen erhalten.

Generell sind allgemein bekannte Benimmregeln hilfreich für soziale Interaktionen, da damit die gegenseitigen Erwartungen geregelt werden und sie eine Art Vorlage für sozial verträgliches Verhalten geben. Doch können sie auch zu Unsicherheiten führen z.B. wenn nicht eindeutig ist, welche Verhaltensweise wann und bei wem angebracht ist. Schließlich gibt es trotz Benimmregeln unterschiedliche Vorstellungen davon, was als höflich gilt.

Wir hatten unsere Community zu dem Thema Knigge beim Dating befragt und das kam dabei raus:

Jeweils 41% von euch sind der Meinung, dass Männer Frauen die Tür aufhalten und ihnen den Vortritt lassen sollten.
Zur Frage, wer beim 1. Date zahlen sollte, sind die meisten von euch der Ansicht, die Rechnung zu teilen bzw. sollte die Person bezahlen, die auch eingeladen hat. Einige machen das auch gerne vom sozialen Status abhängig.

Es ist also gar nicht so eindeutig, ob die traditionellen Umgangsformen heutzutage noch erwünscht sind. Gegner:innen empfinden die Sitten der alten Schule als Bevormundung von Frauen und plädieren daher auch für gleichberechtigte Umgangsformen. Befürworter:innen der klassischen Rollenverteilung beim Dating sind dagegen der Ansicht, dass das Konzept des Gentleman noch nicht ausgedient hat und schlicht ein Zeichen von Höflichkeit ist. Allgemein höfliches und respektvolles Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber sollte für alle Menschen selbstverständlich sein. Beim Konzept des Gentleman werden allerdings traditionelle Rollenbilder reproduziert. Der Mann muss sich um die Frau kümmern und sie beschützen. Damit schwingt hier das Bild der schwachen Frau mit.

Sexismus wird oft nur auf dessen feindliche Form reduziert (hostiler Sexismus), der sich in einer negativen Sichtweise auf die Frau ausdrückt. Dabei gibt es auch einen wohlwollenden (benevolenten) Sexismus, der sich aus der subjektiven Sicht der Sexist:innen in positiven Überzeugungen und Verhaltensweisen gegenüber Frauen darstellt.

Hierbei wird zwischen 3 Unterarten unterschieden:

  • Protektiver Paternalismus zeigt sich in der Überzeugung, dass Männer Frauen beschützen und finanziell unterstützen müssen.
  • Komplementäre Geschlechterdifferenzierung bezeichnet die Betrachtungsweise von Frauen als das „bessere“ Geschlecht; Frauen werden als warmherziger, liebevoller und taktvoller als Männer beschrieben.
  • Heterosexuelle Intimität bezieht sich auf das Bild von einer Frau als Partnerin, ohne die ein Mann kein sinnerfülltes Leben führen kann.

(Nachtrag) 16.03.2022: Nach berechtigter Kritik unserer Community über die Nutzung der Worte ‚FLINTA*‘ und ‚Mann*‘ in diesem Kontext möchten wir uns bei allen Betroffenen entschuldigen. Der Text wurde dementsprechend geändert und angepasst. Wir hoffen, dass uns solch ein Fehler in der Zukunft nicht passiert.

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