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Gesellschaft & Geschichten

Wie feministisch sind Achselhaare wirklich?

Körperbehaarung ist schon lange nicht mehr ih, sondern der Ausdruck feministischen Empowerments schlechthin. Spätestens seit Miley Cyrus pinke Achselhaare trug, ist das auch kein Geheimnis. Aber wie sieht das aus, wenn man nicht blond ist? Wenn die Beinhaare ab bestimmter Länge dunkel und lockig werden? Kurz gesagt: Wie fashion ist das noch, wenn sich Women of Colour für den feministischen “Trend” der Körperbehaarung entscheiden?

Der Trend um die Körperbehaarung als feministisches Statement beschäftigt sich hauptsächlich mit weißen Körpern. Dass auch weiße Frauen gesellschaftlich so geprägt sind, ihre Körperbehaarung als schambehaftet wahrzunehmen und die Befreiung von diesem Schamgefühl grundsätzlich etwas Posititves ist, ist selbstverständlich. Dass aber der Diskurs um die Haare in einen Trend verkapitalisiert wurde und das -wie es so häufig ein Nebeneffekt des Kapitalismus ist- rassistische Annahmen fördert, ist ein Problem.

Wo sind die pinken Achselhaare bei einer Woman of Colour (sie erstmal gebleached werden müssten!!)? Wo ist das In-Szene-Setzen buschiger Augenbrauen, Oberlippenbart, Armhaaren? Auf welchen Magazin-Covern werden unsere Bauchnabel-Haare und der Flaum am Kinn gefeiert?

Während Miley und andere weiße, prominente Frauen hauptsächlich gesellschaftlichen Applaus für ihre emanzipatorische Fortschrittlichkeit erhalten haben, werden Frauen of Colour, sobald sie ihre Körperbehaarung zur Schau stellen, laut Studien direkt als unhygienisch, unsozial und weniger intelligent eingestuft. Aber es scheint ja immer so zu sein, dass weiße Frauen Anerkennung erhalten, wenn sie sich Schwarzer Ästhetiken bedienen, während sie selbst dafür verachtet werden. Und diesmal sind es eben Haare.

Inklusive der Monobraue, für die viele Frauen of Color zu Schulzeiten noch ausgelacht wurden.

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Dazed Beauty (@dazedbeauty)

“Why would you have a white woman as the face of the unibrow movement where the unibrow has a significant cultural importance in South Asian, Middle Eastern cultures ?”

Dass die Körperbehaarung von Women of Colour als schmutzig wahrgenommen wird, hat einen rassistischen und kolonialistischen Hintergrund. Genauso wie stärkere Pigmentierung der Haut, werden auch dickere, dunklere Haare von der Dominanzgesellschaft abgewertet. Die normativen Sicherheitsstandards für Frauen of Colour sind viel höher, doch selbst wenn sie sich entscheiden, sich komplett zu enthaaren, können sie nie das eurozentristische Ideal erreichen.

In dem (weißen) feministischen Kampfgeist gegen die Scham über Körperbehaarung und für die Entscheidungsfreiheit rund um den eigenen Körper (und dieser Kampf ist ja an sich richtig), werden die Probleme von Women of Color -mal wieder- ausgelassen. Stattdessen wird von WoC erwartet, dass sie ebenfalls mit dem Rasieren aufhören. Tun sie das, sind sie noch mehr Rassismus ausgesetzt. Tun sie es nicht, wird ihnen vorgeworfen, sich nicht mit den patriarchalen Unterdrückungsmechanismen auseinandergesetzt zu haben oder, schlicht, sie seien nicht feministisch genug.

Ob Achselhaare als feministisches Statement gelesen werden oder nicht, hängt auch davon ab, wo man sich befindet. Eine Frau in Deutschland, die sorgfältig rasiert ist, wird eher weniger als feministische Icon wahrgenommen. “Aber für iranische Frauen – und auch Männer -, die unter einem Regime leben, in dem Sittsamkeit und Frömmigkeit bestimmend sind, ist der Akt, die Arm- und Beinhaare zu entfernen und diese Körperteile dann zu zeigen, ein Akt von Widerstand und Protest.” Dass die Entscheidung, rasieren oder nicht, immer auch eine kulturelle Entscheidung ist, wird durch den weißen, eurozentristischen Blick auf die “Modernität” von Körperbehaarung ebenfalls ausgeklammert.

Quellen

  • Basow, S. A., & Braman, A. C. (1998). Women and Body Hair: Social Perceptions and Attitudes. Psychology of Women Quarterly, Volume 22, Issue 4, 637-645.
  • Toerien, M., & Wilkinson, S. (2003). Gender and body hair: Constructing the feminine woman. Women’s Studies International Forum, 26(4), 333-344
  • https://i-d.vice.com/de/article/vbepny/das-problem-mit-feministischer-koerperbehaarung-678
  • https://gal-dem.com/shavingforwoc/
  • https://www.researchgate.net/publication/355904882_The_Racialisation_of_Body_Hair
  • Sharif, Zara. (2021). The Racialisation of Body Hair. Basow, S. A., & Braman, A. C. (1998). Women and Body Hair: Social Perceptions and Attitudes. Psychology of Women Quarterly, Volume 22, Issue 4, 637-645.
  • Toerien, M., & Wilkinson, S. (2003). Gender and body hair: Constructing the feminine woman. Women’s Studies International Forum, 26(4), 333-344.
  • GUAP

 

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