„Musst du immer so wütend sein?“
„Beruhig dich mal erst, dann können wir weiterreden.“
Solche und viele weitere Sätze kommen vermehrt in Seximus und Rassismusdebatten auf, sobald sich betroffene Personen zu Wort melden. Dabei wir der Inhalt des Diskurses ignoriert.
Silencing (dt. Zum Schweigen bringen), ist eine Form des Tone Policing. Dabei werden Bevölkerungsgruppen, Kulturen, Lebensweisen und Perspektiven zum Schweigen gebracht. Der Begriff stammt aus der “Postkolonialen Wissenschaft” und bezeichnet die Tatsache, dass Menschen im Zuge der Kolonialisierung unterdrückt und ihrer Stimme beraubt worden sind. Silencing wird auch heute noch verwendet, wenn marginalisierte Bevölkerungsgruppen, unterdrückt und nicht gehört werden.
Gerade in Diskriminierungs und Rassismus Kontexten, in denen BIPoC zugehört und wahrgenommen werden müssen, kommt es vermehrt zu Tone Policing und Silencing Versuchen. Dabei wird ihnen vorgeschrieben, wie sie über ihre Erfahrungen und Emotionen zu sprechen haben, da sie zu wütend oder zu laut erscheinen, um ein Gespräch zu führen. Durch das Tone Policing von nicht betroffenen Menschen, werden Stereotype gegen marginalisierte Personen reproduziert und Machtstrukturen geschaffen. Ein Beispiel von typischen Figuren, die von Tone Policing betroffen sind, sind vermeintlich aggressiv auftretende Feminist*innen oder das Stereotyp der wütenden Schwarzen Frau. Seitens der nicht Betroffenen wird hierbei verlangt, einen ruhigeren oder sachlichen Ton zu benutzen, um gehört zu werden. Diese Ansicht ist privilegiert und eine Form von Mikroaggression. Diese Form der Unterdrückung lässt die Betroffenen verstummen und kann dazu führen, dass ihrer Plattform kein Gehör verschafft wird.
Dabei wird außerdem von der Problematik abgelenkt, eine kritische Selbstreflexion vermieden und das Leiden und die gelebten Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen abgesprochen.
Oftmals werden die Erfahrungsberichte von BIPoC als ein persönlicher Angriff wahrgenommen. Es ist wichtig, die Person und Aussagen im gelebten Kontext zu beobachten. Versucht euch in die Position von Betroffenen zu versetzen und die Emotionen nachzuvollziehen. Alleine die Bereitschaft zuzuhören und nachzufragen, kann helfen. Kritik am Tone Policing beweist nämlich nur, dass wir marginalisierten Menschen besser zuhören sollten, da die Wut nicht ohne Grund existiert.