adressarrow-left Kopiearrow-leftarrow-rightcrossdatedown-arrow-bigfacebook_daumenfacebookgallery-arrow-bigheader-logo-whitehome-buttoninfoinstagramlinkedinlocationlupemailmenuoverviewpfeilpinnwand-buttonpricesine-wavetimetwitterurluser-darwinyoutube
Musik & Tanz

Von türkischen Delikatessen zur Süperdisko

Kölner Ausnahme-DJ Burakete im Interview

Inspiriert von Barış Manço und Moğollar startete Burakete, a.k.a. Burak Fahri Içer, im Jahr 2007 seine erste Party in Köln. Die Partyreihe Türkische Delikatessen – später Süperdisko war geboren. Hierbei handelt es sich nicht um eine normale türkische Pop-Party. Die Musikrichtung, der sich Burakete verschrieben hat, lässt sich zusammenfassen unter “oriental psychedelic”. Den stadtbekannten DJ und Partyveranstalter traf renk. zu einem Interview im Szeneviertel Ehrenfeld bei Retroatmosphäre, warmem Licht, Kuchen und Kaffeeduft.

Burakete ist ja ein recht ungewöhnlicher Künstlername. Wie bist du darauf gekommen?

Der Name ist mir quasi zugeschustert worden. Zu Anfang meiner Karriere nannte ich mich selbst noch BuRaki. Ein Kollege aus Stuttgart nannte mich damals schon Burakete. Das hat sich dann doch eher bei meinen Freunden durchgesetzt. Irgendwann habe ich den Namen auf ein Plakat geschrieben und dann blieb es dabei.

Gut, dass du Plakate erwähnst: Deine Partyplakate lösen immer ein heiteres Lachen aus. Gestaltest du sie selber?

Meine Flyer gestalte ich schon seit Beginn meiner Partyreihen selber. Anfangs noch mit recht rudimentären Photoshopskills.

Die Plakate sind hauptsächlich Collagen aus türkischen Bildern, Plattencover oder Kinoplakate mit meinem Gesicht hineingephotoshopt.

Inzwischen haben sich meine Skills etwas verbessert und die Plakate sehen ein wenig professioneller aus (lacht).

Kommen wir zu deinen Partys. Die unterscheiden sich ja schon stark von den Mainstream-Partys aus der türkischen Community. Wie würdest du deinen Stil bezeichnen?

Ich weiß nicht ganz genau, wie man eine solche Musikrichtung konkret benennen kann. Ich denke, die Bezeichnung “oriental psychedelic” deckt schon einen großen Teil meiner Musikrichtung ab. Gerne mixe ich orientalische Sachen aus den 60er und 70er Jahren mit türkischem Pop, psychodelischen Sounds, türkischem Rock‘n‘Roll und Surfmusik, die im Grunde nichts mit türkischem Sound zu tun hat.

Vor allem aber ist mein Sound wesentlich elektronischer geworden mit den Jahren.

Du sprichst von alten türkischen Sounds und elektronischen Beats. Welche Idole haben dich bei deiner Musik inspiriert?

Barış Manço hat mich schon immer inspiriert. Ich finde ihn herausragend – sowohl als Mensch als auch als Künstler. Die Rockgruppe Moğollar gehört auch zu den Bands, die die Musiklandschaft in der Türkei verändert und mich sehr geprägt haben.

Jüngere Künstler wie beispielsweise Kabus Kerim, Barış K. und Mehmet Aslan finde ich auch cool. Diese Jungs bringen mit ihren innovativen Kreationen die Musik auch ordentlich voran. Genau wie neuere Bands wie Baba Zula, die auch nochmal eine ganz eigene Fusion geschaffen haben und damit international angenommen sind, höre ich mir auch gerne an.

All diese  Künstler machen Musik aus Leidenschaft und von ganzem Herzen. Das ist mir bei meiner Musik auch sehr wichtig.

Damit ist deine Musik ja schon außergewöhnlich. Welches Publikum tanzt auf deinen Partys?

Manchmal bin ich selber ziemlich erstaunt, wie gut das bei Leuten ohne orientalischen Background ankommt. Es ist ein wirklich sehr buntes Publikum, das zu meinen Partys kommt. Vertreten sind die zweite und dritte Generation an Türken, die den alten türkischen Sound noch hören wollen. Dann die vierte Generation, die alte Roots für sich entdeckt und diesbezüglich großes Interesse zeigt. Daneben kommen viele Leute ohne türkischen Hintergrund, also Deutsche, aber auch viele mit anderem Migrationshintergrund.

Das Publikum ist sehr offen. Sie finden den Sound cool und lassen sich darauf ein.

 

 

 

 

Das war aber anders als deine Partys noch Türkische Delikatessen hießen, oder?

Mit den Türkischen Delikatessen hatten die Menschen eine andere Vorstellung von meinen Partys. Ganz einfach: meine Partys wurden vorab gelabelt. Ich wurde manchmal von Lokalbesitzern als DJ ausgeladen mit der Begründung, dass die Leute samstags elektronische Musik hören wollen.

Dass ich türkische Musik mit elektronischen Sounds auflegte, interessierte sie nicht sonderlich.

Das Vorurteil hat mich direkt ausgeschlossen. Irgendwann beschloss ich, das plakativ Türkische ganz wegzulassen. So entstand die neue “alte” Partyreihe Süperdisko.

Wo bist du mit Süperdisko überall unterwegs?

Ich bin deutschlandweit viel unterwegs. Dabei bin ich öfters in Berlin und auf verschiedenen Festivals wie zum Beispiel auf dem Melt-Festival oder auch dem Birlikte-Festival in Köln. Aber ich lege mittlerweile nicht mehr nur in Deutschland auf. Die Süperdisko habe ich von Brüssel über Rotterdam sogar bis nach Bangkok gebracht. Da habe ich vor einem Jahr in einem kleinen gemütlichen Laden mit 50 Gästen aufgelegt, die sehr offen für die türkischen Sounds waren. Das war eine großartige Erfahrung.

Hast du eine Message, die Du mit deiner Musik übermitteln willst?

Es gibt keine Grenzen. Alles fließt und verändert sich. Je mehr man aufeinander zugeht, desto einfacher ist das Zusammenleben und desto größer das gegenseitige Verständnis. Mit meinen Veranstaltungen möchte ich Vorurteile gegenüber der Türkei abbauen. Selbst aufgeklärte Leute haben bestimmte Vorstellungen und sehen Türken wie mich eher als Ausnahme.

Ich sehe es als meinen Auftrag an, zu zeigen, dass wir keine Ausnahmeerscheinung sind, sondern eigentlich die Regel.

Ich fühle mich sehr wohl hier, weil Deutschland auch meine Heimat ist. Aber gerade aufgrund der aktuellen politischen Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland sieht man selbst in engeren Kreisen, dass Vorurteile immer noch nicht ganz abgebaut sind. Ich möchte diesen eindimensionalen Blick sprengen und die Leute dazu bewegen mehr Gemeinsamkeiten zu entdecken und Verständnis füreinander zu entwickeln.

Am Samstag, den 12.05.18 gibts die nächste Süperdisko feat. Shkoon auf den Weltkulturtagen in Ludwigsburg.

 

Text: Vildan Çetin & Erdal Erez
Fotografie: Murat Surat

Nächster Artikel

Gesellschaft & Geschichten

Pray the gay away

Ein Plädoyer gegen Schwulenhass

    Lust auf Lecker Newsletter?