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Allgemein

Völkermord an den Ovaherero und Nama

Die Ovaherero und Nama

Die Ovaherero sind eine ethnische Minderheit in Afrika, denen heute circa 120.000 Menschen angehören.  Die Nama sind mit 100.000 Angehörigen das größte indigene Volk Namibias. Vor dem Völkermord waren Herero und Nama etwa 80.000 bis 100.000 der 200.000 Bewohner*innen des Gebiets, sie bildeten damit zusammengenommen etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung.

 

Deutsche Kolonie Namibia

Von 1884 bis 1915 war ein großer Teil Namibias deutsche Kolonie. Nach und nach raubten die deutschen Siedler*innen über 70% der landwirtschaftlichen Fläche Namibias. Immer wieder gab es Kämpfe zwischen den deutschen Siedler*innen und der lokalen Bevölkerung. Vor allem die Minderheiten Ovaherero und Nama verloren viel Land, Wasser- und Weidestellen.

 

Der Völkermord

Im Januar 1904 rebellierten die Ovaherero gegen die weitere Übernahme von Landflächen und gegen die von den Deutschen eingeführte Rassentrennung. Die „Schutz“-gruppe der Deutschen vor Ort sendete sofort nach Verstärkung. Generalleutnant Lothar von Trotha befahl kurz später die Vernichtung der Ovaherero. Bis Oktober 1904 wurden schätzungsweise bis zu 60.000 Ovaherero durch die deutschen Truppen ermordet. Die Wenigen, die die Angriffe der „Schutz“-truppen überlebten, wurden in die Omaheke-Wüste getrieben, wo ihnen jeglicher Zugang zu Wasser verwehrt wurde oder sie starben in Konzentrationslagern. Im April 1905 gab es einen zweiten Vernichtungsbefehl gegen die Nama, die ebenfalls begonnen hatten zu rebellieren.

Mehr als 10.000 Nama kamen bei dem zweiten Befehl um ihr Leben.

Es wird von insgesamt 100.000 Opfern der Ovaherero und Nama durch den deutschen Völkermord gesprochen. Dabei wurden etwa 80 Prozent aller Ovaherero ermordet.

Der Völkermord der Deutschen an den Ovaherero und Nama gilt als der Erste des 20. Jahrhunderts.

Im Zuge des ersten Weltkriegs verlor Deutschland die Kontrolle über Namibia an das englische Südafrika, bis Namibia dann 1990 die  Unabhängigkeit zurückerlangte.

 

Aufarbeitung

Es gibt bis heute keine emotionale oder finanzielle Aufarbeitung von Deutschland für das Volk der Ovaherero und Nama.

Bundeskanzler Kohl besuchte 1995 Namibia, vermied aber ein Zusammentreffen mit Hinterbliebenen der Ovaherero und Nama. Deutschland zahlt regelmäßige Entwicklungsgelder an Namibia, die aber an das ganze Land gehen und nicht spezifisch an die Nachfahren der ermordeten Minderheiten und die auch nie als offizielle Aufarbeitung betitelt wurden sind.

Immer wieder versuchten Hinterbliebene der Ovaherero und Nama Deutschland zu verklagen oder durch Petitionen eine Aufarbeitungsarbeit zu erzielen, alle Versuche wurden gerichtlich abgelehnt oder blieben erfolglos.

Erst 2011 wurden menschliche Überreste der Herero und Nama, die sich in der Sammlung der Berliner Charité befanden zurückgegeben.

Weiterhin wurde erst 2021 offiziell anerkannt, dass es sich um einen Genozid, um einen Völkermord gehandelt habe, vorher wurde die konkrete Bezeichnung der Geschehnisse aus Angst vor Rechtsfolgen und anderen Kolonien, die Anspruch auf Reparationen erheben könnten, vermieden.

2021 fanden auch Gespräche zu einem „Versöhnungsabkommen“ zwischen Deutschland und Namibia statt, das mit der Vereinbarung endete, Deutschland müsse über die nächsten 30 Jahre Entwicklungsgelder in Höhe von 1,1 Milliarden Euro an Namibia zahlen.

Offizielle Vertreter*innen der Ovaherero und der Nama wurden in die Verhandlungen nicht mit einbezogen und lehnen das Abkommen ab.

Kritiken an dem Abkommen äußert auch Esther Muinjangue, eine namibische Politikerin, die selbst Ovaherero-Nachfahrin ist. Sie findet, die Wiedergutmachung müsse sich ganz spezifisch an Ovaherero und Nama richten und das nicht nur mit Geldern, sondern auch mit Trauma-Aufarbeitung und Rückgabe von Menschenüberresten oder Gestohlenem, die sich immer noch in ethnologischen Museen in Deutschland befinden.

Außerdem argumentiert sie, dass die vereinbarten Entwicklungsgelder den vielen Ovaherero und Nama, die vom Völkermord nach

Südafrika und Botswana geflüchtet sind, nichts bringen und nichts wiedergutmachen.

 

 

„Der deutsche Kolonialismus und der Völkermord sind heute noch sehr präsent – zum Beispiel durch deutsche Straßennamen in der Hauptstadt Windhoek oder die deutsche Architektur in der Küstenstadt Swakopmund. Und sie zeigen sich in unseren Familienstammbäumen: Mein Großvater väterlicherseits war der Sohn eines deutschen Soldaten, das Produkt einer Vergewaltigung. Wir werden täglich an diese Zeit erinnert“

 

Text: Paula Steiner

Quellen: 

https://www.genocide-alert.de/projekte/deutschland-und-massenverbrechen/herero-und-nama/#_edn4

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/335257/voelkermord-an-herero-und-nama-abkommen-zwischen-deutschland-und-namibia/

https://www.zeit.de/zett/politik/2021-06/voelkermord-namibia-esther-utjiua-muinjangue-genozid-herero-abkommen

 

 

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