adressarrow-left Kopiearrow-leftarrow-rightcrossdatedown-arrow-bigfacebook_daumenfacebookgallery-arrow-bigheader-logo-whitehome-buttoninfoinstagramlinkedinlocationlupemailmenuoverviewpfeilpinnwand-buttonpricesine-wavetimetwitterurluser-darwinyoutube
Musik & Tanz

Tanz-Weltmeister mit Behinderung

Im Gespräch mit Vehbi Can Yeşil

 

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von renk. Magazin (@renk.magazin) am


Vehbi Can Yeşil ist unter anderem Tänzer, Schauspieler und Model. Mit nur 25 Jahren hat er 4 Jahre in Folge die Krump-Weltmeisterschaft gewonnen und ist aktuell als Hauptrolle in der Tanzserie des Regisseurs Neco Çelik Crews & Gangs zu sehen.
Seine fehlende rechte Hand hat er sich nie zum Hindernis machen lassen – im Gegenteil zeichnet ihn heute eine besondere Schnelligkeit in seinem Tanzstil aus. In einem Gespräch erzählt er uns welche Rolle Tanz in seinem Leben einnimmt, wie viel Biografie in seiner neuen Serie steckt und auf welche Projekte wir uns in der Zukunft freuen können.

Vehbi Can, Tanz hat in deinem bisherigen Leben eine große Rolle gespielt, unter anderem hast du diverse Meisterschaften gewonnen. Wie hast du Tanz, insbesondere Krumping (A.d.R.: ein Hip-Hop Tanzstil, der sich durch schnelle und ausdrucksstarke Bewegungen auszeichnet), für dich entdeckt und welche Bedeutung hat Tanz für dich persönlich eingenommen?

Ich wusste schon immer, dass ich einen Energieüberschuss habe, weshalb ich mich in verschiedenen Sportarten versucht habe. Ich wurde als Kind zum Fußballtraining angemeldet, wobei ich allerdings den Ball bloß halbherzig geschossen habe und nie mit purer Lust zum Training gegangen bin. Später bekam ich durch meinen Bruder und seine Crew erste Einblicke in die Hip-Hop Tanzszene.
Mit 9 war mein erster Move der Moonwalk, den ich bis zur Ermüdung barfuß wiederholt habe. Kurz darauf ging ich dann zu meinem ersten Tanztraining zusammen mit meinem Bruder. Sie akzeptierten mich auf jede Weise, wodurch ich mich zunehmend immer wohler und freier gefühlt habe. Viele Tänzer*innen kennen Krump, oder fangen damit an, durch den Film “Rize“(A.d.R.: Eine Dokumentation von David LaChapelle). Bei Krump kann man sehr schnell auf sein Maximum kommen, man testet seine Grenzen hinsichtlich der Emotionen die man in seine Bewegungen übertragen kann.
Die Kunst ist situative Kontrolle über die eigenen Emotionen und Körper zu haben, während man auf der Tanzfläche ist und alle dich hypen. Was ich durch das Tanzen gelernt habe stellt bis heute den Grundkern für alles andere in meinem Leben dar. In der Universität nutze ich die gelernte Disziplin. Im Schauspiel das Körperbewusstsein und die Mimik, beim Modeln das Selbstbewusstsein. Durch das Tanzen lernte ich auch verschiedene Menschen und Kulturen kennen, wodurch ich auch mit anderen Themen konfrontiert wurde und Wissen erlangt habe, das mich heute sensibler gemacht hat.
Je mehr du dich mit der Leidenschaft beschäftigst, desto mehr nimmt es Raum in deinem Privatleben ein. Tanzen war nie ein Hobby für mich, es war schon immer mein Leben.

Tanzen war nie ein Hobby für mich, es war schon immer mein Leben.

Als dein Ziel beschreibst du, dass man seine Schwächen zu Stärken machen soll. Wie drückt sich dieser Drang einen positiven Einfluss zu haben in deinem Schaffen aus?

Durch das richtige Mindset und einem Perspektivwechsel, kann alles eine Stärke werden. Dadurch, dass alles mehrere Seiten hat, kann man mit seinem Mindset aktiv alle Schwächen verschwinden lassen. Man arbeitet solange daraufhin bis es zur Stärke wird, wie ich es auch bei meiner fehlenden Hand getan habe.
Es gibt Arm und Hand Bewegungen, die Menschen mit 2 Armen nicht machen können. Selbst wenn sie versuchen, Bewegungen wie ich zu machen, sieht es nicht so aus. Das gilt auch anders herum. Dies hat meinem Tanzstil geprägt, ihm einen Wiedererkennenungswert gegeben, und mich auch vom biten (A.d.R.: kopieren/klauen) bewahrt. Meine rechte Seite hat auch einen Vorsprung bezüglich des Tempos während des Tanzens, weil die Bewegungen in kürzerer Zeit ausgeübt werden können. Dies habe ich als Illusion in meinen Tanz eingebaut. Personen die mich Tanzen sehen bemerken durch die Schnelligkeit der Bewegungen nicht, dass mir meine rechte Hand fehlt. Dies zeigt im weiteren Sinne, dass Schwächen von einem selber ausgewählt werden.

Zu sehen bist du in der Tanzserie Crews & Gangs, in der du die Hauptrolle Kian spielst. Worum geht es in der Serie und wie viel deiner Biografie ist in die Serie eingeflossen?

Die Serie handelt von den Konflikten zweier Generationen. Kian, dessen Ziel es ist der beste Tänzer zu werden, steht dazwischen und wird so mit allen Seiten des Konflikts konfrontiert. Außerdem bereitet ihm das Liebesleben ein weiteres Abenteuer mit ups and downs, wobei sein Rivale Tay, gespielt von Majid Kessab, mit in das Geschehen involviert wird und so eine Überraschung der älteren Generationen (Eltern) rauskommt.
Als Anführer einer Tanzcrew, die in der gleichen Stadt die gleichen Ziele verfolgen, haben Kian und Tay eine große Rivalität, die sich zum Ende hin anders rausstellt als erwartet.
30-40% der Szenen und Momente, stammen aus meinem Leben, speziell die Szenen in denen es um Kians Beziehung zu seinen Eltern geht. Aber auch das Zustandekommen der fehlenden Hand, wie auch Babyfotos, werden in die Serie eingeflochten. Der Regisseur Neco Çelik hat sich dafür eingesetzt, dass echte Geschichten aufeinandertreffen.

Wie war der Prozess des Drehs für dich?

Ich hatte keinerlei Schauspielerfahrungen und die erste Szene die wie wir drehten war direkt ein Kuss. Nach diesem Sprung ins kalte Wasser war alles andere super leicht und es gefiel mir, jeden Tag am Set zu sein. Die Atmosphäre am Set war super freundschaftlich. Mich hat es sehr geprägt, mit so vielen kreativen und ehrgeizigen Menschen zusammenzuarbeiten. Es war auf jeden Fall eines meiner Highlights in meiner bisherigen Karriere.

In einem Interview hast du beschrieben, dass Selbstakzeptanz für dich ein langwieriger Prozess war. Wie bist du an den Punkt gekommen, dass deine Selbstakzeptanz so stark geworden ist, dass du sogar andere damit empowern kannst?

Energie und Erfahrungen. Durch das Tanzen wurde ich selbstbewusster, was mich dazu gebracht hat mehr Disziplin reinzustecken und somit mehrere Triumphe in der Community mitzunehmen. Nach den ersten Triumphen auf Tanzveranstaltungen merkte ich, dass ich ein Zeichen setzte. Ich realisierte, dass wenn ich mich selber nicht von innen akzeptierte, ich es auch schwere in der Gesellschaft haben werde, speziell wenn man anders aussieht.
In meinem Fall musste ich diesen Prozess schneller machen, da man als Kind und Jugendlicher unangenehmen Blicken oder Aussagen ausgesetzt ist. Wodurch Selbstakzeptanz zum Selbsterhalt wird.
Sobald ich mich selber akzeptierte, erreichte ich mehr Menschen, als man ich mir vorher hätte vorstellen können.

Was steht für dich noch in der Zukunft an? Gibt es kommende Projekte, auf die wir uns freuen können?

Die kommenden Projekte, auf die ich mich persönlich sehr freue, werden vor allem in Modelbranche sein. Aber mein Herzensprojekt, welches sich an alle Menschen richtet, wird auch demnächst veröffentlich. Diffability – ein Reisverschluss, der durch einen Magneten ein barrierefreies und schnelleres An- und Ausziehen ermöglicht.

Wir sind auf jeden Fall gespannt was noch alles ansteht bei Vehbi Can!

Nächster Artikel

Musik & Tanz

Ein nostalgischer Abend mit Akustolia

    Lust auf Lecker Newsletter?