Namosh, ein Berliner Strandgut

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Lebenskünstler der besonderen Art: Namosh bewegt sich zwischen den Welten. Sein Wirken erstreckt sich über weite Felder ‐ Musik, Gesang, Showbühne und Schauspiel. Mit seiner exzentrischen Performance und Live‐Darbietung gab er über 100 Konzerte innerhalb eines Jahres. Seinen musikalischen Durchbuch schaffte er mit dem Lied „Cold Cream“, das Björk zu ihrem Lieblingslied des Jahres erkor. Wir haben ihn zwischen Tür und Angel getroffen und versucht, den Ursprung seines Erfolges zurückzuverfolgen.

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Namosh, du bist ja schon eine ganze Weile in Berlin. Fühlst du dich wohl hier?

Nach der mittleren Reife in Biesigheim bin ich in einer Nacht‐ und Nebelaktion nach Berlin gezogen. Aller Anfang war schwer, so sehr darin auch der Zauber innewohnt. Finanziell war es nicht einfach aber ich kam bei einer Freundin in Kreuzberg unter und konnte somit einen Fuß in den Türspalt dieser Stadt setzen. Ich bin also quasi, wie so viele vor und nach mir auch, in Berlin gestrandet. Mittlerweile habe ich mich in dieser Stadt sehr gut eingelebt.

Wie sahen damals deine Pläne aus?

Ich wollte anfangs zur Schauspielakademie. Schnell habe ich jedoch gemerkt, dass sich eine klassische Laufbahn für mich nicht eignet. Zur Musik hatte ich von klein auf einen starken Bezug, also setzte ich dort an: Habe mir ein 4‐Spurgerät ausgeliehen, ohne Instrumente versucht Musik zu machen, teilweise mit leeren Flaschen. Als Folge habe ich viele Einflüsse zusammengeführt und Symbiosen erschaffen, deren Elemente normalerweise weit voneinander entfernt liegen. Ich habe mich selbst ins kalte Wasser geworfen und Stück für Stück technisches sowie handwerkliches Geschick autodidaktisch erlernt. Zusätzlich habe ich durch Live‐Auftritte Erfahrungen gesammelt, um mit der Bühnenpräsenz umgehen zu können. Mein erster Auftritt war dann in der Waffengalerie in Berlin Mitte.

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Die Berliner Musikszene ist sehr reichhaltig und innovativ. Unzählige Ideen prallen auf unzählige Künstler. Wie inszenierst du dich auf der Bühne?

Ich war und bin immer ein Solo‐Künstler gewesen. Der Purismus ist mein Freund; Die Scheinwerfer und meine Person sind der Mittelpunkt auf der Bühne. Ich verstehe meinen Körper als Medium und Teil meiner Performance. Mir liegt viel daran zu zeigen, dass alles aus einer Hand kommt: Bühnenperformance, Gesang und Textkomposition. Während der Vorstellungen versuche ich, die Stimmung im Raum aufzunehmen und in Einklang mit meinen Vorstellungen zu bringen. Ich agiere und reagiere zugleich; Ich nehme die Atmosphäre wahr, beziehe sie in meinen Gig mit ein und wandle sie um, und nur dann passiert etwas.

Lieder gehen in das Leben des Zuhörers ein. Somit trägt man große Verantwortung

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Wie entstehen deine Texte?

Natürlich fließen viele persönliche Dinge in den Schreibprozess hinein, ich lege aber großen Wert darauf, aufbauende „Kraftlieder“ zu texten. Lieder gehen in das Leben des Zuhörers ein. Somit trägt man große Verantwortung für die eigene Komposition. Die Emotionen, die ein Lied auslöst, sollten sich bestenfalls inspirierend entfalten und keine düsteren Wolken aufziehen lassen.

Du warst neben deiner DJ‐Tätigkeit auch als Schauspieler für Film und Theater engagiert. War das nicht schwer für dich?

Ich möchte für die Dinge, die mir auf dem Herzen liegen, einstehen und in sie Zeit investieren. Wenn ich beispielsweise eine Schauspielrolle habe und manchmal mit der Figur nicht umgehen kann, dann hole ich mir explizit Hilfe und lasse sie mir erklären. Ich wachse in und an meinem Tun, weil ich mich nur darauf fokussiere. „Learning by doing“; Ich bringe mir das bei, was ich gerade brauche und kann meine Kraft gezielt einsetzen.

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Auf welchen Bühnen kann man deine Gigs erleben?

Viele Clubs und Bars organisieren Veranstaltungen, die sich gerne mit dem Label »Berlin« schmücken. Dabei wissen die meisten überhaupt nicht, was sie tun. Berlin ist in Mode gekommen, und so werden viele junge Menschen mit vorgekauten Inhalten auf Hochglanz‐Bühnen abgefertigt, sofern sie von den Türstehern überhaupt hineingelassen werden. Lokalitäten, die nicht auf, sondern neben diesen getrampelten Pfaden ihr Programm aufbauen, gehören zu meinen bevorzugten Adressen.

Welche Projekte stehen noch so auf deiner Agenda?

Ich arbeite gerade an meinem neuen Album und bin intensiv auf der Suche nach einem geeigneten Label. Zudem möchte ich mit Freunden ein Hörspielprojekt angehen. Seit kurzem spiele ich mit dem Gedanken, einen eigenen Radiokanal zu gründen und feile derzeit verschiedene Ideen dafür.

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Kein Ort als dieser spiegelt mein Seelenleben besser wieder

Was bedeutet Berlin für dich als Musiker?

Diese Stadt ist ein Nährboden und ein Kosmos an entdeckten und unentdeckten Gefühlen. Sie ist alles und nichts zugleich. Je nach innerer Gefühlslage ändert sich auch der Bezug zu meiner Wahlheimat. Kein Ort als dieser spiegelt mein Seelenleben besser wieder.

Zu guter Letzt noch die „große Frage“: Was möchte Namosh als Künstler ausdrücken?

Ich verfolge in meiner Musik den Leitgedanken, keinem Genre zuzugehören. Meine Arbeiten sind Teil meines spirituellen Weges. Dabei ist es gleichwertig, ob dies in einer Rolle geschieht oder auf der Showbühne. Der Mittelpunkt ist immer Bewegung. Zudem die Kunst als Form einer Selbsttherapie immer auch ein ehrlicher Umgang mit seinen eigenen Lebensfragen sein kann.

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Credits
Text: Hakan Dağıstanlı
Fotos: Michael Kuchinke-Hofer

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