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Gesellschaft & Geschichten

„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“

Das Counterspeech Quartett - Familienedition

Mit Nazis braucht man gar nicht erst diskutieren, aber was ist mit der Oma, die man eigentlich lieb hat, die aber ständig rassistische Sachen sagt? Oder mit dem Onkel, der sagt: “Ich bin ja für Gleichberechtigung, aber Frauen müssen dann auch genauso viel können wie wir Männer!”? 

Und dann gibt es ja auch noch immer eine Person, die fast unbemerkt queerfeindliche Aussagen macht wie “Also jeder kann ja machen was er will. Aber gendern tu ich nicht.”

Für das nächste Familienfest haben wir euch ein paar starke Kontra-Argumente gegen einige der beliebtesten hohlen Parolen zusammengestellt, in Form eines “DaS wIrD mAn Ja wOhL nOch sAGen düRfEN”-Quartett:

Gegenfrage: Woher kommt deine Angst, dass ausgerechnet Geflüchtete dein Geld “wegnehmen”? Glaubst du nicht, dass der Staat für deine niedrige Rente verantwortlich ist?

Konterspruch: “Niemand verlässt den Ort, den er*sie liebt, einfach so und aus leichtfertigen Gründen. Außerdem kann es ein guter und verständlicher Wunsch sein, an einem anderen Ort mit besserer Ökonomie zu leben, um die eigene Existenz und die der Familie zu sichern.” 

 

Gegenfrage: Widerspricht es sich nicht, zu sagen, alle dürfen machen was sie wollen und es gleichzeitig aber als schlecht abzutun? Woher kommt deine Angst, es könnte sich um eine “Ideologie” handeln?

Konterspruch: In dieser Debatte geht es nicht um dich. Niemand nimmt dir irgendwas weg oder stellt irgendeine Gefahr für dich dar. Nein, auch nicht für deine Frau. Viele Menschen können durch diese “Gender-Ideologie”, die von vorne bis hinten wissenschaftlich erklärt werden kann und nichts Ideologisches an sich hat, endlich ein glückliches Leben führen. Das haben sie genauso verdient wie du auch.  

 

Gegenfrage: “Denkst du wirklich, dass das Rassismus ist? Welche strukturellen Probleme hast du denn z.B. aufgrund dieser „Beleidigung“?“

Konterspruch: “BIPoC Menschen sind z.B. statistisch häufiger von Polizeigewalt betroffen. Zu sagen, die individuelle Beleidigung, die du erfährst, wenn dich jemand “Kartoffel” nennt, wäre dasselbe wie Jahrhunderte der Unterdrückung, Sklaverei und des Kolonialismus Schwarzer Menschen ist ein bisschen, als würdest du die ganze Menschheitsgeschichte leugnen. Ich würde jetzt aber gerne wieder zum eigentlichen Thema zurückkehren, denn dein whataboutism-Argument soll nur davon ablenken, über Rassismus zu sprechen.”

 

Gegenfrage: “Woher nimmst du denn die Sicherheit, dass Gleichberechtigung schon erreicht ist? Woran machst du das genau fest? Und du hast mir doch auch schon mal erzählt, dass du auf der Arbeit als “unwissend” hingestellt wurdest, hast du nicht schon einmal darüber nachgedacht, dass das mit Sexismus zu tun haben könnte?

Konterspruch: –“Aber es gibt doch viele Studien (z.B.:…), die belegen, dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer in den gleichen Jobs oder schwierigere Aufstiegschancen haben. Findest du das gleich berechtigt? Außerdem ist Feminismus ein Thema, das mich total interessiert und ich würde mich freuen, wenn du mir zuhörst, wenn ich davon erzähle. Dafür höre ich dir auch zu, wenn du von deinen Themen erzählst.”

 

Gegenfrage: “Gibt es einen konkreten Grund, warum du überhaupt kein Vertrauen mehr hast in Presse und Politik?” , “Findest du, deine Kritik rechtfertigt, dich mit Nazis zu solidarisieren? So kenne ich dich gar nicht!”, “Kannst du mir mehr über diese Quelle erzählen, von der du die Info hast?”

Konterspruch:  “Ich mache mir Sorgen, wenn du überall nur noch Lügen siehst und gar kein Vertrauen mehr hast. Ich finde es sehr traurig, dass du mit Menschen auf Demos gehst und Zeit verbringst, die rechts sind und so diskriminierend mit Minderheiten umgehen. Ich würde mir wünschen, dass du kritischer bist und die Fakten und Quellen genauer untersuchst, bevor du sie glaubst.”

 

Gegenfrage: “Aber wie denkst Du z.B. darüber, dass durch steigende Temperaturen die Ernten immer weniger werden?”

Konterspruch:Die Jahre mit höheren Temperaturen haben einfach in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich zugenommen. Ich denke schon, dass es sich positiv auf’s Klima auswirkt, weniger CO2 zu produzieren. Und dafür müsstest auch du deinen Lebensstil minimal einschränken.”

 

 

Gegenfrage: “Hast du denn schonmal mit der Familie gesprochen und kennst du die Gründe, warum sie Hartz IV beziehen müssen?”

Konterspruch: “Es gibt viele Studien, die belegen, dass es Menschen nicht gut geht, wenn sie längere Zeit arbeitslos sind und dass sie gern wieder arbeiten wollen. Allerdings ist es, je länger jemand arbeitslos ist, zunehmend schwieriger einen Job zu finden, vor allem für Menschen mit kleinen Kindern, gesundheitlichen Problemen usw. Es ist ganz schön fies, einer Person Faulheit zu unterstellen, die du gar nicht kennst. Wer weiß schon, welche Gründe diese Person in die Arbeitslosigkeit getrieben haben?”

Natürlich musst du, um gegen rassistische oder andere diskriminierende Aussagen zu kontern, nicht über alles ganz genau Bescheid wissen. Aber ein paar gute Argumente solltest du schon bereit haben. Oft reicht es aber auch schon aus, deinen Gegenüber zu fragen, wie genau die Aussage gemeint war oder woher er*sie die Informationen hat, auf die er*sie sich bezieht. Counter Speech gehört zu den wichtigsten Strategien gegen diskriminierende Parolen, weil das Gegenfragen stellen und Gegen-Argumentieren häufig Menschen, die unbedacht diskriminierende Dinge sagen, in Erklärungsnot bringt. 

 

Text: Paula Steiner

Quellen:
https://no-hate-speech.de/de/leichte-sprache/
https://psl-hamburg.verdi.de/bereiche/erinnerungen-bewahren/++co++1d9a40fa-0a2e-11e7-8583-52540077a3af
https://www.das-nettz.de/akteure/klicksafe
Omas Gegen Rechts
https://radikalehoeflichkeit.de/
https://www.tagesspiegel.de/kultur/es-gibt-keinen-rassismus-gegen-weisse-6064663.html
https://www.kleinerfuenf.de/blog/relaunch-talk-to-me—das-online-game
https://www.jetzt.de/corona/querdenker-pandemie-weihnachten-fakenews-familienstreit
konterbunt.de

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