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Kunst & Design

Mein Osmanisches Erbe: Malerei für den Sultan

Ich persönlich kann leider überhaupt nicht gut malen. Und wenn ich es tue, dann ist das Ergebnis weder ästhetisch noch realitätsgetreu. Die Osmanen hatten da sehr viel mehr drauf. In Miniaturmalereien zeigten sie ihre mächtigen Herrscher, Schlachten und Feldzüge und alles, was sonst noch so im Reich passierte. Der Sultan hat also den Stoff für spätere Geschichtsbücher aufwendig dekorieren lassen, und auch das eine oder andere Selfie von sich selbst. Es war sicher weniger langweilig lange Berichte, Briefe oder sonstige Herrschaftsdokumente zu lesen, wenn ’ne hübsche Zeichnung das ganze visualisiert.

In den Bildern gab es immer eine zentrale Figur oder ein thematisches Objekt. Umrandet war es von weniger wichtigen Personen und Bäumen, Blumen oder Bergen, damit auch der Hintergrund hübsch ausgefüllt ist. Zunächst wurde nur zweidimensional gemalt, damit sich die Figuren nicht überschnitten und alle Objekte voll und ganz sichtbar waren.

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Quelle: Wikiwand.com

Diese Malerei prägte die Kunstgeschichte der islamischen Welt für mehrere Jahrhunderte. Aber woher kommt dieser Stil? Und was wurde da früher genau gemalt? Ich mach jedenfalls lieber Fotos. Dann erkennt man auch was.

Der Sultan mochte Text mit Bildern

Mehmed II. war im 15. Jahrhundert der siebte Sultan des Osmanischen Reiches. Er hatte schon in Edirne eine Werkstatt für Malerei. Nachdem er Istanbul in der Hand hatte, gründete er außerhalb der Mauern des Topkapı-Palastes eine neue Schreibwerkstatt. In dieser nakkaşhane (Skriptorium) wurden luxuriöse Manuskripte und wichtige Dokumente für den Herrscher mit Miniaturmalereien geschmückt. Ob die Politiker heute noch ihre Papiere mit Zeichnungen illustrieren? Wär mal ’ne Idee.

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Doch die Perser kannten diese Kunstform schon länger. Und da die Türken auch vor 500 Jahren schon bei denen um die Ecke lebten, konnten sie sich davon so einiges abgucken. In der persischen Kunst wurden mit dem Stil vor allem wichtige Persönlichkeiten porträtiert. Die osmanischen nakkaş (Maler) dokumentierten mit der Technik lieber das Zeitgeschehen – Kultur und Kämpfe.

Neuer Style kam aus Italien

Mehmed II. fand damals auch die europäische Kunst interessant. Maler aus anderen Ländern kamen häufig nach Istanbul und tauschten sich aus. Vor allem die Italiener zeigten den Osmanen neue Themen und Techniken wie Schattierungen und Perspektivierungen. Die Bilder von Siyah Kalem sind ein gutes Beispiel für diese Zeit und zeigen die europäischen Einflüsse in der osmanischen Miniaturkunst.

Die Einflüsse in der Kunst gingen Hand in Hand mit geschichtlichen Ereignissen. Beispielsweise führte die Eroberung von Täbris im Jahr 1514 dazu, dass weitere persische Maler nach Konstantinopel kamen. Später wuchs die Macht des Osmanischen Reiches auf den Meeren. Also wurden bald auch Karten und Atlanten mit Miniaturen geschmückt.

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Süleymans Leben in Bildern

Unter Sultan Süleyman I. wurden die Osmanen durch Eroberungen immer reicher. Sie steckten mehr Geld in die Miniaturkunst und die Einflüsse von Persern und Europäern ließen die spezielle osmanische Kunstform entstehen. Der şehnâmeci war der „Schreiber des Buchs der Könige“ und schrieb das Leben der Herrscher nieder. Das Süleymannâme („Buch des Süleyman“) ist eines der wichtigsten noch erhaltenen Werke und die offizielle Biographie von Süleyman I. mit 69 ganzseitigen Miniaturen. Ein Jahrhundert später wurden sogar die Vorfahren der Sultanfamilie abgebildet. Die Abstammung der Osmanen wurde teilweise bis hin zu Adam zurückverfolgt.

Aber welche Farben wurden eigentlich damals benutzt? Natürliche Materialien aus der typischen Tezhib Dekorationskunst (tezhib – arab. vergolden) wurden für Pigmentfarben auf Papier verwendet. Teilweise nahm man Blattgold, um die Bilder besonders glänzen zu lassen.
Der türkische Künstler Murat Palta hat vor ein paar Jahren die Technik der Miniaturmalerei neu interpretiert. Da wir jetzt wissen, wie alt diese Kunstform schon ist und wo sie herkommt, ist es immer noch echt spannend, sich das mal anzuschauen! Für seine Abschlussarbeit nahm er den alten Stil und belebte damit Filmszenen aus „Star Wars“. Nachdem seine Arbeit große Resonanz fand, entschied er sich dazu das Thema weiter zu entwickeln und andere Filmklassiker in Miniaturen zu verwandeln. Leonardo DiCaprio und seine Gefährten träumen in „Inception“, Uma Thurman kämpft in „Kill Bill“ mit ihren Feinden – und das alles passiert hier zweidimensional, gemäß der alten osmanischen Kunst. Den Anfang machte Murat mit Papier und Farbe und bearbeitete die Bilder anschließend digital. Echtes Gold hat der Künstler dabei wohl kaum benutzt. Aber dank seiner Arbeit glänzt nun auch Darth Vader im osmanischen Stil.

»Es war ein Experiment. Alte, osmanische Motive und modernes, westliches Kino wurden gemischt. Dazu ’ne Prise Humor.«

Das Experiment ist eindeutig gelungen. Seht selbst.

Quelle: Murat Palta

Quelle: Murat Palta

Quelle: Murat Palta

Quelle: Murat Palta

Quelle: Murat Palta

Quelle: Murat Palta

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