Jiddische Sprache und Wörter im Deutschen

Warum ist es problematisch zu sagen, dass irgendwo "gemauschelt" wird, wer "meschugge" ist oder das Wort "Sippe" zu verwenden?

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Was haben die Wörter Ganove, dufte, meschugge und malochen gemeinsam?
Alle stammen aus dem Jiddischen, der Sprache der aschkenasischen Jüdinnen und Juden.

Was ist Jiddisch und woher kommt die Sprache?

Jiddisch wird von den nicht assimilierten aschkenasischen Jüdinnen und Juden als Alltagssprache gesprochen. Sie entwickelte sich aus dem Mittelhochdeutschen zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert. Jüdinnen und Juden durften zu der Zeit in Deutschland ausschließlich in Ghettos wohnen, damit sie von den christlichen Mitbürgern isoliert waren. Dort mischte sich Hebräisch und Deutsch dann zu einem Dialekt und weil die Frauen oft kein Hebräisch verstanden, wurden ihnen die Geschichten aus der Tora auf Jiddisch erzählt. So bildete sich Jiddisch als Alltagssprache schließlich aus. 1350 wütete die Pest in Europa, wofür jüdische Menschen verantwortlich gemacht wurden. Sie wurden als Brunnenvergifter beschimpft und verfolgt. Viele Jüdinnen und Juden flohen daher aus Deutschland nach Osteuropa. Durch diese Fluchtbewegung wurden folglich auch Wörter und Satzstrukturen aus den slawischen Sprachen aufgenommen und Jiddisch entwickelte sich zu einer autonomen Sprache. 

Heutzutage wird Jiddisch von Menschen auf der ganzen Welt gesprochen. Es ist eine Sprache ohne Land. Schätzungen über die Größe der jiddischen Sprachgemeinschaft gehen stark auseinander von 100.000 bis zu 5 Millionen Menschen. Im Deutschen gibt es rund 120 Begriffe aus dem Jiddischen. Dazu zählen u.a. dufte, Ganove, malochen, meschugge, schmusen, Reibach und zocken. Dabei gibt es auch einige Wörter, die im Jiddischen ursprünglich eine neutrale Bedeutung haben, in der deutschen Verwendung jedoch eine negative Wertung erfahren haben.

Ein Beispiel für diesen Bedeutungswandel stellt das Verb „mauscheln“ dar. Im Deutschen ist damit das Aushandeln von Vorteilen unter der Hand gemeint. Das Verb wurde von dem jüdischen Vornamen Moses/Mosche bzw. Mauschel im deutschen Sprachgebrauch abgeleitet. Der Name wurde als Spottname stellvertretend für die Bezeichnung aller Juden verwendet, wie in ähnlicher Weise Ali in rassistischer Absicht für Türken verwendet wird. Demnach steht Mauschel also für Jude und das Verb „mauscheln“ drückt somit aus, dass eine Person wie ein Jude redet. Allein die jiddische Herkunft eines Wortes sorgt also dafür, dass das Wort im deutschen Gebrauch negativ verwendet wird, nicht der lexikalische Inhalt.

Ronen Steinke klärt in seinem Buch „Antisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt“ über diese Bedeutungsverschiebungen auf. Er ist der Meinung, auch wenn meistens die betroffenen Wörter in keiner bösen Absicht verwendet werden, werden damit alte antisemitische Klischees aufgegriffen und weiterverbreitet. Es gibt allerdings auch einige jiddische Begriffe im Deutschen, dessen Bedeutungen nicht verdreht wurden und daher auch unproblematisch verwendet werden können.

Weitere Wörter auf die wir nicht verzichten möchten sind: dufte, Schlamassel, Moos (für Geld) und Masel tov.

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