HIV ist ein Immunschwäche-Virus, das durch menschliche Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma übertragen werden kann. Eine der häufigsten Übertragungsweisen ist Geschlechtsverkehr. 2016 waren mehr als 88.400 Menschen in Deutschland HIV-positiv, mehr als 12.700 von ihnen wussten nichts von ihrer Infizierung.
Nach einer langen, meist symptomfreien Phase kann sich das HI-Virus, falls es nicht entdeckt und behandelt wird, in AIDS verwandeln. AIDS ist eine schwere Immunschwäche-Krankheit, die zur Zerstörung des Immunsystems führt.
Therapie
Das HI-Virus kann mittlerweile sehr gut behandelt werden und Betroffene können lange und gesund leben, sogar so wenig Viruslast im Körper tragen, dass sie andere nicht länger infizieren können. Dafür sorgt eine Tablette mit meist drei verschiedenen Wirkstoffen, die alle an anderen Stellen ansetzen und kombiniert werden – daher spricht man auch von der Kombinationstherapie. Aktuell gibt es dafür bereits 21 Wirkstoffe.
„Mit HIV können die meisten Menschen dank Behandlung gut und lange leben. Jetzt müssen wir noch die Vorurteile gegenüber uns aus den Köpfen bekommen und die Stigmatisierung beenden.“ -Heike Gronski, Fachreferentin „Leben mit HIV“ der Deutschen Aidshilfe
In anderen Ländern, in denen die Gesundheitsversorgung schlechter ist, leiden noch immer mehr Menschen an den gesundheitlichen Folgen von HIV und AIDS und die Sterberaten sind höher.
Bei HIV-positiven Menschen mit Uterus wird HIV meist später entdeckt als bei Menschen mit Penis. Von rund 7.000 jährlichen Neuansteckungen wird jede Dritte erst im Stadium AIDS entdeckt.
Während es auf der schwulen Dating App Grindr üblich ist, das “Schutzverhalten” im Profil anzugeben, fehlen solche Möglichkeiten auf Dating Apps wie OKCupid, die auch Menschen mit Uterus benutzen.
Es muss also noch viel zur Aufklärung getan werden. Die Kampagne „Kein AIDS für alle – bis 2020!“ hat z.B. gezielt in gynäkologischen Praxen geworben.
Infizierte Menschen werden immer noch häufig aufgrund ihrer Diagnose diskriminiert und stigmatisiert. Beispielsweise machten in einer Studie 56 Prozent der Befragten mindestens eine negative Erfahrung im Gesundheitswesen. Oft wird Menschen mit HIV auch nur der letzte Termin am Tag angeboten, weil Ärzt*innen und Praxispersonal fälschlicherweise davon ausgehen, dass danach besondere Reinigungsmaßnahmen notwendig seien.
„Das Bild von HIV in der Öffentlichkeit ist in den 80ern stehen geblieben“, erzählt eine Betroffene in einem Interview mit zett.
In den 80er breitete sich das Virus erstmals aus, besonders schnell unter schwulen Männern. Allerdings blieb staatliche Hilfe komplett aus, Kirchen und konservative Politiker verteufelten Aids sogar als „Gottes Rache für Homosexuelle“. Gesamtgesellschaftlich sorgte die Epidemie für noch mehr Queerfeindlichkeit als ohnehin schon vorhanden war.
Erst durch den Tod des Teenagers Ryan White, der durch eine Bluttransfusion infiziert wurde, gab es erste Gesetze zur Versorgung von HIV- und AIDS-kranken Personen. Zu diesem Zeitpunkt waren aber schon mehr als 50.000 Menschen überall auf der Welt an AIDS gestorben.
Viele Menschen denken immer noch, die Infektion mit HIV bedeute ein Todesurteil, hätte etwas damit zu tun, mit wie vielen Partner*innen mensch geschlafen hat oder mit welchen Partner*innen. In letzterer Annahme schwingt auch immer noch eine gewisse Queerfeindlichkeit mit, die HIV- oder AIDS- Betroffene erfahren müssen.
Wir von renk. und der CSD Berlin 2023 wünschen uns eine genaue Aufklärung, eine anti-diskriminierende Behandlung und dass betroffene Menschen jeglicher Sexualität ein gesundes Leben ohne Stigmata und Einschränkungen leben dürfen.
Quellen:
https://www.welt-aids-tag.de/media/presse/mediathek/Hintergrundinformationen/21_WAT_Fakten_zur_Diskriminierung_von_Menschen_mit_HIV.pdf
https://www.zeit.de/zett/2018-05/was-du-tun-kannst-wenn-du-hiv-positiv-getestet-wirst
https://www.spiegel.de/geschichte/30-jahre-aids-a-947231.html
https://www.zeit.de/zett/liebe-sex/2019-10/dating-als-hiv-positive-die-leichtigkeit-geht-verloren