Was hat Fast Fashion mit dem Klimawandel zutun?
Was unsere Kleider mit dem Klimawandel und unsere Jeans mit den Arbeits- und Lebensbedingungen für die Näher*innen zutun haben, wird im heutigen Post thematisiert. Denn jedes Kleidungsstück ist mit Umweltproblemen verbunden, da es viele Ressourcen braucht, um es herzustellen – aber auch, um es zu entsorgen. Und gleichzeitig steckt in jedem Kleidungsstück viel Arbeit, da es sich nicht von alleine produziert. Diese Arbeit wird bei Fast Fashion Produkten fast ausschließlich von Arbeiter*innen in den sogenannten “Entwicklungs – und Schwellenländern“ verrichtet. Wie die Arbeitsbedingungen vor Ort sind, ist spätestens seit dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013 kein Geheimnis mehr. Seither haben sich die Arbeitsbedingungen nicht nachweislich verbessert.
Outsourcing:
Fashionunternehmen lagern ihre Produktion ins Ausland aus – Grund dafür, sind die geringeren Kosten für Arbeitskräfte im globalen Süden. Darüber hinaus sollen dabei auch die im Vergleich höheren Umweltstandards im Globalen Norden umgangen werden. Dies führt in einem kapitalistischen System dazu, dass ein Anreiz für Regierungen der Produktionsländer besteht, ihre Umweltgesetzgebung auf ein Minimum zu reduzieren, um mehr Unternehmen anzuziehen.
Die Fast-Fashion Industrie ist für 8-10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Nicht nur die Atmosphäre wird aufgeheizt, auch das Trinkwasser leidet, denn Kleidung ist durstig. Nur 2,5 % des Wassers auf der Erde ist Süßwasser. Davon kann wiederum nur 0,3 % vom Menschen genutzt werden, da der Großteil des Süß- Wassers in Eiskappen und Gletschern gespeichert ist. Ein T-Shirt verbraucht 2.700 l Trinkwasser, diese Menge an Wasser könnte eine Person zwei Jahre lang versorgen.
Das häufig verwendete Polyester ist von der Substanz dasselbe, wie eine PET-Flasche. Von der weltweiten PET-Produktion werden ca. 60 % für Textilien verwendet. Leider geben solche Kunststoffe durch das Waschen Mikroplastik ab. Dieses Mikroplastik gelangt in unsere Kläranlagen und im nächsten Schritt als Klärschlamm in Form von Düngemittel, auf unsere Böden und somit in das Grundwasser, sowie in Seen und Teiche. In letzter Instanz landet es damit, über unser Trinkwasser oder über die Nahrungskette in unseren Körpern. Pro Woche essen wir so 5 Gramm Plastik, das ist ungefähr eine Kreditkarte.
Sexismus und Umweltrassismus:
Festzuhalten ist, die Umwelt leidet unter dem unstillbaren Durst nach kurzlebigen Fashion Trends. Aber auch die zum größten Teil weiblich gelesenen Näher*innen leiden – denn bei ihrem Lohn wird gespart. Alles, was Geld kostet, wird im System Fast Fashion auf ein Minimum reduziert: fairer Lohn, Arbeits- und Brandschutz, Gesundheitsschutz, Sozialleistungen. Stattdessen werden die Arbeiter*innen darüber hinaus durch unbezahlte Überstunden und Extraschichten sogar noch mehr ausgebeutet. Auch wenn wir hier nicht sicher sind vor den Umweltproblemen, die mit dieser Industrie einhergehen, leiden die Menschen, in deren Ländern wir die Produktion auslagern, unproportional mehr. Das Färben von Textilien führt regelmäßig dazu, dass unbehandeltes Abwasser von Farbstoffen häufig in lokale Wassersysteme eingeleitet wird. Schwermetalle und andere Giftstoffe gelangen so in die Böden und ins Grundwasser.
Das Resultat: die Gesundheit von Bewohner*innen und auch die Gesundheit von Tieren werden beeinträchtigt. Letztere dienen für viele als wichtige Nahrungsquellen. Die auf Effizienz getrimmte Art der Landwirtschaft, für Rohstoffe wie beispielsweise Baumwolle, erzeugt ebenfalls Probleme – das Resultat: Böden, die nicht mehr für den Ackerbau genutzt werden können. Aber auch schon in den Fabriken kommen die Arbeiter*innen durch unzureichende Arbeits- und Sicherheitsstandards in Gefahr. Und auch hier sind Erkrankungen die Folge.
Mythos Eigenverantwortung
Bei all der Kritik an Fast Fashion ist zu erwähnen, dass es sich um politisches Versagen handelt. Eigenverantwortung wird, wie die letzten Jahre bestätigt haben, nie dazu führen, dass solche gravierenden Probleme gelöst werden. Dafür sind die Anreize falsch gesetzt und auch die soziale Ungleichheit erlaubt vielen aufgrund von Finanz- und Zeitknappheit (Flohmarkt und Secondhand sind vergleichsweise zeitintensiv) nicht, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.
Ein unzureichendes Lieferkettengesetz, welches 2021 beschlossen wurde, schreibt Unternehmen nur die Verantwortung für ihren direkten Vertragspartner zu. Dies ist ein Beispiel von vielen, welches den fehlenden Veränderungswillen der deutschen Politik beschreibt. Der Wohlstand Deutschlands gründet – wie der aller westlichen Industrienationen – auf kolonialistischen Praktiken, die sich bis heute fortsetzen. Ambitionen, daran etwas zu ändern, sind trotz aller Betonung von westlichen Grundwerten der EU eine Rarität.