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Bühne & Schauspiel

Mirza Odabaşı und der Solinger Brandanschlag

Wir besuchen Mirza Odabaşı in seiner WG in Düsseldorf und reden mit ihm über böse Briefe und was ihm daran gefällt, den Solinger Brandanschlag oder den aktuellen NSU-Prozess.

Mirza, für die Leute, die dich nicht kennen, erzähl doch mal ein bißchen etwas über dich?
Mein Name ist Mirza Odabaşı, ich bin 25 Jahre alt und in Remscheid geboren, habe bis zu meinem 18. Lebensjahr dort gelebt. Sagt euch Remscheid etwas?

Erzähl uns gerne etwas über Remscheid.
Ach nein (lacht), das überspringen wir. Ich bin in Remscheid geboren und fühle mich dort wohl. Ich habe mein Abitur in Solingen gemacht, fast vier Jahre dort gelebt und wohne jetzt in Düsseldorf und studiere Kommunikationsdesign an der FH.

Wie bist du dazu gekommen, Kommunikationsdesign zu studieren?
Ich wollte schon immer in Düsseldorf studieren, ich habe mich nur an dieser einen Fachhochschule beworben. Ich mag die Stadt zwar nicht und würde Köln bevorzugen, aber in Köln hat man nicht die Möglichkeit, Projekte so umzusetzen, wie an einer staatlichen Hochschule. Deswegen lebe ich nun hier.

Du studierst Kommunikationsdesign, liegt dein Schwerpunkt derzeit auf Film?
Die Sachen, die ich mache, sind komplett unabhängig voneinander. Mein Studienschwerpunkt ist eigentlich Typografie.

Interessant, da man sich oft spezialisiert. Häufig ist die Rede von „Künstler und Designstudent“ wenn du erwähnt wirst. Ich bin der Meinung, dass Kunst und Design unterschiedliche Dinge sind …
Ja … „Künstler“ kann man mich nicht nennen. Da hatte ich keinen Einfluss drauf, das haben die einfach so getippt. Ich persönlich finde das sowieso oft unangenehm und sage nur, dass ich Kommunikationsdesign studiere. Manche fragen mich, was sie schreiben sollen, ob Nachwuchsregisseur oder Filmregisseur. Ich sag dann immer: „Keine Ahnung, macht es einfach!“

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Würdest du sagen, dass du ein Spezialgebiet hast?
Im Moment ist es Film und es sieht so aus, dass ich meine Brötchen in dem Bereich Film verdienen werde.

Wenn mich jemand fragt: „Wann hast du angefangen, Videos zu schneiden?“ Ich kann nicht sagen, wann ich angefangen habe, Videos zu schneiden. Ich habe heute noch Videoaufnahmen, die ich mit zwölf gemacht habe, auf denen ich mit irgendwelchen Kameras Videos gemacht und dann irgendetwas zusammen geschnippelt habe.

Wie finden deine Eltern das, was du tust?
Meine Eltern standen bei allem, was ich gemacht habe hinter mir und ich denke, dass ist sehr wichtig gewesen für meine Entwicklung. Sie sind heute immer noch begeistert von den Dingen, die ich mache und fragen z.B., warum ich wieder in Berlin bin, wen ich interviewt habe, freuen sich darüber und sind stolz. Ich glaube einfach, sie haben alles richtig gemacht, nicht weil ich super bin – sie haben mir nie Steine in den Weg gelegt.

Was ist das Positivste, das dir auf deinem Weg widerfahren ist?
Das Positivste, das ich je erlebt habe, ist gleichzeitig auch das Negativste. Das Negative sind die Themen, die ich bei meinen zwei Projekten, Zwischenkultur und 93/13 Solingen, behandelt habe und die mich als 25-jährigen Deutsch-Türken geprägt haben. Ich habe die Projekte so umgesetzt, dass sie positiv wurden.

Was ist nun das Negative dabei?
Meine Projekte bringen mich dazu, dass ich mich mit Themen wie Integration auseinandersetzen muss, obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin und das Thema für mich keine Relevanz hat. Negative Dinge, so wie den Solinger Brandanschlag oder den aktuellen NSU-Prozess muss ich einstecken. Andererseits mache ich einen Film über diese negativen Ereignisse und trage sie in die Öffentlichkeit. Ich denke, wenn es diese Problematik nicht geben würde, dann wüsste ich nicht was mich in Deutschland ausmacht.

Kriegst du manchmal böse Briefe?
Ja. Heute kam einer an, den der WDR mir auf meinen persönlichen Wunsch hin zugeschickt hat. Aber ich freue mich über diesen Brief.

Warum?
Weil ich es geschafft habe, diesen Menschen zehn Minuten seines Lebens mit meinem Thema zu beschäftigen oder sogar eine ganze Nacht. Ich werde mir sein Anliegen durch den Kopf gehen lassen und ihm mit Sicherheit auch antworten.

Um mal wieder zu positiven Dingen im Leben zu kommen: Was sind die schönsten Reaktionen auf deine kreative Arbeit?
Die sind sehr wichtig, denn sie bauen mich immer wieder auf.
Du hast ja hinter meiner Tür die Red-Bull-Dosen gesehen, die ich gesammelt habe. Vor zwei Tagen hätte ich ganz anders ausgesehen, ich war extra beim Frisör (lacht). Ich bin oft nach so einem Projekt komplett ausgepowert. Ich kann das, was ich gemacht habe dann auch erst mal nicht sehen. Und wenn dann Nachrichten von Leuten kommen, die so schöne und lange Texte verfassen, ist das toll. Ich kenne diese Menschen gar nicht, aber sie schreiben mir und daraus schöpfe ich wieder neue Kraft, um weiter zu machen.

Foto: Frank Miller

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