Es gibt eine Tür, durch die man gehen muss, um als Ausländer ins Deutsche Fernsehen zu kommen: die Tür zu Dieter Bohlen. Menderes hat’s vorgemacht und alle anderen Türken machen’s nach!
Während man in der McDonald’s-Werbung vergeblich nach Ausländern an der Kasse sucht, kann man sich bei Deutschland sucht den Superstar, kaum retten vor Erkans, Sedas oder Kazims.
Die Show ist so voll mit Türken, dass man jede Minute Angst haben muss, dass der eigene Cousin oder die Tante vor dem Mikrofon steht und zum Einstand selbstgemachte Sarma serviert.
Warum also sträuben sich deutsche Marken mit Türken zu werben, während Deutschlands erfolgreichste Castingshow nicht mehr ohne sie auskommt?! Vielleicht weil der Unterhaltungsfaktor proportional zum Schwarzkopf-Anteil steigt und damit auch die Einschaltquoten.
Keiner stellt sich sonst mit gestählten Eiern vor eine Jury und rappt ihnen Texte wie „Ich bin der Gangsta Mothafucka. Ich bin Deutschlands bester Geldschrankknacker“ direkt ins Gesicht, als die Jungs, die schon unendliche Male von aufgeblasenen Türstehern in Camp-David-Shirts wieder nach Hause geschickt wurden.
Jene Jungs haben sich mit den Jahren Ganzkörper-Hornhaut oder sogennantes „Selbstbewusstsein“ zugelegt. So, dass nicht mal ein Dieter Bohlen, der besorgt alle Erkans zu ihrem derzeitigen Ausbildungsstatus befragt, sie davon abschrecken kann, sich vor der ganzen Nation zum Ali zu machen.
Das Thema Integration kommt in der Show natürlich auch nicht zu kurz. RTL achtet sehr darauf, dass bloß keiner der anwesenden Ölaugen auf die Idee kommt, einfach so Superstar werden zu können. Man müsse dafür hart ARBEITEN. Nicht das, was die Jungs sonst machen: vor dem Gesundbrunnen-Center stehen und von Bentleys und heißen Chicks träumen.
Apropos Chicks: Während unseren Jungs das Image der harten Gangsta-Rapper übergestülpt wird, zeigen unsere Mädels, dass sie auch sexy sein können. Denn: Wer hat gesagt, dass türkische Mädchen das nicht dürfen?! Hans Peter Baxxter bestimmt nicht! Die Röcke werden immer kürzer, die Tops immer enger und die Lippen immer voller. Eins haben die Mädels nämlich gelernt: Wer vor die Kamera will, muss keinen Ton, sondern vielmehr den Ton des richtigen Lippenstiftes treffen.
Aber keine Angst! In wenigen Tagen ist es vorbei mit der Türkenschau. Dann geht es in den Recall nach Jamaika. Dazu braucht man einen gültigen Reisepass und, wenn möglich, kein zu langes Vorstrafenregister. Heißt also für’s Finale: Tschüss Deniz! Hallo Dennis!
Credits
Text: Filiz Taşdan
Illustration: Melis Sivaslı