Nikotin und Alkohol sind die wohl bekanntesten legale Drogen, die in unserer Gesellschaft toleriert werden. Gleichzeitig steht der Konsum sog. illegaler Substanzen wie bspw. Cannabis, Kokain und Heroin unter Strafe. Allerdings ist die Gesetzeswidrigkeit des Gebrauchs nicht auf gesundheitliche Bedenken und der Sorge um das Allgemeinwohl zurückzuführen. Denn die Stigmatisierung von gewissen Drogen und deren Genuss hat bei genauerer Betrachtung kolonialistische Wurzeln.
Ein kurzer Rückblick
Schaut man in die Vergangenheit, so war Deutschland beispielsweise vor dem Ersten Weltkrieg noch weltweit größter Kokainproduzent. Andere Substanzen wie Opium, Heroin und Cannabis gab es ebenfalls frei verkäuflich in Apotheken. Damals galten diese Drogen vor allem als Wunderheilmittel gegen Schmerzen und der schädliche Gebrauch oder gar die Gefährdung durch Abhängigkeit wurden nicht thematisiert.
Die Prohibition von gewissen Drogen begann im ehemaligen Kolonialgebiet der USA: den Philippinen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier insbesondere dem Opiatkonsum der Kampf angesagt, dem viele Bewohner*innen der Inselgruppe verfallen waren. In den „Nebenwirkungen“ des Gebrauchs sahen vor allem christliche Missionare, wie bspw. der erzkonservative Charles Brent ein großes Problem, da die Menschen faul, wollüstig und hemmungslos würden, in seinen Augen. Durch seine politische Nähe zum Weißen Haus konnte er sein Vorhaben, Opiumkonsum auf den Philippinen zu verbieten, umsetzen und legte unwissentlich den Grundstein für ein international geltendes Verbot der Droge.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts erlangten die USA im Zuge des veränderten Machtgefüges der Welt, immer mehr politische und vor allem ideologische Einflussnahme auf globaler Ebene. Nach ihrer Positionierung als sog. Weltmacht nach dem Zweiten Weltkrieg, erweiterten sie die Prohibition auf andere Substanzen wie z. B. auch Cannabis aus. Bis heute haben diese Verbote in vielen Ländern der Welt Bestand.
Wie rassistisch die Kriminalisierung von Drogenkonsum auch heute noch ist, wird deutlich, wenn man sich anschaut, wie die strafrechtliche Verfolgung von Drogenkonsumenten genutzt wird, um bestimmte Gruppen gezielt zu stigmatisieren, auszugrenzen und festzunehmen. Vor allem an die weiße, christliche US-amerikanische Kultur propagierte anhand abschreckender Beispiele, die sich rassistischer Motive bedienten, die Verknüpfung von Drogen (insbesondere Cannabis) und Kriminalität mit Mexican-American und African-American Bürgern.
Spezifisch unter dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon wurde die Strategie gezielt praktiziert. 1994 enthüllte ein ehemaliger innenpolitischer Berater Nixons, dass die harte Drogenverfolgung gezielt gegen zwei Gruppen gerichtet war: Kriegsgegner und Schwarze. „Wir wussten, wir konnten es nicht verbieten, gegen den Krieg oder schwarz zu sein. Indem wir aber die Öffentlichkeit dazu brachten, die Hippies mit Marihuana und Schwarze mit Heroin zu assoziieren und dann beides zu kriminalisieren, konnten wir diese Gruppen spalten“, lautet ein legendäres Zitat, welches damals an die Öffentlichkeit gelangte.
Kriminalisierung von Drogen und racial profiling – wo liegt da der Zusammenhang?
Diese stark verankerten Assoziationen manifestierten sich vor allem in Praktiken wie dem Racial Profiling. Eine ohne konkreten Anlass und in rassistischen Stereotypen begründete Verdächtigung von bestimmten Personengruppen aufgrund ethnischer Zugehörigkeit oder Herkunft. Deshalb ist es wichtig anzuerkennen, dass Drogengesetze schlussendlich dafür zweckentfremdet wurden, aus Sicht der weißen Mehrheitsgesellschaft ungeliebten Minderheiten zu kontrollieren und eine einfache Legalisierung von Drogen durch ein allgemeines aufarbeiten, verlernen und Umdenken der Gesellschaft, begleitet werden muss.
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