Yener Torun, in Istanbul lebender Fotokünstler und Architekt, sucht akribisch nach den versteckten bunten und geometrischen Elementen seiner Stadt und schafft dabei eine neue Perspektive für eigentlich eintönige Fassaden.
Beim Blick auf Istanbuls Silhouette erahnt man die opulente Geschichte der Stadt, die schon Zivilisationen überlebte. Ihre neuen und modernen Seiten gelten hingegen nicht unbedingt als ästhetische Höhepunkte. Gigantische Trabantenstädte auf der europäischen und der asiatischen Seite sowie in anderen Teilen des Landes wurden besonders in den letzten fünfzehn Jahren aus dem Boden gestampft. Die staatliche Wohnungsbaubehörde TOKİ (Toplu Konut İdaresi Başkanlığı) errichtet überall im Land massenweise monotone Wohnblocks, die Berlin-Marzahn oder München-Neuperlach klein aussehen lassen. TOKi ist der Türkei indessen in die Alltagssprache übergegangen und wird oft gebraucht, wenn man von überdimensionalen Wohnhochhäusern in der Türkei spricht.
Yener Torun fotografiert diese neuen Seiten der Stadt, sucht in den Randbezirken, Vororten und unbekannten Flecken Istanbuls aber akribisch nach den geometrisch ansprechenden und weniger grauen Elementen. Dabei schafft es der studierte Architekt, die farbenfrohen Elemente und die schönen Ecken und Kanten großer Baukomplexe in den Vordergrund zu rücken. Statt dass sich die Architektur nach dem Menschen richtet, ist es in Yeners Bildern andersherum; der Mensch geht fast vollständig in ihr auf. Die bunten Bruchstücke urbaner Landschaften werden in Yener Toruns Fotos zu kontrastreichen Parallelwelten, losgelöst vom Rest der Stadt.
Seine Fotoserie startete er 2015 auf Instagram. Innerhalb der letzten Jahre erreichte er dadurch internationale Aufmerksamkeit, stellte seine Arbeiten in verschiedenen Ländern aus und fasziniert mit seinen Fotografien alle, die eine Affinität zum Urbanen haben.
Fotos: Yener Torun