Was haben der Imam, der Pfarrer, der Sultan, das Flittchen und Dilber gemeinsam? Nein, sie treiben es nicht miteinander und sie spielen auch in keiner neuen türkischen TV-Serie mit. Wir haben sie zum Fressen gern. Hier für euch die schrägsten Bezeichnungen türkischer Gerichte.
1. Dilber Dudağı – Die Lippen von Dilber
Die kleinen Süßspeisen sehen aus wie Täschchen, wobei man mit Fantasie auch einen geöffneten Mund sehen kann. Deshalb der Vergleich zu Lippen. Die extrem süßen Speisen schmecken bestehen aus Blätterteig und sind mit verschiedenen Nüssen gefüllt.
2. Kadın Budu Köftesi – Frauenschenkel-Boulette
Auch der Name dieser Köstlichkeit vergleicht Essen mit weiblichen Körperteilen. Die extrem großen und oval geformten Bouletten werden mit reichlich Fett angebraten. Die Hauptzutaten sind Hackfleisch und Reis. Warum die fettigen, langen, saftigen, braungebrannten und dicken Bouletten Frauenschenkel heißen, kann man sich denken.
3. İmam Bayıldı – Der Imam fiel in Ohnmacht
Nein, der Imam ist nicht in Ohnmacht gefallen, nachdem er die Frauenschenkel sah. Seine Frau hatte einst alle Nachbarn eingeladen und all den Essensvorrat aufgebraucht. Zum Abendessen kochte sie mit den letzten Vorräten mit Paprika und Zwiebeln gefüllte Auberginen und servierte sie ihrem Gatten. Nach dem Essen kontrollierte er die Essenskammer und als er sah, dass seine Frau alles aufgebraucht hatte, fiel er in Ohnmacht. Die Version mit Hackfleisch heißt übrigens Karnı Yarık – Aufgeschlitzter Bauch.
4. Pişik Taşağı Tatlısı – Gekochte Hoden Süßigkeit
Auch die Körperteile der Männer dürfen bei der Namensgebung nicht fehlen. Wieso es ausgerechnet die Hoden sein müssen, weiß keiner so genau. Das klingt erst einmal nicht sehr appetitlich. Deshalb ist die Süßspeise auch unter dem Namen Lokma Tatlısı – Häppchen Süßigkeit bekannt. Die kleinen runden Kugeln aus Mehl und Zucker werden in Fett angebraten und anschließend mit Zuckerwasser übergossen, bis sie ihre knackig-weiche Konsistenz bekommen.
5. Analı Kızlı – Mit Mutter und Tochter
Bei dieser Köstlichkeit geht es nicht ohne Mutter und Tochter. Hier kommt der Überraschungsei-Effekt zum Vorschein. Der Mantel der Klöße, also die Mutter, besteht hauptsächlich aus Hackfleisch und Bulgur. Im Inneren (die Tochter) wird man von vorher angebratenen Zwiebel-Hackfleisch-Bouletten überrascht. Will man also den ganzen Kloß verschlingen, muss man Mutter und Tochter gleichzeitig essen.
6. Genç Kız Rüyası – Der Traum junger Frauen
Was ist der Traum aller Mädchen? Prinzessin sein? Nein, es ist die Banane. Klingt ziemlich pervers, ist aber sehr lecker. Vor allem Schoko-Fans können sich freuen. Bei dieser Süßspeise muss man nicht kochen können. Die Banane wird nach Belieben mit Schoko-Creme, verschiedenen Eissorten und Toppings serviert.
7. Şıllık Tatlısı – Flittchen-Süßigkeit
Sobald man diese Süßigkeit auf dem Teller hat, rollt sie sich entweder von alleine auf oder die Teige verschieben sich wild durcheinander, sodass der ganze Inhalt zum Vorschein kommt. Ob das die Gründe für die Namensgebung sind? Mehrere Crêpes-Teige werden übereinander abwechselnd mit gehackten Walnüssen auf ein Blech gelegt und anschließend wird heißes Zuckerwasser hinzugefügt. Nachdem der Teig das Wasser aufsaugt, wird der große Teig in mehrere kleine viereckige Stücke geschnitten.
8. Hanım Göbeği – Frauenbauch
Diese kleinen runden Süßspeisen sehen tatsächlich aus wie kleine Bäuche mit Piercings. Die Zutaten – Grieß, Mehl, Butter, Joghurt – werden zu einem Teig verrührt. Anschließend formt man mittelgroße Kugeln, die man etwas platt drückt und in die Mitte eine Haselnuss platziert. Nach dem Backen im Ofen werden die Bäuche ebenfalls mit Zuckerwasser übergossen und sehen anschließend so aus, als hätten sie sich Winterspeck angefressen.
9. Hünkar Beğendi – Dem Sultan gefällt’s
Dem Sultan gefielen sicherlich die Frauenbäuche, -schenkel, -lippen und Flittchen. Ihm schmeckte aber auch das angebratene und klein geschnittene Fleisch in einer Tomaten-Paprika-Soße, welches auf einem Brei aus Auberginen-Mehl-Milch-Käse serviert wurde. Diese Speise wurde das erste Mal im 17. Jahrhundert gekocht, und weil es dem Sultan Murat IV. (1612-1640) sehr schmeckte, überdauerte ihr Name bis in unsere Zeit.
10. Papaz Yahnisi – Pfarrers Ragout
Der Pfarrer mochte Wein, weshalb er ihn in sein Essen mischte. Sein Lieblingsgericht waren die geschmorten würfelförmigen Fleischstücke, die in einem Topf mit Perlzwiebeln und viel Knoblauch gekocht wurden. Der Wein war die Geheimzutat für den pikanten Geschmack. Viele Köche ersetzen heute den Wein durch Essig, da der Alkohol im Islam verboten ist.
Credits
Text: Nur Şeyda Kapsız