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Musik & Tanz

Deutsch-türkischer Rap

Von den Anfängen in den 90ern bis heute

Deutsch-türkische Rapper sind aus der Hip Hop-Szene hierzulande nicht mehr wegzudenken. Seitdem sich in den 90ern die ersten Künstler etablierten, sind sie immer wieder mit Singles und Alben in den Charts vertreten und haben sich damit zu einem festen Bestandteil des Musikgenres entwickelt.
Kool Savas und Eko Fresh werden Beide als deutsche Musikergrößen gefeiert. Dass sie aber eigentlich türkische Wurzeln haben, ist selbst Fans oft nicht bewusst. Die auf Deutsch geschriebenen Raps überzeugen mit ihren Texten, die häufig aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen. Nicht nur für die Hip-Hop-Szene des Landes, sondern auch für die deutsche Musikwelt im Allgemeinen gelten die Künstler längst als unverzichtbar. Viele von ihnen haben einen großen Kreis an Fans, die sie immer wieder erfolgreich in den Charts platzieren.

Sämtliche Alben von Kool Savas schafften es in die deutschen Top Ten. Zwei davon haben Goldstatus erreicht. Auch Eko Fresh ist seit 2011 in den Top Platzierungen vertreten. Doch der Erfolg der Musiker und ihr damit verbundener Einfluss auf die Entwicklung der Musikgeschichte in Deutschland ist weit größer.
In den 1990er-Jahren gab es die talentierten Musiker nicht mehr nur in Berlin, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten. Mit ihrem Mut, Musik ganz anders zu machen, haben sie den Deutsch-Rap erheblich mitgeprägt und seinen Erfolg vorangetrieben.

Stars und Begründer eines Sub-Genres

Während sich Kool Savas selbst in erster Linie als Weltbürger sieht, betont Eko Fresh in der Entwicklung der Szene Parallelen zu Amerika. Auch in den USA sind es immer wieder Minderheiten, die sich der Rap-Musik verschreiben, damit aber auch große Erfolge feiern. Nicht zuletzt ist das Genre dort in der Subkultur der afroamerikanischen Bevölkerung entstanden.
Nicht alle deutsch-türkischen Rapper, die in den 1990er-Jahren die Entwicklung entscheidend mitgeprägt haben, sind heute auch noch in Deutschland so bekannt wie Eko Fresh und Kool Savas. Trotzdem waren sie für die Prominenz des Raps von türkisch-deutschen Künstlern entscheidend.
Davon ist auch Aziza A., die eigentlich Alev Azize Yildirim heißt, überzeugt. Sie prägte in den 90er-Jahren die Welle der deutsch-türkischen Rapper in entscheidender Form mit. Ihr Album “Es ist Zeit” wurde schon 1997 veröffentlicht und war ein Erfolg in den europäischen World Music Charts, in denen verschiedene Genres repräsentiert sind, die zur sogenannten Weltmusik zählen. Die Tochter türkischer Einwanderer wurde bereits in Berlin geboren und sieht sich selbst als festen Bestandteil des deutschen Hip Hops.
Sie zählt zu den ersten Künstlerinnen, die in diesem Bereich in Deutschland größere Aufmerksamkeit erzielen konnten. Daneben war sie als Moderatorin und Schauspielerin aktiv und arbeitete an den Soundtracks zu zwei Filmen mit.
Auch Islamic Force und Cartel werden mittlerweile zu den Pionieren dieser Musikrichtung in Deutschland gezählt und sind tief in der Türkei verwurzelt.

Der Style des deutsch-türkischen Hip-Hops

Doch auch wenn die Sprache die Gleiche ist, gibt es zwischen den deutsch-türkischen Rappern und den anderen Künstlern, die dem Berliner Hip-Hop beispielsweise angehören, teils gravierende Unterschiede. Kool Savas ist beispielsweise als typischer Battle Rapper bekannt geworden. Zuletzt gab es jedoch auch eine Kollaboration mit dem irischstämmigen Künstler Rea Garvey.
Einer der Vorzeigekünstler der Szene ist Eko Fresh, dem es in der Tat gelungen ist, dem türkischstämmigen Hip Hop einen gewissen Mainstream-Charakter zu geben. Seine Platten sind gefragt und er selbst ist gerade bei deutschen Jugendlichen bekannt.
Seine Identität und Herkunft spielen immer wieder eine Rolle bei Eko Freshs Tracks. Nach dem Vorfall an der Kölner Domplatte an Silvester 2015 veröffentlichte er 2018 den Song „Aber“, in dem er sich kritisch mit den Problemen zwischen Migranten und Deutschen, sowie den Auswirkungen auf die generelle Wahrnehmung von Deutschen mit Migrationshintergrund auseinandersetzt.
Auch sein aktuelles Video „1994“ thematisiert die Herausforderungen der Integration und erzählt von seinen eigenen Erfahrungen. Es entstand im Rahmen einer Integrationskampagne mit dem Landesministerium in Nordrhein-Westfalen.
Wie jede Subkultur zeichnet sich auch der Hip-Hop durch einen eigenen Kleidungsstil aus. Zwar hat der sich seit den Anfängen in Amerika durchaus verändert, einige typische Elemente sind jedoch immer noch geblieben. Insgesamt spielen verschiedene Sportbrands eine wichtige Rolle und eines der wichtigsten Accessoires sind vielleicht die Sneakers, die in ihren verschiedenen Ausprägungen von Anfang an von den Hip-Hop Künstlern getragen – und von ihnen als Alltagsschuh populär gemacht wurden.

stock.adobe.com @alexkich

Innerhalb der aktuellen Szene unterscheiden sich die Styles der Künstler mit türkischem Hintergrund nicht signifikant von jenen ihrer deutschen Kollegen und Kolleginnen. Eko Fresh spielt in seinem Video zu „1994“ jedoch gezielt mit einem neutraleren Outfit – verbunden mit einem Intro, in dem er mit einem traditionellen türkischen Instrument zu sehen ist.

Türkischer Pop fasste zeitgleich Fuß

Dem deutsch-türkischen Hip-Hop stand in den 1990er-Jahren in Deutschland schnell eine andere Musikrichtung gegenüber, die ebenso ihren Ursprung in der Türkei fand. Die aufflammende Pop-Welle in der Türkei kam langsam aber sicher auch nach Mitteleuropa und stand mit den vollkommen gegensätzlichen Klängen dem Rap gegenüber. Bereits in der Türkei erlebte die neue Art der Popmusik einen grandiosen Schub. Auch in Deutschland fanden Künstler wie Tarkan und Yonca Evcemit schnell erste Fans und sorgten dafür, dass die Klänge vom Mittelmeer in den hiesigen Diskotheken mit Begeisterung gespielt wurden. Auch andere Genres werden durch den Mix mit orientalisch angehauchter Musik bereichert. Die rasche Verbreitung der türkischen Musik war vor allem der deutsch-türkischen Jugend geschuldet, die mit ihren Eltern die Heimat verließen. Viele sehnten sich noch in den 90er-Jahren nach einer modernen Form der türkischen Lebensart. Diese fanden sie schließlich gleichermaßen in den Hip Hop Hits der deutsch-türkischen Rapper sowie im türkischen Pop. Während der Hip-Hop noch recht differenziert betrachtet wurde, wurde der türkische Pop dagegen für viele zum Identifikationsmerkmal.

Deutsch-türkischer Rap auch am Mittelmeer beliebt

Der Erfolg des deutsch-türkischen Raps fand längst nicht nur bei den Fans in Deutschland Anklang, sondern schaffte auch den Sprung in die Türkei. Am Mittelmeer war der Erfolg der Rapper eine Überraschung. Bis zu diesem Zeitpunkt fand Hip Hop kaum Beachtung in dem Land am Bosporus. Zwar war er einigen wenigen bekannt, doch die Fangemeinde hielt sich stark in Grenzen.
Den ersten großen Durchbruch feierte die Band Cartel in der Türkei. Für den Musikexport schlossen sich verschiedene Rapper aus Deutschland mit türkischen Wurzeln zusammen, um den Hip-Hop in ihre Heimat zu bringen. Der Erfolg war ihnen sicher.
Recht schnell konnten die Rapper aus Deutschland Zuhörer in der Türkei für sich begeistern und so gelang es ihnen sogar ein Stadionkonzert in Istanbul zu veranstalten. Gleichzeitig nahmen sie an verschiedenen Fernsehauftritten teil. Aufgrund der zunächst verzeichneten Erfolge versuchten relativ schnell die ersten Cartel-Mitglieder auch mit Alleingängen in der Türkei entsprechende Erfolge zu verbuchen. So entschied sich Aziza A. beispielsweise für die Aufnahme des ersten türkischen Albums. Auch der aus Frankfurt stammende Sultan Tunc organisierte die ersten Soloauftritte.

Neuer Ton für die deutsche Musikszene

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In Deutschland dauerte es allerdings ein wenig, bis die Musiker wirklich Fuß fassen konnten. Sicherlich war bereits den ersten deutsch-türkischen Rappern die Aufmerksamkeit der Musikszene in den 90er-Jahren sicher, oft blieb es aber mehr oder weniger bei einem Achtungserfolg.
Es dauerte noch einige Jahre bis der deutsch-türkische Hip-Hop wirklich mainstreamtauglich wurde. Daran hatte aber vor allem der Aspekt Schuld, dass sich der Hip Hop in Deutschland als Musikrichtung ohnehin noch in den Kinderschuhen befand. Die Texte der deutsch-türkischen Rapper waren vielseitig. Natürlich dominierten hier vor allem die deutschen Textpassagen, denn viele der Musiker beherrschen die hiesige Sprache einfach besser als ihre eigentliche Muttersprache. Vielen Songs mangelte es aber auch nicht an den einen oder anderen türkischen Wörtern und Redewendungen. Sie vermittelten den Songs einen für die Türkei typischen Slang.
Während es in den 1990er-Jahren noch klare Grenzen zwischen der deutschen und türkischen Musikszene gab, verschwommen diese mit der Jahrtausendwende immer deutlicher. Wie in vielen anderen Genres auch gelingt es einigen Hip-Hop Künstlern heute erfolgreich, auch typische Elemente türkischer Musik, wie der wechselvolle Gesang in Vierteltonschritten (Arabesk), in Deutschland zu etablieren.

Bildquellen:
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