Das Vermächtnis der Osmanischen Kleiderordnung

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In der Kleiderordnung der Osmanen wurde über Jahrhunderte weitestgehend ein Modestil beibehalten. Eine sich stets ändernde Vielfältigkeit kann man lediglich in den Stoffmustern und in der Auswahl der Accessoires, wie Knöpfe und Kragenformen, beobachten. Sie dienten nicht zuletzt der Aufwertung der Kleidung. Denn die Kleidung gab Auskunft über Herkunft, Stand und politischen Rang. Auch die religiöse Zugehörigkeit konnte an der jeweiligen Kleidung abgelesen werden. Als wichtigste Quellenlagen für diese Annahme dienen Ölgemälde, Stiche sowie Miniaturen des 17. und 18. Jahrhunderts. Eine Besonderheit in der osmanischen Bekleidung waren die Farben rot und gold, die neben violett und grün am häufigsten verwendet wurden.

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Die Kleidung der osmanischen Männer sah folgendermaßen aus: Angefangen mit der Unterbekleidung trugen alle Männer, ganz gleich welchem Stand sie unterlagen, ein langes Unterkleid, das bis an die Waden reichte.
Die damaligen Hosen waren sogenannte „Şalvar“ (dt. Haremshosen), die in der heutigen Zeit wieder ihren Platz in den Kleiderschränken moderner Damen und Herren findet. Es gab sie in vielen verschiedenen Ausführungen.
Die Gewänder und Hosen der Sultane und der Palastmitglieder wurden in hochwertigen Stoffen wie Seide, Samt und glänzender Wolle gefertigt, während sich Personen niederer Stände mit Bekleidung aus einfacher Wolle und ohne Verzierungen zufrieden gaben.

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Das Untergewand, das bis leicht über die Füße reichte, zeichnete sich durch reiche Farbentracht und seiner Vielfalt an Mustern und Motiven aus. Die floralen Muster dominierten dabei und schlugen sich hartnäckig durch viele Jahrhunderte.

Anhänger der Herrschaftsfamilien trugen zudem einen meist goldfarbenen Gürtel um die Taille, der mit prunkvollen Edelsteinen verziert war.

Er diente dazu, das Gesamterscheinungsbild aufzuwerten und die Körperhöhe zu unterteilen. Außerdem trugen die Osmanen Seidentücher mit sich, die ihrer Kultiviertheit und ihrer Anmut Ausdruck verleihen sollten.

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Das wichtigste aller Kleidungsstücke stellte der orientalische Kaftan (dt. zu vergleichen mit einer Robe) dar. Diese Tracht war das traditionellste Kleidungsstück der osmanischen Männer. Sie waren reich bestickt und konnten in vielen Variationen angefertigt werden- langärmlige, kurzärmlige und ärmellose Kaftane waren die gängigsten Modele. Man trug die Kaftane meist offen, andere wiederum besaßen im Brust- oder Taillenbereich Zierschlitze oder aber Knöpfe zum Verschließen.

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Das bedeutendste Accessoire der Männer war der Turban, der in seiner Wickelweise und Farbe Auskunft über Stand und politischem Rang gab. Die Türken und der Sultan trugen weiße Turbane, wohingegen die Juden gelbe, die Griechen blaue und die Araber bunte Turbane trugen.

Das „Turbanwinden“ war zu damaligen Zeiten ein eigenständiger Berufsstand, denn die exakte Ausführung jedes einzelnen Turbans war für die Osmanen von großer Bedeutung.

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Das Schuhwerk bestand aus Leder und hatte die Form von knöchellangen Halbstiefeln, die mit oder ohne Laufsohle angefertigt wurden. Ein Charakteristikum dieser Schuhe, das durch etliche Jahrhunderte unverändert blieb, ist die auffällig spitze Form.

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Die Kleidung einer osmanischen Frau änderte sich mit gegebenem Anlass.

Die gängige Kleidung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sah ungefähr so aus:
Auch die Damen des osmanischen Reiches trugen eine Art Unterkleid. Ihr „Şalvar“- war eine Hose, die lang bis über die Pantoffel fiel und an der Taille sowie an den Knöcheln zugezogen wurde. Darüber trug man eine mit goldenem Garn bestickte Bluse, gekrönt von einem prächtigen „Entari“ (dt. Gewand), das je nach Anfertigung ebenfalls offen oder geknöpft getragen wurde.

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Die pompösere Variante des Gewands sah eine mit reichen Mustern verzierte Schleppe vor, die nur den Palastdamen vorbehalten war. Die dörflichen Damen verhüllten sich in einfach gefertigte Kleidung, die in gedeckten Farben wie dunkles Beige-Braun, in Schwarz oder Cremefarben genäht wurden. Sie wiesen keinerlei Verzierung oder Ornamentik auf.

Meist trugen die Frauen ein „Yemeni“, das ist ein leichtes Kopftuch, das man willkürlich um den Kopf legen konnte. Mit Federn und Edelsteinen oder filigranen Schleiern verzierte Hüte gehörten ebenfalls zu den Must-haves der orientalischen Damen-Accessoirs.
Osmaninnen mit langen Haaren schufen Kunstwerke aus geflochtenen Zöpfen, die mit Tüchern oder besonderem Schmuck aufgewertet wurden.

Das Hochzeitskleid wurde zur osmanischen Zeit „Bindalli“ genannt. Die traditionelle Tracht bestand meist aus hochwertigem, lilafarbenem oder rotem Samt und war mit vergoldeten Metallgarn-Zweigen bestickt, das Blumen und Blätter formte. Dieses Kleid war von hoher Tradition, denn es zeigte nicht nur die Handfertigkeit und Geduld des nähenden Mädchens, sondern ebnete ihren Weg in die als Freiheit angesehene Vermählung.

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Nach der eigenen Hochzeit war es Brauch, das eigene Bindalli auch auf den Hochzeiten anderer Bräute zu tragen. Das Bindalli spielt noch heute in weiten Teilen der Türkei eine besondere Rolle. Auch wenn es nicht mehr als Hochzeitskleid gängig ist, so wird es von vielen türkischen Frauen zur „Kına Gecesi“ (dt. Henna-Nacht/ eine Art Polterabend), während der Vollziehung traditioneller Bräuche im Kreise der weiblichen Verwandten und Freundinnen, getragen.

Credits
Text: Neslihan Aydin
Fotos: Hülya Cam, Schutterstock.com, Bibliothèque Arsenal Paris, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, haberdaim.blogspot.de

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