Istanbul. Nicht wenige Deutsche verschlägt es in die türkische Metropole am Bosporus. Sei es für den Kurztrip übers Wochenende, für ein Praktikum oder – wie in Maximilianes Fall – für ein Auslandssemester. »Im Rahmen dieser sechs Monate habe ich viel sehen, hören, fühlen, und erleben dürfen.« Ihre Erfahrungen und Erinnerungen hat sie schriftlich festgehalten: „um auch anderen von den herrlichen, oft verwunderlichen und nicht selten skurrilen Momenten aus dem Alltag der Metropole zu erzählen.“
Prens Adaları’na vapur ile: Mit der Fähre zu den Prinzeninseln
Keine Autos auf den Straßen, ein schönes Villengrundstück reiht sich ans nächste, Pferdekutschen bringen einen von A nach B, man kann sogar gemütlich durchs Grüne radeln. „Grün“ darf man hier wortwörtlich nehmen: Das alles ist auch Istanbul.
Die Prinzeninseln – eine Oase fernab der lauten Millionenstadt. Im Marmarameer gelegen, nur wenige Kilometer vom Festland entfernt, reihen sich einige kleine Inseln aneinander. Büyükada, Kınalıada, Burgazada, Heybeliada („Ada“ heißt Insel auf türkisch) sind die vier größten der neun Inseln und die einzigen die dauerhaft bewohnt sind. Vom Stadtufer lässt sich die Inselgruppe zwar mit Leichtigkeit erspähen, dennoch braucht es mit der Fähre rund 50 Minuten, um die erste Insel zu erreichen. Ein ganzes Stück also, aber alleine die Fahrt ist einen Ausflug wert.
Geht es auf der Fähre im Frühjahr noch ruhig und gelassen zu, findet man sich zur Hochsaison auf einem vollbesetzten Ausflugsdampfer wieder. Mit dem andächtigen Betrachten der Wellen und Füttern der Möwen bei Çay und viel Ruhe ist es dann vorbei, gerade an einem Gut-Wetter- Sonntag. Neben den vielen Touristen putzen sich auch türkische Familien heraus, um auf den Inseln ein wenig Urlaub in ihren Alltag zu bringen. Die Sitzplätze sind rar, sodass man sich letztlich auf dem Boden des Fährendecks wiederfindet, umringt von Menschen, die Süßkram schnabulieren, singen und kichern, Selfies machen oder sich vom Bord-Verkäufer unfassbar unnötige Dinge andrehen lassen: High-Tech- Gemüseschäler, Mini-Obstsaftpressen oder einen Gehstock, der auch als Skistock dienen kann – alles findet hier seinen Besitzer. Dazwischen balanciert immer wieder ein Çay- oder Simitverkäufer durch die Reihen. Letzterer nicht selten mit einem ein Meter hohen Simitberg auf dem Tablett. Man fühlt sich ein bisschen wie auf Klassenfahrt.
Auf den Inseln angekommen, erwartet einen so Einiges, was sich auf dem Festland nicht so einfach finden lässt. Gerade außerhalb der Hochsaison sind es zwei Dinge, die ihren besonderen Reiz ausmachen: die Ruhe und der viele Platz. Schöne Holzhäuser, auf türkisch werden sie „Konak“ genannt, säumen hier die langen Straßenzüge. Wald und Wiesenfläche gibt es zur Genüge. Fischer arbeiten gemächlich an ihren Booten, flicken Netze und trinken dabei Çay und natürlich gibt es viele Pferdekutschen, die das laute Istanbuler Autohupen durch ein leises Pferdegetrappel ersetzen.
Wenn man sich ein Fahrrad ausleiht, kann man die Büyükada in 1 1/2 Stunden umrunden und sich dabei den Fahrtwind ins Gesicht pusten lassen – ein ganz besonderes Highlight nach langer Abstinenz. Für alle, die nicht im Bilde sind: In Istanbul ist es, von Kadıköy und einigen Hartgesottenen mal abgesehen, schier unmöglich, mit dem Rad im Straßenverkehr zu überleben.
Zu guter Letzt gibt es natürlich großartiges Essen: Überall wird Balık (zu Deutsch Fisch) oder Köfte Ekmek, was so viel wie Frikadellenbrötchen heißt, angeboten und wer selbst ein Barbecue machen möchte, für den steht zum Grillen der Mangal bereit.
Die Prinzeninseln bieten ein bisschen Urlaubsstimmung für alle Stadtmüden – auch wenn zur Hochsaison von Ruhe kaum die Rede sein kann; Istanbul City lässt man eben nur halb auf dem Festland zurück.
Credits
Text: Maximiliane Schneider
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schaut sich ihren Blog an.
Titelbild: Serkan Baspinar, Shutterstock.com