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Boykott Katar 2022 – Fußball-Weltmeisterschaft zu welchem Preis?

Wir schließen uns dem Aufruf  der Initiative #BoykottQatar2022 zum Boykott der WM in Katar an. Werte erfordern Haltung – auch dann, oder besonders dann, wenn sie einen Preis haben. Gerade in diesen Zeiten wäre es heuchlerisch, den Menschen im Iran unsere Solidarität kundzutun und im nächsten Moment wieder unsere Werte über Bord zu werfen und die Weltmeisterschaft in Katar zu unterstützen. Denn auch im Emirat Katar handelt es sich um einen Staat, in dem Frauenrechte, LGBTQIA+ Rechte, Arbeiter*innenrechte und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Wenn sich uns, wie in diesem Fall, die Möglichkeit eröffnet, durch einen einfachen Boykott, Haltung zu demonstrieren,  sollten wir im Namen unserer Werte auch für sie einstehen.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind  tausende Todesfälle von Arbeitsmigranten im WM-Gastgeberland Katar nicht aufgeklärt worden. Hinweise zum Zusammenhang zwischen den Todesfällen und den gefährlichen Arbeitsbedingungen in den vergangenen zehn Jahren ließen sich feststellen, teilte Amnesty in einem neuen Bericht mit. Tausende Menschen seien plötzlich gestorben, die zuvor bei extremen Temperaturen und unter schlechten Bedingungen im Golfemirat an Infrastrukturprojekten gearbeitet hätten. 

Für viele Menschen wird ein Boykott vermutlich ein schwerer Verzicht, da eine WM zwischen all den Krisen eine willkommene Abwechslung darstellen würde. Jedoch ist auch hier wieder auf Werte zu verweisen, die nun mal erst einen Wert bekommen, wenn sie einem etwas abverlangen und trotzdem gelebt und verteidigt werden. Viele Städte und einzelne Kneipen haben sich klar positioniert und angekündigt, die WM nicht wie sonst in gewohnter Form von Public Viewing Events zu übertragen. Die Kneipen trifft dies besonders stark, da sie große Einbußen davontragen werden. Sich trotz finanzieller Einbußen gegen die Ausstrahlung zu entscheiden ist ein starkes Signal.

Hier nochmal ein paar Gründe, warum die WM in Katar boykottiert werden sollte: In Katar gibt es vielfältige Formen männlicher Vormundschaft, die Frauen beim Heiraten, Arbeiten, Studieren und Reisen massiv diskriminieren, laut Human Rights Watch in einem im März 2021 veröffentlichten Bericht. Für Queere Menschen ist der Golfstaat nach Angaben des Gay Travel Index eines der gefährlichsten Reiseländer der Welt. Homosexualität ist verboten und wird mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft. Nach den strengen Regeln der Scharia könnten sogar Auspeitschungen und Hinrichtungen vorgenommen werden. Auch die Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter*innen ist katastrophal – wie aus den Todeszahlen schon hervorgegangen ist. 

 Gleichzeitig muss an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass es sich nicht um eine moralisierende und von Überheblichkeit geprägte Kritik handeln darf. Es ist wichtig, diese WM als Produkt einer fehlgeleiteten Außenpolitik anzuerkennen, die anstatt mit aller Macht die Werte einer freiheitlichen Gesellschaft zu vertreten, den Kommerz und das Gewinnstreben regieren lässt und eine Kultur des Wegduckens und -schauens ermöglicht . Bei diesem Boykott geht es nicht darum, sich an unseren “westlichen Werten” zu ergötzen und mit dem Finger zeigen, wie wir es sonst so gerne tun – sondern diese WM als das zu sehen, was es ist: ein Spiegel, der uns vorgehalten wird.

Es geht auch darum sich in diesem Kontext zu fragen, warum die Gastarbeiter*innen in ihrem Heimatländern, die durch Kolonialismus und westlichen Imperialismus bis heute ausgebeutet werden, darauf angewiesen sind, unter Sklavereiähnlichen Verhältnissen zu arbeiten. 

Die Fußball-WM könnte ein wichtiger Meilenstein für die Achtung der Menschenrechte im Fußball und in Katar sein. Die WM wird stattfinden, aber ob ein signifikanter Druck entsteht, der ein klares Signal an die Menschen in Entscheidungspositionen schickt, hängt primär davon ab, ob es gelingt, den öffentlichen Druck auch über den Abpfiff des Turniers hinaus aufrechtzuerhalten.

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