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Gesellschaft & Geschichten

Gibt es Rassismus gegen Weiße? 2.0

Warum umgekehrter Rassismus so problematisch ist

In einem vergangenen Beitrag haben wir uns bereits schon einmal mit der Frage verfasst, ob Weiße von Rassismus betroffen sein können. Denn oft war auch von einem umgekehrten Rassismus die Sprache. Da es unter diesem Beitrag allerdings noch viel Klärungsbedarf gab, versuchen wir die Frage hier noch einmal verständlicher zu behandeln.

Um die Frage beantworten zu können muss erst einmal geklärt werden, wer Weiße überhaupt sind?

Den Ausgangspunkt dabei stellt unsere globale, durch die Historie rassistisch strukturierte Welt dar. Rassismus ordnet allen Menschen eine bestimmte Position in der Gesellschaft zu, wobei eine Hierarchisierung vorgenommen wird. Rassismus schafft also ein Machtverhältnis in unserer globalen Gesellschaft.

Rassifizierte Menschen befinden sich dadurch in einer benachteiligten sozialen Stellung gegenüber Menschen, die keine Rassismuserfahrungen machen. Menschen ohne Rassismuserfahrung werden auch als Weiße bezeichnet. Damit sind aber nicht alle Menschen mit einer hellen Hautfarbe gemeint, sondern Menschen, die sich aufgrund des Rassismus in einer privilegierten und dominanten Stellung befinden. Es gibt nämlich auch Menschen mit einer hellen Hautfarbe, die von Rassismus betroffen sein können (dazu später mehr). Schwarze und Weiße sind politische Begriffe und haben nichts mit den Hautfarben zu tun. Um dies kenntlich zu machen, werden sie auch großgeschrieben bzw. in kursiv gesetzt.

Wenn eine Weiße Person beschimpft wird à la: „Du scheiß Kartoffel!“ ist das natürlich nicht ok, aber von Rassismus kann dennoch nicht die Rede sein. Weiße können diskriminiert werden, jedoch nicht rassistisch diskriminiert. Aufgrund von Armut oder schlechter Bildung können sie jedoch strukturell benachteiligt werden.

Was ist dann Rassismus?

Eine verbreitete Auffassung geht davon aus, dass Rassismus für die Diskriminierung von Personen aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe stehe.
Dies stellt allerdings eine verkürztes und falsches Verständnis dar, da mit dieser Definition ausschließlich die individuelle Ebene von Rassismus betrachtet wird. Damit ist gemeint, dass nur die direkten rassistischen Handlungen zwischen einzelnen Personen in den Blick genommen werden (interpersonaler Rassismus). Bsp.: Eine Person wird mit dem N-Wort beschimpft. Außen vor werden dabei die Ebenen des institutionellen und internalisierten Rassismus gelassen. Ohne die kann die Diskriminierungsform jedoch nicht betrachtet werden. Denn beim Rassismus geht es um die Machtstrukturen, die hinter den Handlungen stehen.
Diese Strukturen haben sich historisch entwickelt durch Ereignisse wie dem Sklavenhandel, der Kolonisierung und den Völkermorden, die bis heute nachwirken.

Durch die genannten drei Ebenen setzt sich der strukturelle Rassismus zusammen, der rassistische Machtmechanismen bezeichnet, die in Personen, Gesellschaften und Institutionen (z.B. Polizei, Schule) verankert sind und diese negativ beeinflussen.

Rassismus als System richtet sich nicht gegen Weiße. Es gibt schließlich keine Debatte über Racial Profiling der Polizei bei weißen Menschen. Als Weiße Person muss ich mir auch nicht die Frage stellen, ob ich die Wohnung oder Job nicht bekommen habe, weil ich weiß bin. Ich muss mich nicht fragen, warum ich in medizinischen Büchern nicht mitgedacht werde oder mein Kind keine Gymniasalempfehlung trotz guter Noten bekommen hat.

Rassismus äußert sich nicht allein darin, dass eine Schwarze Person verprügelt wird, sondern darin, dass z.B. die Lebensbedingungen auf dem afrikanischen Kontinent schlechter sind als auf dem europäischen. Eins war immer gleich: Weiße waren immer ganz oben.

Wenn wir uns fragen, ob Menschen mit einer hellen Hautfarbe von Rassismus betroffen sein können, handelt es sich um eine ganz andere Frage. Es gibt nämlich nicht nur Anti-Schwarzen Rassismus, vielmehr existieren verschiedene Rassismen. Z.B.: Antimuslimischen, Antislawischen, Antiasiatischen Rassismus und Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:zze.

Fazit

So, zurück zur Ausgangsfrage. Wenn weiße Menschen sagen, sie seien Opfer von Rassismus geworden, weil sie beleidigt oder sogar körperlich angegriffen wurden, beziehen sie sich stets auf die individuelle Ebene von Rassismus. Das heißt: Ein Individuum (oder eine Gruppe) greift ein anderes Individuum (oder eine Gruppe) an – also zum Beispiel wegen des Aussehens, der vermeintlichen Herkunft oder der Religion zum Beispiel.

Rassismus gegen weiße Menschen gibt es also nicht und gab es auch noch nie. Dazu müssten wir in der Geschichte zurückreisen und weiße Menschen unterdrücken und die Machtverhältnisse umkehren. Denn Rassismus ist immer ein strukturelles Problem!

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