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Bühne & Schauspiel

AZIZA A.

Deutschrap und Emine Sevgi Özdamar-Literatur vereint

„Deutschlands erste türkisch-deutsche Rapperin“, wie sie sich auf ihrer Webseite beschreibt, prägte in den 90er-Jahren die Welle der türkeistämmigen Rapper*innen in entscheidender Form mit. Aziza A., auch als Sängerin, Moderatorin und Schauspielerin aktiv gewesen, veröffentlichte 1997 ihr erstes Album, „Es ist Zeit“, das zu einem Erfolg in den europäischen World Music Charts wurde.
Darauf folgte das 2001 veröffentlichte türkischsprachige Album „Kendi Dünyam“ (Meine eigene Welt) im „NuOrientalischen Stil“, wie sie ihre persönliche Mischung aus Soul, Drum ʼnʼ Bass und funky Oriental Arabesk House Electro beschreibt. 2007 und 2009 folgten zwei weitere Alben. Gleichzeitig moderierte sie von 1998 bis 2009 die Radiosendung Haydi Hop auf Radio Multikulti und Funkhaus Europa und trat zusammen mit der Istanbuler Rapperin Sultana auf.
Nun nimmt sie als Sängerin bei GAZINO BERLINs Aufführung von Emine Sevgi Özdamars „Sonne auf halbem Weg“ teil. Wir durften sie im Rahmen unseres Besuchs privater kennenlernen, und haben mit ihr über ihre Diskografie, die Hiphop- beziehungsweise Rapszene und ihre Rolle bei „Sonne auf halbem Weg“ geschnackt.

Unsere Autor*innen im Gespräch mit Aziza A.

Dein erstes Album „Es ist Zeit“ ist im Jahr 1997, also vor 23 Jahren, rausgekommen. Wie bist du damals zum Hip-Hop gekommen?


Über Freunde. Mein Bruder hat Hip-Hop gehört, und selbst EDM gemacht und Bass gespielt und meine Mutter hat eine fantastische Stimme; wir waren sehr musikalisch und lieben die Musik. Ich habe klassisch mit dem Kamm in der Hand vor dem Spiegel Whitney Houston und Sezen Aksu und all diese großartigen Künstlerinnen nachgesungen und bin dann später im Studio von einem Freund von mir gewesen. Da haben Freunde von mir gesagt, „Mach doch einfach mal!“, von allein hätte ich das nie gemacht. Und dann lief’s auch, ich habe meine eigenen Texte geschrieben. Da ging’s los und hat mich nie wieder losgelassen.

Du warst lange die einzige türkeistämmige Rapperin – in anderen Rap-Gruppen gab es nur Männer.

Ich war tatsächlich lange die einzige Frau. Jetzt hat sich das verändert, es gibt eine Menge Mädels, die rappen.

War das damals Thema für dich? Musstest du dich Herausforderungen stellen?

Gar nicht. Es ging immer nur darum: „Oh, die kommt gar nicht aus Kreuzberg!“. Ein paar Jungs haben sich in ihrer Rapper-Würde ein bisschen beleidigt gefühlt, aber ich wusste nie warum, ich habe ja nie behauptet, dass ich dort aufgewachsen bin. Aber auf Touren war das immer sehr kollegial – es gab nie Leute, die sagten „Du bist eine Frau, du darfst nicht mitmachen“. Ganz im Gegenteil.

Warum denkst du, dass es immer noch weniger Frauen* im Rap gibt als Männer?

Ich denke, das liegt an der Erziehung der Frau*, dass Frauen* nicht protzen und prahlen. Für Männer* ist es normal, zu protzen und zu prahlen, so werden sie auch größtenteils erzogen. Dieses „Stell dich hin, du bist ein Mann, dann bist du eh schon da“. Eine Frau* erkämpft sich eher ihren Platz, wenn sie das Wort ergreifen will. Singen und hübsch aussehen, das passt eher dazu, als ein Rap-Mikro in die Hand zu nehmen und Texte rhythmisch loszusprechen. Ich denke, das ist eher ein grundsätzliches Problem – eine Tatsache, dass wir Mädchen* anders erzogen werden als die Jungs*. Auch wenn es sich jetzt ein wenig verändert hat und die Wahrnehmung nicht mehr nur auf Rosa und Blau aus ist, so dass es auch Zwischenfarben gibt. Aber das sieht man im Rap sehr deutlich. Wenn man Familie bekommt, sind die weiblichen Rapperinnen auch die ersten, die sich zurückziehen. Das haben die Männer* nicht. Auch wenn sie Familie haben, können sie weitermachen und immer noch mit den Jungs* abhängen. Das machen wir aber mittlerweile auch. Familie und Musik geht sehr gut zusammen.

Wenn wir jetzt das Thema wechseln: Was ist deine Rolle im Gazino und in „Sonne auf halbem Weg“?

Ich bin die Solistin im Stück, ich schlüpfe mal rein, mal raus. Ich begleite mit den anderen aus der Band zusammen die Trilogie musikalisch durch die Zeit.

Aziza A. bei den Proben zu „Gazino Berlin“

Kannst du dich noch an das erste Mal erinnern, als du mit Emine Sevgi Özdamar und ihren Büchern in Kontakt gekommen bist?

Ja, ich kenne sie sogar persönlich! Sie ist zur selben Zeit mit ihren Büchern getourt, zu der ich auch auf Tour war. Damals sind wir auch oft gemeinsam in Talkshows eingeladen worden. Sie ist eine tolle Frau! Ich denke, ich war eine der ersten, die ihr Buch gelesen hat, nachdem es rausgekommen ist, und ich war auf ihren Lesungen.

Was findest du an ihren Büchern besonders gut oder berührend?

Sie hat eine sehr eigene Art zu schreiben und benutzt die Eins-zu-eins-Übersetzung vom Türkischen ins Deutsche sehr fein. Ihr Stil ist sehr klar, sehr frontal. Und dabei ist sie unglaublich lustig.

Zum Schluss: Auf deiner Website steht, dass du an einem neuen Album arbeitest.

Ja, das ist schon fertig! Also, es gibt ja keine Alben mehr, sondern du produzierst Songs und die sind dann digital und die kannst du veröffentlichen, wie du willst. Ich glaube, die kommen nächstes Jahr raus, da muss noch ein wenig gemischt und gemastert werden. Es sind Sommersongs, sehr warme, sonnige Sounds.

Aber du bleibst beim Hip-Hop?

Da ist Rap drin, es ist Gesang drin; es ist soulig, groovig, positiv, was für’s Gemüt und macht Spaß.

GAZINO BERLIN, Eine szenisch-musikalische Zeitreise zwischen Bosporus und Spree, prämierte Ende September und wird auch im Herbst weiter aufgeführt. Für mehr Infos, hierlang.

 

Interview: Lisa Genzken und Matze Kasper
Fotografie: Kiki Piperidou

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