Eine junge Frau, mit Namen Emel Ilter gab den Ausschlag, die Welt des geschriebenen Wortes für ein paar Minuten hinter uns zu lassen – sämtliches Hintergrundgedudel auf Stumm zu schalten, aber dafür die Lautsprecher ihres Gerätes, vor dem Sie sitzen oder welches Sie in den Händen halten, auf ein angenehmes Level zu pegeln.
Die Radiosendung Plattenkiste, welche Emel Ilter mit ihrem Sparingspartner Henning Boogaloo regelmäßig ausstrahlt, brachte uns schließlich auf die Idee unseren ersten eigenen Radiobeitrag zu produzieren.
Als Rare-Soul-DJ und Sammlerin von seltenen 45er Platten hat sie uns natürlich auch ein paar sorgfältig ausgewählte Titel mitgebracht.
TOP 13 aus der Plattenkiste des SPIN CLUB LUCERNE
>> 1. Wendy Rene – After Laughter (Stax, 1964)
Eines der Songs, die mir das Herz zerreißen. Der Song ist relativ bekannt, da er unter anderem von Wu-Tang in „Tearz“ gesamplet wurde. Deep Soul at its best!
>> 2. Jorge Darden – Alone Again (Ladonia)
Viel weiß ich über diese Platte nicht. Sie gefällt mir, weil sie Jazz und Soul so smooth und sexy vereint wie selten ein anderes Stück Musik. Die (leicht androgyne) Stimme von Darden bestärkt dieses Gefühl. Die Wah-Wah-Gitarre schwenkt ab und an rüber zu leicht türkisch/orientalischen Harmonien. Sehr speziell!
>> 3. J. C. Davis – A New Day (Is Here At Last) (New Day)
Da ich aufgrund von Künstlern wie DJ Shadow mit dem Plattensammeln angefangen habe, ist diese (im Original recht rare) Single ein Zeugnis meines Hiphop-Backgrounds. Shadow verwendete sie für „The Hard Sell“, die dritte gemeinsame Performance mit Cut Chemist. Zudem hat Justin Timberlake den Song gebraucht für seinen Song „Damn Girl“.
>> 4. Barış Manço – Alla Beni Pulla Beni (Türküola)
Der Song ist aus Manços Album „Sözüm Meclisten Dışarı“ (1981). Meine Brüder und ich sind mit diesem Album aufgewachsen. Ich war damals ein Kind und trotzdem holen diese Lieder etliche Erinnerungen hervor. Es ist krass, welche Kraft Musik ausüben kann.
>> 5. Edwin Starr – Running Back And Forth (Gordy, 1970)
Ein Motown-Klassiker und einer meiner ersten Singles, die ich gekauft habe. Ich spiele den Song fast jedes Mal, wenn ich auflege. Kürzlich entdeckte ich die andere Seite der Single, „Time“. Wahnsinn! Diese „Entdeckungen“ sind immer das Beste. Es wird nie langweilig …
>> 6. Ron And The Embracers – You Came Into My Heart (Spectrum)
Eine relativ skurile, dabei wunderschöne Soul Nummer. Nebst afroamerikanischen Interpreten haben auch sog. Chicanos Soul Songs produziert, insbesondere im Raum Kalifornien. Andere Harmonien schwingen mit. Ein spannendes Crossover and Stilen.
>> 7. Jo Stance – Hey Girl (Ricky-Tick Records)
Eine finnische Produktion aus dem Jahre 2010. Eine extrem gelungene Huldigung des Soul der 60er Jahre. Die Single wurde limitiert produziert, ist daher vergriffen und geht nunmehr für mehrere hundert Dollar über den „Ladentisch“. Eine meiner liebsten Platten in der Kiste.
>> 8. Kool Blues – Can We Try Love Again (Capsoul, 1974)
Oh mein Gott, Crossover Soul, der dich einfach in die Knie zwingt. Zu dieser Nummer brauche ich nichts sagen. Sie ist einfach … Ach, hört bitte selber rein!
>> 9. Lynn Williams – Don’t Be Surprise (Suncut, 1969)
Die Interpretin war im Teenageralter als sie den Song einsang. Sie klingt aber, als hätte sie ihr größtes Leid bereits durchlebt. Eine meiner liebsten Balladen. Übrigens gesamplet von Cut Chemist für Jurassic 5’s „Thin Line“.
>> 10. Prince Geno & The Taylormades – Brand New Man With The Master Plan (Aladdin, 1974)
Conscious Soul mit einer guten Portion Laid-Back-Funk. Hammer Bassline und Bongo-Action. Einer für die Hiphop-Heads. Jedenfalls kommen sie immer an, wenn ich den Tune bringe. Sie lieben ihn. Kann man ihnen nicht verübeln.
>>11. The Stoppers – Come Back Baby (Jubilee, 1966)
Das Ding habe ich mit meinem Kollegen und DJ-Partner Henning Börm in einer Scheune in Schaffhausen/Schweiz gefunden. Der Verkäufer kaufte Kollektionen auf, um sie weiterzuverkaufen. Henning und ich haben uns an einem verschneiten Wintertag durch hunderte von Kisten gewühlt. Dieser Northern Soul Klassiker war mit dabei. Group Harmony Soul wie er im Bilderbuch steht. Wurde übrigens für einen House Track gesamplet.
>> 12. The Superlatives – I Don’t Know How (Westbound, 1969)
Diese Single ist eigentlich meine erste Single. Für 5 Franken im Co-Mix Remix in Luzern gefunden, dank Fingerzeig von Henning. Beiden Seiten sind toll, doch diese Seite ist für die Hiphop-Heads unter uns. Lecker!
>> 13. Joe Brown & The Soul Elderados – Vibration pt. II (F.F.A. Records)
Der Song ist für mich der Beweis, wie ähnlich sich Glück und Leid anfühlen können. Just in dem Moment, an dem dich der Song zum Lächeln bringt, überkommt dich ein ziehen im Herzen und du denkst dir „Alter, was geht ab?!“. Mir standen die Tränen in den Augen, als ich den Song das erste Mal hörte. Jetzt ist die Single mein und ich liebe sie über alles.
Credits
Interview: Danny Schuster
Fotos: Melisa Karakus
Tontechnik: Tommy Schuster