Zu Gast bei Fashion Ali

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Ali Akdeniz aka Fashion Ali, 85 Jahre alt, hat acht Geschwister, fünf Frauen, 18 Kinder und kann sich bereits Ur-Opa nennen. Geboren wurde er in Trabzon (Nordosten der Türkei) wo er bei unterschiedlichsten Meistern das Handwerk des Herrenschneiders erlernete. Wir berichteten schon vor langer Zeit einmal über ihn, aber hatten nie die Möglichkeit ihn zu treffen. Nun ist es soweit, über die Kooperation mit neukoellner.net erzählte uns Ali ein paar Dinge zu Mode und Fame.

Herr Akdeniz, was ist Ihr Lieblingsoutfit? Und warum?

Definitiv der Anzug. Ich wollte schon als zwölfjähriger Junge einen Anzug tragen. Meine Generation und auch die meines Vater trägt nur Anzüge. Das ist auch in der Türkei so. Die Leute legen viel Wert darauf. Der Anzug ist ein Teil der türkischen Kultur und erzeugt eine gewisse Vorbildfunktion, die auch ich haben möchte. Außerdem sieht ein Anzug immer hübsch aus. Und mein Schneiderberuf bringt es natürlich mit sich, dass ich immer elegant aussehe. Ich besitze 80 Anzüge, von denen ich 60 selbst geschneidert habe.

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Zu einem guten Modestil gehören für Ali auch Schmuck, Sonnenbrille und eine Herrenhandtasche.

Auf den Fotos Ihres Blogs habe ich gesehen, dass Sie nie ohne Kopfbedeckung ausgehen. Sie tragen entweder Hut, Mütze oder Cappi. Warum?

Ich muss immer eine Kopfbedeckung tragen! Und diese muss auch immer zu meinem Outfit passen, sonst bin ich nicht komplett (lacht). Neben Mützen und Hüten trage ich auch Schmuck (zeigt auf Goldringe, Uhr und Halskette), der ebenfalls zu meinen Sachen passt. Schmuck macht eben einen großen Eindruck auf Frauen!

Sie sind ja schon eine Berühmtheit in Neukölln. Wie reagieren die Leute auf der Straße, wenn sie Sie sehen? Wollen die Modetipps von Ihnen?

Mich sprechen viele Leute an und wollen meistens ein Foto mit mir zusammen machen. Oder geben mir ihre Kinder auf den Arm und fotografieren mich mit den Kleinen. Hier und da will der ein oder andere schon einen Modetipp. Dabei ist es gar nicht schwer, gut gekleidet zu sein. Ich trage meine Anzüge immer passend zur Jahreszeit. Helle und frische Farben im Frühjahr und Sommer und dunkle Töne im Herbst und Winter. Dabei ist meine Lieblingsfarbe rot. Sie trage ich das ganze Jahr über.
Meine Kleidung suche ich mir selbst aus. Ich würde mir niemals von jemanden da reinreden lassen – nicht mal von einer Frau, dabei liebe und vergöttere ich Frauen! (lacht).

Was bedeutet Ihnen ein guter Modegeschmack?

Dass die Leute einen angucken. Dass man eine große Anziehungskraft auf andere Menschen ausübt. Ich vertrete eh die Ansicht, dass man viel mehr auf sein Äußeres achten sollte. So wirkt man nie langweilig.

Was haben Sie als Jugendlicher gerne getragen?

Ich war Fußballspieler und habe deshalb gerne Trikots und Sportanzüge angezogen. Und selbst die sahen elegant an mir aus. Ich trage sie heute noch. Es gab in meiner Jugend keine Phase, in der ich mit meinen Anziehsachen vor meinen Eltern oder der Gesellschaft rebellieren musste. Natürlich hatte ich Streit mit meinen Eltern und es gab mal schlechte Zeiten, aber so was kommt in jeder Familie vor.

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Der einzige Farbtupfer bei diesem Outfit: die rote Gebetskette.

Was bedeutet Ihnen Neukölln?

Ich mag es, dass hier so viele unterschiedliche Menschen leben. Mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen. Dadurch kann man viele Sachen entdecken: wie ausländisches Essen. Allerdings können Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen auch Ärger machen. Es kann zu Problemen kommen. Aber so was ist normal.

Wo sind Ihre Lieblingsplätze in dem Bezirk?

Ich habe keine bestimmten. Ich bin überall. Vor allem in Hohenschönhausen, denn dort arbeite ich zusammen mit einem Bekannten in einem Schneideratelier. Als ich noch jünger war, bin ich viel am Wochenende in Discos tanzen gewesen, in der Bismarckstraße oder am Bahnhof Zoo.

Mittlerweile bin ich auch viel außerhalb Berlins unterwegs. Ich fahre dann mit meiner Familie raus aufs Land, dort haben wir einen Garten und wir pflücken Obst und essen es. Das gibt einem neue Kraft! Kommendes Jahr habe ich vor zu meiner Frau in die Türkei zurück zukehren um dort meinen Lebensabend zu verbringen.

Credits
Foto: Anna Blattner
Text: Anne Stephanie Wildermann
Alis Blog

Eine Kooperation mit www.neukoellner.net

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