adressarrow-left Kopiearrow-leftarrow-rightcrossdatedown-arrow-bigfacebook_daumenfacebookgallery-arrow-bigheader-logo-whitehome-buttoninfoinstagramlinkedinlocationlupemailmenuoverviewpfeilpinnwand-buttonpricesine-wavetimetwitterurluser-darwinyoutube
Bühne & Schauspiel

Berlinale 2019

und ihre türkischen Filme

Dieses Jahr sind es nur halb so viele türkische Filme wie das letzte Jahr. Ob das schon etwas über die Vielfalt der türkischen Kunst-und Medienlandschaft erzählt? Dafür sind zwei unterschiedliche Generationen an Regisseuren vertreten, der 25-jährige Burak Çevik und der 45-jährige Emin Alper, dessen Film sogar im Wettbewerb läuft. Gemeinsam haben sie die schweren Themen des Lebens: es dreht sich um Schuld, Familie und Rollenbilder.

Aidiyet – Belonging

Aidiyet ist ein zeitgenössischer Thriller, der einen Kriminalfall aufrollt – aber das Gegenteil von einem Genrefilm. Ein Mann rekonstruiert aus dem Off den Mord an seiner potentiellen Schwiegermutter im nüchternen Tonfall eines Geständnisses. Er hat sie auf Wunsch der Tochter, seiner Geliebten, von einem Auftragskiller töten lassen, weil sie ihrer Verbindung im Weg stand. Zu sehen sind nur die vielen Schauplätze der Tragödie: eine aufgeräumte Wohnung, der Busbahnhof von Ankara, der Parkplatz, der Flur, das Bett des Mordopfers …

Auf dem Rückweg nach Istanbul wird die nächtliche Autobahn zur Projektionsfläche für die schlimmen inneren Qualen eines Menschen, der einen anderen auf dem Gewissen hat. Dann vollzieht der Film einen Perspektivwechsel und zeigt, wie sich die Liebenden gefunden haben und was der Bluttat vorausging. Diese auf der Oberfläche harmlosen Bilder und Gespräche werden durch das Vorwissen des Zuschauers aufgeladen wie in einer Psychose. Warum die mysteriöse Pelin ihre Eltern so hasste? Diese Antwort gibt der Film nicht. Burak Çevik experimentiert in Aidiyet elegant, spannend und instinktsicher mit dem detektivischen Gespür seines Kinopublikums.

Regie, Buch Burak Çevik
Kamera Barış Aygen
Montage Burak Çevik, Ali Aga
Musik Mine Pakel
Sound Design Yalın Özgencil
Produzent*innen Burak Çevik, Fol Film, Selman Nacar, Kuyu Film, Mustafa Uzuner, Acéphale, Kerem Ayan

Burak Çevik

Geboren 1993 in Istanbul, Türkei. 2016 schloss er ein Studium am Fachbereich Film und Fernsehen der Istanbul Bilgi University ab. Nach seinem Debütfilm Tuzdan kaide ist Aidiyet sein zweiter abendfüllender Film.

Filmografie
2018 Tuzdan kaide (The Pillar of Salt); 70 Min., Forum 2018 2019 Aidiyet (Belonging)

Kız Kardeşler
A Tale of Three Sisters

Die drei Schwestern Reyhan (20), Nurhan (16) und Havva (13) leben mit ihrem Vater in einem abgelegenen Dorf in Zentralanatolien. Eine nach der anderen wurde als Dienstmagd in die Stadt geschickt, doch alle kehren wieder zurück, zuletzt Nurhan. Sie hat den Sohn des Arztes der Region geschlagen, weil er jede Nacht sein Bett nässt. Reyhan war bei ihrer Rückkehr schwanger und wurde vom Vater eilig mit dem Schafhirten Veysel verheiratet. Dieser begehrt in volltrunkenem Zustand gegen die Dorfältesten auf, was dramatische Folgen hat.

Auch wenn sich für keine der jungen Frauen der Traum von einer besseren Zukunft erfüllt und sie untereinander immer wieder in Streit geraten, halten sie doch unverbrüchlich zusammen. Während sie darauf warten, dass die verschneiten Straßen wieder passierbar werden, vertreiben sich Vater und Töchter die Zeit mit Geschichten.
In eindringlichen Bildern erzählt Emin Alper, der selbst in den anatolischen Bergen aufgewachsen ist, ein Märchen. Er thematisiert eine Gesellschaft, in der weder Frauen noch Männer eine Chance haben, den vorbestimmten Kreislauf zu durchbrechen, und lässt dennoch Raum für Hoffnung.

Regie, Buch Emin Alper
Kamera Emre Erkmen
Montage Ciçek Kahraman
Musik Giorgos Papaioannou, Nikos Papaioannou
Sound Design Jos van Galen
Produzent*innen Nadir Öperli, Muzaffer Yıldırım

Emin Alper

Geboren 1974 in Ermenek, Türkei. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und Geschichte an der Boğaziçi-Universität in Istanbul und promovierte in Neuerer und Neuester Geschichte. Sein Debütfilm, Tepenin Ardi (Beyond the Hill), lief 2012 im Forum und wurde mit dem Caligari-Filmpreis ausgezeichnet. Sein zweiter Film, Frenzy, feierte Premiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele in Venedig und wurde dort mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Neben seiner Arbeit als Filmemacher lehrt er am Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Technischen Universität Istanbul.

Filmografie

2012 Tepenin ardi (Beyond the Hill) 2015 Frenzy 2019 Kız Kardeşler (A Tale of Three Sisters)

Credits, Filmvorführungen und Tickets findet ihr hier.

Nächster Artikel

Sprache & Literatur

Irgendwo in Zentralasien

Eine kleine Einführung in die türkische Sprache

    Lust auf Lecker Newsletter?