Wozu Plan A, wenn man einen Plan B hat!

Actionkino made in Germany

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Treffen sich ein Türke, ein Koreaner, ein Chinese und ein Ghanaer in Berlin… Klingt wie ein Witz, ist es aber nicht. Can Aydın, Cha-Lee Yoon, Phong Giang und Eugene Boateng leben ihren Traum. Als Stuntmen arbeiten sie mit Berühmtheiten wie Jackie Chan, Daniel Craig und Jennifer Lawrence zusammen. Höchste Zeit ihren eigenen Film rauszubringen.

Von links: Phong Giang, Can Aydın, Eugene Boateng, Cha-Lee Yoon im Film „Plan B: Scheiß auf Plan A“

In eurer Geschichte geraten vier Freunde auf dem Weg zu einem Casting versehentlich zwischen die Fronten einer Gangsterintrige. Wie entstand die Idee zu eurem Film?

Can: Die Idee haben wir gemeinsam entwickelt. Mit dem Film wollen wir unsere Geschichte erzählen und Menschen motivieren, ihre eigenen Träume zu leben.

Cha: Wir wollten einen eigenen Film produzieren, um uns selbst zu verwirklichen aber auch, um unser Können zu beweisen. Als Stuntman ist man Dienstleister und immer beschränkt. Man muss das tun, was von einem verlangt wird, und hat keine Möglichkeit, sich künstlerisch zu entfalten. Can ist unser Creative Head. Er kommt immer mit Geschichten an und pusht unsere Ideen voran. In „Plan B“ spielen wir uns selbst und tragen auch unsere eigenen Namen. Die Charaktere sind ein bisschen überdrehter, aber im Grundkern ähneln sie uns sehr.

Ihr seid professionelle Stuntmen und betreibt mit Real Deal Action Design eure eigene Stuntfirma. In eurem Film präsentiert ihr erstklassige Martial-Arts-Fähigkeiten. Wie war es für euch, auch Schauspieler zu sein?

Can: Ich war eine Zeit lang beim Theater und habe unter anderem Rollenangebote von GZSZ bekommen, wo ich den Quotentürken spielen sollte. Allerdings schlug mein Herz schon immer eher Richtung Action-Schiene und ich habe meine Kampfsport-Fähigkeiten genutzt, um Stuntman zu werden. Jetzt mit „Plan B“ hatten wir endlich die Möglichkeit, Schauspiel und Kampfsport zu kombinieren. Eugene ist Tänzer und kommt auch aus dem Schauspielbereich. Er hat eine der Hauptrollen in Becks letzter Sommer gespielt und ist aktuell auch im Film Die Reste meines Lebens zu sehen.

Cha: Es ist aufregend, eine Schauspielrolle anzunehmen und einen Sprechtext zu haben. Das ist etwas vollkommen anderes als nur körperlich zu performen. Die körperliche Performance ist easy, denn das ist unser Steckenpferd, das können wir einfach. Zu sprechen ist etwas komplett anderes. Man springt ein bisschen ins kalte Wasser, aber es macht Spaß.

Die körperliche Performance ist easy, denn das ist unser Steckenpferd. Das können wir einfach.

Phong: Es war super witzig mit den Jungs zu spielen, unter anderem weil wir uns schon so lange kennen. Es gab Situationen, in denen man sich angeschaut und sich einfach über dummes Zeug zu Tode gelacht hat, wie man an den Outtakes auch sehen kann. (alle lachen)

Brotlose Kunst – das hören Künstler oft von ihren Familien und Freunden. Wie ist das bei euch?

Can: Wie die meisten türkischen Eltern wollten auch meine, dass ich entweder Anwalt, Arzt oder Ingenieur werde, damit ich einen sicheren Job habe. Ich habe auch eine Zeit lang als Ingenieur gearbeitet, aber ich habe die Filmgeschichte nie aufgegeben. Und heute erzählt mein Vater stolz in der Moschee, dass er mich beim Schauspiel schon immer unterstützt hat. (alle lachen) I move when my heart says move. Es gibt viele Traumtöter, aber man sollte auf seine innere Stimme hören. Selbstvertrauen, Verrücktheit aber auch Realismus spielen dabei eine große Rolle.

Es gibt viele Traumtöter, aber man sollte auf seine innere Stimme hören.

Cha: Mein Vater ist Kampfsportlehrer und ich bin in einer Kampfsportschule aufgewachsen. Unser Schlafzimmer war gleich hinter dem Büro. Gegenüber meiner Mutter musste ich mich immer beweisen. Als ich für meinen ersten Hollywood-Job engagiert wurde, nämlich für Skyfall, konnte meine Mutter es nicht glauben und stellte meine Fähigkeiten sogar in Frage. Als Skyfall dann in den Kinos lief, hieß es “Man sieht dich doch nicht!”. Bei einem anderen Blockbuster hieß es dann: “Man sieht dich, aber du sagst doch nichts.” (alle lachen) Aber jetzt mit „Plan B“ ist sie stolz auf mich.

Im Film setzt ihr alles daran, Phong aus seiner verzweifelten Lage zu befreien. Dafür geht ihr große Risiken ein. Offensichtlich ist Zusammenhalt sehr wichtig für euch. Welche Message wollt Ihr mit dem Film noch transportieren?

Eugene: Selbstreflexion, Durchhaltevermögen, sein Leben einer notwendigen Sache zu widmen und der Glaube an sich selbst sind die großen Messages, die wir dem Zuschauer vermitteln wollen. Wir spüren, dass wir mit dem Film eine Idolfunktion einnehmen. Dieser Verantwortung sind wir uns sehr bewusst.

Phong: Wir wollen auch sagen: Seht her! Deutsches Kino verändert sich. Hier seht Ihr in den Hauptrollen einen Can, einen Cha, einen Eugene und einen Phong. Wir haben unterschiedliche Migrationshintergründe, aber wir sind trotzdem Deutsche. Deutschland ist multikulti und das repräsentieren wir mit „Plan B“.

Can: Wir sind naive Idealisten. Uns geht es darum, dass der Spirit und unsere Message bei den Menschen ankommen und sie verstehen, was wir sagen wollen.

Wir sind naive Idealisten.

Einen Film zu produzieren, kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern bringt auch viele Hürden mit sich. Mit welchen Hürden seid ihr konfrontiert worden?

Eugene: Während der Dreharbeiten kamen zum Beispiel Fragen auf wie: Ist es vielleicht zu überspitzt? Können wir das auf dem deutschen Markt bringen? Wir waren durchgehend damit beschäftigt vieles durchsetzen zu müssen. Auch nach dem Film haben wir mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Eigentlich dachten wir, jetzt wo der Film in den Kinos ist, sind wir fertig und es läuft einfach. Aber jetzt kommt die wahre Hürde: Wie kriegen wir die Leute ins Kino? Wir lernen mit Rückschlägen umzugehen. Schlechte Besucherzahlen warfen neue Fragen auf. Wieso so wenig Besucher? Was ist passiert? Was haben wir falsch gemacht? Solche Momente sind hart, aber haben gleichzeitig etwas Erleuchtendes. Und ich bin dankbar dafür, dass wir so etwas Intensives erleben und teilen dürfen.

Ich bin dankbar dafür, dass wir so etwas Intensives erleben und teilen dürfen.

Phong: Wir haben eine so enge Beziehung, dass es schon fast ungesund ist. Wir gehen durch dick und dünn und sind durch genug piiiiieeep gegangen (alle lachen), dass wir mittlerweile eine Familie sind. Diese Jungs sind meine Familie. Das was wir uns geben, erwartet man eigentlich nur von der eigenen Familie. Seien es Emotionen, sei es Schmerz, sei es Freude – wir erleben alles zusammen.

Sei es Schmerz oder Freude – wir erleben alles zusammen.

Was kommt nach „Plan B“, gibt es einen „Plan C“?

Can: In Zukunft würden wir Action gerne auch mit anderen Genres mixen wie zum Beispiel in On the Ropes (Eine kanadische Produktion, für den englischsprachigen Raum, in der Can, Cha und Phong ebenfalls in Hauptrollen zu sehen sein werden. – Anm. d. Red.), der ein Action-Thriller ist. Wichtig ist für uns, die Hongkong-Energie in unseren Action-Sequenzen aufrechtzuerhalten und diese Bewegungskunst, von der wir alle sehr fasziniert sind, wieder aufleben zu lassen. Dafür holen wir uns immer wieder Inspiration, zum Beispiel aus den Filmen von Bruce Lee, Jackie Chan und Donnie Yen. Wir wünschen uns auch, dass Actiondarsteller generell mehr Anerkennung als Schauspieler bekommen, was in Deutschland leider nicht selbstverständlich ist. Ob es einen „Plan C“ geben wird, ist momentan noch ungewiss. Wir würden das sehr gerne realisieren.

Quick Check Can:

Döner oder Sushi?

Döner

Rennrad oder 5er BMW?

Rennrad

Gold oder Silber?

Silber

Mercedes oder Honda?

Honda

Martial Arts oder Güreş?

Martial Arts

Tespih oder Fidget Spinner?

Tespih

Rakı oder Gin Tonic mit Gurke?

Rakı

Baklava oder Mochi?

Baklava

Istanbul oder Seoul?

Beides

Show TV oder RTL?

RTL

Snacks oder Meze?

Beides

Turşu oder Kimchi?

Kimchi

Jogginghose oder Şalvar?

Jogginghose

Hochzeit mit 50 oder 500 Gästen?

Mit 50 Gästen

Text: Vildan Çetin, Erdal Erez

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