Sie gratulieren ihnen zum Weltfrauentag und blicken dabei in tief traurige Augen. Müde sind sie von dem Kampf, den sie seit Geburt an führen. Erschöpft sind sie von den Gedanken an morgen und was ihnen noch in der Zukunft bevorsteht. Sie möchten doch nur eins – zur Schule gehen und sich bilden.
Was haben Mädchen und Frauen aus dem Iran, Indien und Afghanisten gemeinsam?
Im Iran gibt es seit Monaten Berichte über Giftgasanschläge auf Mädchenschulen. Schülerinnen berichten, dass sie plötzlich von einem Geruch „wie von verfaultem Obst oder faulen Eiern oder einem starken Parfum“ überwältigt wurden. Daraufhin seien manche bewusstlos geworden, andere wurden von Schwindel und Übelkeit heimgesucht. Wer diese Anschläge verübte ist trotz dunkler Vorahnung bisher nicht geklärt, doch das Ziel ist klar. Die Angriffe sollen die Schließung der Mädchenschulen bewirken. Dass Mädchenschulen angegriffen werden, hat mit der Rolle von Mädchen und jungen Frauen in der iranischen Protestbewegung zu tun. Frauen, die gegen den Kopftuchzwang und für mehr Demokratie auf die Straße gehen, bilden den Kern der Bewegung. Viele Schülerinnen beteiligen sich an den Protesten, indem sie sich ohne Kopftuch in ihrem Klassenzimmer fotografieren.
Auch in Indien wird das Kopftuch problematisiert. Eine Oberschule hatte im südwestlichen Udupi Schülerinnen mit islamischer Kopfbedeckung den Zugang zum Klassenzimmer verweigert. Dort demonstrieren muslimische Studentinnen gegen ein Kopftuchverbot und rechte hinduistische Männer dafür. Ein Gericht in Indien hat dieses kontroverse Kopftuchverbot in Klassenzimmern bestätigt, das größere Proteste ausgelöst hatte. Das Verbot ist das jüngste Beispiel dafür, dass indische Behörden zunehmend versuchen, Muslim*innen zu marginalisieren und sie damit zunehmender Gewalt auszusetzen. Gleichzeitig kommt es für viele Mädchen und Frauen zu einem systematischen Ausschluss aus dem Bildungssystem.
Ein Satz beendete auch die letzten Hoffnungen von unzähligen jungen Frauen in Afghanistan. Die Taliban haben die Frauenrechte weiter eingeschränkt: Afghaninnen dürfen seit Ende des letzten Jahres nicht mehr Universitäten und Hochschulen besuchen. Vor einem halben Jahr hatten Tausende von ihnen im ganzen Land Aufnahmetests absolviert. Lehramt oder Medizin wollten viele von ihnen studieren, nun sitzen sie vor den geschlossenen Türen der Universität und protestieren. Sie sind nicht verstummt. Eine wütende Stimme unter den afghanische Studentinnen sagte: „Wieder einmal wird Frauen verboten, in die Uni zu gehen. Wir aber lassen uns nicht auslöschen.“
Sie sind wütend und enttäuscht, das sind sie alle. Denn diesen Mädchen und Frauen wird das grundlegende Recht auf Bildung verwehrt.
Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai twitterte dazu mit den Worten: „Die Versachlichung von Frauen besteht fort – wenn sie zu wenig und zu viel tragen“. All diese Entwicklung kommen von Regierungen, wie zum Beispiel im Iran und in Indien, die behaupten, sie unterstützen die „Bildung und Teilhabe“ von Mädchen. Sie müssen diesen Worten Taten folgen lassen, dafür sorgen, dass Schulen integrative Räume sind, und das Recht der Mädchen schützen. In den meisten Ländern werden diese Mädchen allerdings nicht einmal registriert: Es gibt keine Statistiken darüber, wie viele Schüler*innen zum Beispiel eine Sekundarbildung genießen dürfen. Die neuesten Zahlen der UNESCO zeigen, dass Millionen von Mädchen nicht beachtet werden.
Heute am Weltfrauentag sollte es nicht um Blumen oder um nur eine kurzweilige Wertschätzung gehen. Der Weltfrauentag sollte für uns ein Anlass sein, um auf Afghanistan, Iran und Indien zu blicken. Dass den Mädchen dort das Recht auf Schule abgesprochen wird, ist ein Verbrechen. Auf dieses Verbrechen muss die Welt weiter blicken – nicht nur an diesem 8. März. Mädchen und Frauen sind wichtige Motoren für die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklung eines Landes. Der Kampf gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ermordung von Mädchen und Frauen sollte der jedes Mädchen und jeder Frau weltweit sein!
Autorin: Rameza Monir