In den verschiedenen Nachbarschaften Istanbuls stößt man nicht nur auf Werbung oder architektonische Besonderheiten an den Wänden, sondern immer wieder auch auf bunte Farbflächen, die vermutlich gesprühte Botschaften und Grafitti verdecken, als wären sie von der Farbe verstummt.
Diese Fotoserie folgt jenen übermalten Flächen, die wie dilettantisch abstrakte Malereien auf den Oberflächen der Fassaden erscheinen.
Aber was immer mit dieser Schriftzügen ausgedrückt wurde, ist nicht länger sichtbar, da sie von den Hauseigentümern oder Stadtmitarbeitern übermalt wurden. Während der Gezi-Park Proteste im Jahr 2013 wurde von der Stadtverwaltung deckende graue Farbe benutzt, um politische Slogans zu verbergen und den Ort der Auseinandersetzungen zu neutralisieren. Wie eine unterschwellige Erinnerung an diese Ereignisse ist dieses Grau ist in der Stadt teilweise noch sichtbar. Die „Kampfansagen“ wurden übermalt, überschrieben und wieder übermalt. Unabhängig davon, dass dieses Verfahren während der Gezi-Ereignisse oft angewendet wurde, markieren diese provisorischen Lösungen des Übermalens über all in der Stadt die Frage der öffentlichen Toleranz gegenüber dieser Art des Selbstausdrucks.
Eine Fotoserie von Julia Klötzl.