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Gesellschaft & Geschichten

Warum wir Kartoffeln nicht so tun sollten

als wären wir cooler als wir wirklich sind

Mittlerweile gehört es für mich zum Alltag „kanakisierte“ Bio-Deutsche zu sehen. Reiche Kids aus der Mittel- und Oberschicht posten Bilder mit Adiletten, sagen Brudi, haben buschige Augenbrauen, hören Rap-Songs über drive-bys und lieben auf einmal Ayran und Sucuk.

Birkenstock und Vorgärten

Und ich kann es verstehen. Alman zu sein ist nicht fancy. Wir sind nicht cool. Wir sind Birkenstock und Vorgärten. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir berechtigt sind 24/7, 365 Tage im Jahr Karneval zu feiern und uns als eine andere Kultur zu verkleiden. Wir haben kein Recht uns die Sahnestücke anderer Kulturen anzueignen während wir im gemütlichen Wohnzimmer des Almandaseins sitzen. Damit meine ich nicht, dass wir nicht mit den Begriffen, der Kulinarik oder der Mode dieser Kulturen interagieren dürfen. Wir müssen es nur mit Bedacht, Empathie und Menschenverstand tun.

Wenn man die Worte habibi oder tamam schön findet und sie fest in den eigenen Sprachgebraucht integrieren will oder schon integriert hat – toll. Aber dann ist es vielleicht an der Zeit die Sprachkenntnisse zu erweitern und eine Sprache wirklich zu zelebrieren. Diese Sprachen bestehen nicht nur aus den Ausrufen, die man auf der Straße oder im Deutschrap aufschnappt. Sie sind ein Kulturgut, das Menschen verbindet – und so sollten sie auch behandelt werden. Wir verfügen über einen der wertvollsten Pässe weltweit. Ein Dokument, für das Leute ihre kleinen Kinder alleine auf ein Boot setzen, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Wir wissen nicht, wie es ist schiefe Blicke zu kassieren

Wir erfahren keinen Rassismus oder Diskriminierung, wenn wir Brudi sagen. Wir werden nicht als asozial wahrgenommen. Leute wechseln nicht die Straße, wenn ihnen eine Gruppe weißer BWL-Student*innen entgegen kommt und “Mach kein Auge!” schreit. Es ist egal, mit welcher Kultur wir als Alman interagieren oder liebäugeln. Wir tun es aus einer bequemen Position heraus. Egal, wie wir uns benehmen, was wir sagen oder wie wir uns anziehen – in den Augen vieler Menschen sind und bleiben wir immer deutsch.

.. und das ist immer ein Garant für ein angenehmeres Leben. Wir wissen nicht, wie es ist schiefe Blicke zu kassieren, weil wir anders aussehen oder anders reden als die Leute aus der Vorwerk-Werbung. Aber Menschen, die diesen Stereotyp nicht bedienen, wissen es. Deswegen haben sie es verdient die Coolen zu sein. Also lasst uns diese Kulturen vernünftig feiern, ernsthaft in unseren Alltag integrieren und nicht nur #habibi unter unsere Fotos schreiben.

… und ja, ich bin selber nur eine Kartoffel und bin in der Position das bequem von außen analysieren zu können. Trotzdem ist es wichtig das Maul aufzumachen. Genauso wie man seinem Onkel nicht schweigend dabei zuhören sollte wenn er rassistische Witze macht. #useyourvoice, weißte?

Text: Judith Grünewald

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