Die türkische Sprache lebt von Redewendungen, die sich immer gut einbauen lassen – ob zum Beispiel im Späti, beim romantischen Date oder dem Besuch einer türkischen Hochzeit.
Diese Sprüche werden auch »Atasözü« genannt, was so viel heißt wie »Worte unserer Vorfahren«. Das lässt erahnen wie alt diese Sprüche teilweise schon sind. (Wobei sich die Bedeutung sicher bei dem ein oder anderen im Laufe der Zeit gewandelt hat.)
Zuerst mögen sie einem kitschig vorkommen, da einige in der deutschen Sprache unvorstellbar erscheinen. Diese Ausdrücke erzählen jedoch viel über die türkische Sprache, die vor allem von Bildern lebt und in diesen Aussprüchen eine starke Empathie betont.
Wir wollen euch hier kurz eine kleine Auswahl vorstellen. Mit lustigen Bildern.
Damit es ja nicht zu kitschig wird.
Ciğerimin köşesi
(dt.: Ecke meiner Leber/meines Herzens)
Diese anatomische Beschreibung richtet sich an einen sehr wertvollen Menschen und ist auch öfter mal in türkischen Liebesliedern zu hören. (neben unzähligen Kosenamen wie z.B. Hayatım, dt.: »Mein Leben«)
Geçmiş olsun
(dt.: Möge es vergangen sein)
Wird benutzt, wenn jemand krank ist oder etwas Schlechtes erlebt hat. Es nimmt den Schmerz des anderen wahr, klingt aber dennoch hoffnungsvoll, dass es bald vorbei sein wird.
Nazar değmesin
(dt.: Mögest du nicht vom bösen Blick erfasst werden)
Kommt meist nach einem Kompliment und
richtet sich häufig an Kinder.
Bir yastıkta kocasınlar
(dt.: Mögen sie auf einem Kissen alt werden)
Wird vor allem zu Jungvermählten gesagt und bezieht sich auf das traditionelle Ehebett, auf dem das Paar oft gemeinsam nur ein einziges, langes Kissen benutzte. Beinhaltet auch, nie ins Bett zu gehen, bevor man den Ehestreit beendet hat.
Şeytan tüyü
(dt.: Des Teufels Feder)
Was zuerst wie eine Kritik aussieht, ist eigentlich ein Kompliment, wenn jemand einen mysteriösen, anziehenden Charme versprüht.
Havadan sudan
(dt.: Von der Luft und dem Wasser)
Beschreibt einen langen Plausch,
in dem es um nichts Bestimmtes geht.
Güle güle gidin
(dt.: Mögest du lachend davon gehen)
Wird gern beim Abschied gesagt,
um eine wehmütige Stimmung zu vermeiden.
Credits
Text: Wiebke Finkenwirth, Robin White
Auszug aus dem englischen Original, gesehen auf matadornetwork.com