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Bühne & Schauspiel

Türkische Erotikfilme

Der rote Punkt am Rande des Bildschirms als Zeichen von Erotik

Wer hätte gedacht, dass die türkischen Stars und Sternchen der Film- und Musikindustrie der 90er Jahre die Stars und Sternchen der Erotikbranche in den 70er und 80er waren? Einige türkische Filme in den 90er Jahren hatten oft einen verruchten und extrem sexuellen Touch, aber dass es in den Jahren davor eine sehr erfolgreiche Sex- und Erotikfilmindustrie in der Türkei gab, wissen nur die wenigsten.

Dabei hat jeder mal von den sogenannten Kirmizi Nokta Filmen gehört. Übersetzt heißt es „der rote Punkt Film“. Wenn Filme solcher Art ausgestrahlt wurden, gab es immer einen roten Punkt am rechten unteren Rand des Bildschirms, der Erwachsenen signalisierte, dass es sich um einen Erotikfilm handelt.

In den 70er Jahren eroberten die Röhrenfernseher die Wohnzimmer der Türk*innen. Während ein Film, nach dem anderen in den Wohnzimmern konsumiert wurde, lief das Kino Gefahr in Vergessenheit zu geraten. Die Erotikfilmbranche erkannte zu dieser Zeit ihre Chance und produzierte Sex- und Erotikfilme, die nur in den Kinos ausgestrahlt wurden. Die Jahre zwischen 1974 und 1979 sind in der Türkei in der Film- und Kinobranche als „Jahre des Erotik“ bekannt.

 

 

Allein in diesen fünf Jahren produzierten die Erotikfilmproduzenten etwa 100 Filme im Jahr. Dabei waren die Filmemacher*innen in ihren Filmtiteln besonders kreativ. Diese waren manchmal sehr eindeutig und oftmals auch sehr subtil. Filmtitel wie „Zerstöre, Behcet“ (Parcala Behcet), „In fünf Minuten in Besiktas“ und „Der Schlüssel ist bei mir (Anahtarı Bendedir) sollten die Fantasie anregen und zum Kinobesuch motivieren.

Als die Jahre des Erotikfilms dann vorbei waren, lief das Leben der männlichen Darsteller als seriöse Schauspieler einfach weiter, als ob nichts gewesen sei. Die weiblichen Darstellerinnen hatten es hingegen sehr schwer, sich wieder in der Filmbranche als seriöse Schauspielerinnen zu etablieren. Von Stigmata und Sexismus verfolgt, gerieten sie dann des Öfteren mit tragischen Schicksalen wie beispielsweise Drogenabhängigkeit, Suizid oder gar Mord in die Medien.

Am 12. September 1980 sollte diese Filmindustrie ihr abruptes Ende finden. Mit dem Militärputsch wurden sowohl die Produktion von Sex- und Erotikfilmen verboten als auch die wohl freiesten Jahre der Türkei, die sie mit der türkischen Verfassung von 1961 erlangte, beendet. Aufgrund dessen verlagerte sich die Produktion vom legalen Bereich in den Untergrund: dem illegalen Bereich. Im Zuge dessen erlebte die Branche einen Wandel. Während in den 70er Jahren die Produktionen eher erotischer Natur waren, produzierte man nach dem Putsch richtige Pornofilme. Logischerweise durften Filme solcher Art nicht in Kinos gezeigt werden. Das Tat dem aber kein Abbruch. Im Zuge der Innovationen in der Video-Technologie wurden zunehmend Videokassetten aufgenommen und vervielfältigt.

Sex Sells.

Dieses Prinzip gilt natürlich auch in der Türkei. Daher waren auch die legalen Filmproduktionen ziemlich sexuell. Weil die Schauspielerinnen aus den 70er Jahren abgesägt worden sind, nahm man die Teilnehmer*innen aus Schönheitswettbewerben und Frauen, die auf den Titelseiten der Männermagazine abgebildet waren. Die neuen Stars und Sternchen hießen unter anderen Hülya Avsar, Ahu Tugba und Banu Alkan. Der Unterschied von diesen Darstellerinnen und den aus den 70er Jahren war ihr Nacktheitsgrad. Damit man die staatlichen Regularien, bezogen auf den erotischen Grad, umgehen konnte, drehte man die Sexfilme in Hotels und Resorts. Unter dem Deckmantel „Bikini Nacktheit“ konnten man Schritt für Schritt in Richtung Sexfilm schreiten.

 

Allerdings waren die neuen Rollenzuschreibungen für die Darstellerinnen anders als noch in den 70er Jahren. Die neuen Rollen hatten eher den Fokus, ihre Keuschheit, um jeden Preis zu wahren. Dennoch mangelte es nicht Sexzenen. Diese waren jedoch meist verbunden mit sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungsszenen die in einem Blutmassaker endeten. Die Mordwaffe war nicht selten eine Gabel oder einer Schere. Freiwillig wollten und sollten die Frauen nicht mit jemanden schlafen.

Viele erinnern sich womöglich an die zahlreichen sexuellen Belästigungsszenen von Hülya Avsar, der blauäugigen Sekretärin. Falls es aber dann doch zum einvernehmlichen Sex im Film kam, so wurde nicht mehr als ein wenig Dekolletee und ein Stück Knöchel dargeboten.

Heute ist das Produzieren und das Konsumieren von Pornos in der Türkei verboten. Deshalb ist der Schwarzmarkt voll von Pornografie und Nachforschungen haben ergeben, dass die Türkei nach China den höchsten Pornografie-Konsum hat.

Titelbild: 80’li Yıllar ve Türk Sinemasında Erotizm 2 – Erotik Türk sineması

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