Ta’arof

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Ta’rof (تعرف) – warum du im Iran lieber immer drei Mal nachfragst

Bei Ta’rof handelt es sich um eine “ritualisierte Höflichkeitsform”. Praktiziert wird es am prominentesten in iranischen und afghanischen Kulturen.

In Deutschland, wie an vielen anderen Orten, ist es z.B höflich, jemandem die Tür aufzuhalten. Es gibt viele Beispiele dafür, wo von Menschen erwartet wird, dass sie sich auf eine bestimmte Weise verhalten. Dabei geht es um Manieren, Höflichkeit, Rücksicht, und wie diese unsere Kultur prägen und umgekehrt.

Sie könnten diese westlichen Formen der Höflichkeit als eine Art Ta’rof betrachten. Sie werden jedoch im Iran nicht alle in Ta’rof übersetzt. Zum Beispiel wird das Aufhalten der Tür allein vielleicht nicht als höflich angesehen, aber wichtig ist, wer zuerst eine Tür betritt.Wer also zuerst eine Tür betritt, erhält im Wesentlichen einen subtilen Status. Aber die Person, die den anderen zuerst durch die Tür gehen lässt, gewinnt auch an Status, indem sie den anderen dazu gebracht hat – das heißt indem sie anmutig ist und dem anderen Ehrerbietung zeigt [auch wenn es vorgetäuscht ist].

Manchmal kann man Leute beobachten, die minutenlang an einer Tür stehen, sich gegenseitig loben und lobpreisen, warum sie zuerst durch die Tür gehen sollten. Wichtig ist dabei,  dass dies vermehrt zwischen Freunden, Familie oder Mitarbeitern passieren würde; Fremde können sehr schnell herausfinden, wer in der Rangordnung höher steht, ein- oder zweimal höflich anbieten und dann weitermachen. Für einen Ausländer erscheint das oft verwirrend, aber für Iraner ist es ein Ehrentanz.

Ta’rof im Taxi oder auf dem Markt

Meistens wird auch ein/eine Taxifahrer*in oder Händler*in darauf bestehen, dass die Dienstleistung oder der Einkauf für dich umsonst ist. Viele ausländische Besucher verwechseln dies mit iranischer Gastfreundschaft und nehmen dieses Angebot zu schnell an. Dabei handelt es sich hier nur um Ta’rof. Wenn sie also sagen, es gibt nichts zu bezahlen, meinen sie es idR. nicht so.

Was er/sie eigentlich sagt, ist: „Ich habe es wirklich genossen, mit Ihnen zu sprechen. Ich mag dich. Vielen Dank.“ Mit der Angabe, dass es keine Gebühren gibt, versuchen sie, sich wie ein Gastgeber zu verhalten. Wenn man den Code kennt – der Ta’rof ist, kann man das alles natürlich verstehen und ihm/ihr dann den Betrag, den man schuldet, mehrmals anbieten, bis alles bezahlt ist und alle glücklich sind.

Natürlich ist nicht die ganze Gastfreundschaft gleich Tar’of. Das Schenken, Loben, Danken und Ehren ist ein großer Bestandteil der Kultur. Der größte Teil dieser Einladungen und Höflichkeiten ist ehrlich, es braucht nur etwas Fingerspitzengefühl und Erfahrung, um Tar’of von ernstgemeinten Angeboten zu unterscheiden. Es handelt sich um ein fein ausbalanciertes Ritual, welches Geber und Nehmer ermöglicht, Gesicht und Stellung zu wahren. Heutzutage gibt es jedoch Menschen, häufig jüngere Iraner*innen, die Tarof als Ballast empfinden, da Missverständnisse entstehen können. Andere sehen im Tar’of die „Hohe Kunst der Höflichkeit“.

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