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Gesellschaft & Geschichten

Sorry, ich bin keine Spanierin

Filiz’ Kolumne

Eine rassige Frau in einem roten Rüschenkleid kommt um die Ecke gestöckelt, verpasst einem Mann mit einem rollenden „R“ fluchend eine saftige Backpfeife und legt ihn anschließend flach. Sie natürlich oben. Boom!

So ungefähr müssen sich deutsche Männer die Begegnung mit einer südländischen Frau vorstellen.

Wenn man als Südländerin von einem Mann angesprochen wird, interessiert diesen selten die Persönlichkeit. In „seinem“ Kopf herrscht bereits ein festes Rollenbild, das sich so schnell nicht verändern lässt: wilde Locken, feurige Augen, Temperament bis in die Arschbacken von Julio Iglesias. Dabei ist nicht jede Südländerin eifersüchtig, rassig und verboten mysteriös. Manche sind recht langweilig und durchschaubar wie eine Glasvitrine.

Wenn man zu der öden Rassigkeit gehört, merkt man schnell, dass „Ger-Man“ im Verlauf des Gesprächs das Interesse verliert. Er denkt sich dann: „Wieso hat sie mir nicht schon längst ihren Martini ins Gesicht geschüttet, um mir anschließend zu befehlen, ihr sofort einen neuen Drink zu kaufen – den teuersten auf der Karte, por favor!“
Vielleicht weil sie kein Spanisch spricht und leider gar keine Spanierin ist.

Warum „leider“? Weil Männer davon überzeugt sind, dass man als Dunkelhaarige eine Spanierin, Italienerin oder sonst irgendeine aus den guten, modernen EU-Nationen sein muss. Eine Türkin? Nicht so gern „genommen“.

Denn Türkinnen sind Südländerinnen mit Kleingedrucktem:
Sexy, wenn man auf heimliche Treffen in Weddinger Parks steht und Bock hat, in einem Beitrag über Ehrenmord mit Foto auf den Titelseiten zu erscheinen.
Natürlich gibt es wie in allen professionell recherchierten gesellschaftlichen Phänomenen auch Ausnahmen: Hat man nämlich das große Glück, den einzigen Deutschen zu beflirten,
der die Rütlischule nach der dritten Klasse abgebrochen hat und seine Sätze ausschließlich mit „Tschüüüsch“ beendet, dann knallen die Hochzeitspistolen.

Denn die deutsche Version von Eminem gepaart mit der türkischen Version von Nazan Eckes, verspricht eine gelungene Integration aller Geschlechtsteile.
Vor allem, wenn „Germinem“ sich öffentlich dazu bekennt, seine Beschneidung nicht nur aus hygienischen Gründen vollzogen zu haben, sondern als Dankeschön an den Baba für die Hand von Songül.
So entsteht eine große Liebe und ein wunderschönes Happy End (das in türkischen Filmen immer mit dem Tod der Verliebten endet).

Illustration: Mathis Rekowski

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