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Foto einer Person, die in Panik weit den Mund und die Außen aufreißt.
Allgemein

Sis Plainers – Was heißt eigentlich…?

Das Glossar

Du findest dich in den tausend Begrifflichkeiten die uns den ganzen Tag auf Instagram um die Ohren fliegen überhaupt nicht mehr zurecht? Wir haben alles, was du wissen musst, direkt hier. Und zwar nicht gemansplained oder gecisplained, sondern gesisplained.

Ableism

„Able” heißt aus Deutsch „fähig”. Ableism ist also ein Unterdrückungsmechanismus, der Menschen, die nicht „fähig” sind, ausschließt und diskriminiert. Aber was bedeutet dieses „fähig sein” überhaupt? Es richtet sich nach Normen, die von der Dominanzgesellschaft zu diesen gemacht wurden und beschreibt nicht-behinderte, nicht-kranke Körper/Psyche. Ableismus ist gefährlich und schließt aus – sowohl systematisch, als auch im privaten Umfeld. Deshalb sollten wir diesen Begriff häufiger benutzen, um uns selbst und andere auf diese Diskriminierungsform aufmerksam zu machen.

Breadcrumbing

Breadcrumber*innen werfen dir in der Dating-Phase immer wieder Brotkrümel zu, die dich bei Laune halten sollen. „Das hab ich nur für dich gemacht.” zum Beispiel oder sie machen viele Komplimente, die dir ein gutes Gefühl geben, bevor sich die Person eine Woche lang wieder nicht meldet.

Auf eine Beziehung oder ernsthafte Verantwortung wollen sich Breadcrumber*innen meistens nicht einlassen.

Durch die fehlende klare Kommunikation weißt du nie Bescheid, woran du wirklich bist. Außerdem herrscht zwischen euch ein klares Machtgefälle.

Canceln

Canceln bedeutet eine öffentliche Person oder z.B eine Marke zu boykottieren, weil diese eine problematische Sache gesagt oder getan hat.

In diesem Zusammenhang ist oft von Cancel Culture die Rede. Rechte sehen das Canceln von Personen als Einschränkung der Meinungsfreiheit. Sie finden es z.B ungerecht, dass viele Leute nach J.K. Rowlings transfeindlichen Aussagen nicht länger ihre Harry Potter-Bücher kaufen wollen.

Das „Canceln” ist eine Verteidigungsstrategie von marginalisierten Gruppen, um irgendwie gegen die Ungerechtigkeit vorgehen zu können. Wirklich gecancelt wird jedoch nie irgendjemand, viele Leute kaufen noch immer Harry Potter-Bücher. Wenn die Öffentlichkeit tatsächlich eine Person ausschließt, also z.B Harvey Weinstein nach Missbrauchsvorwürfen nicht mehr an Filmen teilhaben lässt, dann ist das eine gerechte Konsequenz auf falsches Verhalten.

Dog Whistling

Dog Whistling – etwas sagen, das nur ganz bestimmte Personengruppen verstehen können, also genau wie der hohe Ton einer Hundepfeife nur für Hunde hörbar ist.

Diese Form des Gaslightings benutzen häufig Politiker*innen, Menschen mit rechtem Gedankengut oder TERFs, um sich untereinander auszutauschen, ohne für ihre diskriminierende Sprache/Aussagen verantwortlich gemacht zu werden.

Wenn Claudia Pechstein zum Beispiel in ihrer Rede sagt, Kinder bräuchten „Mama und Papa“, dann ist an dieser Aussage nicht eindeutig oder direkt etwas Diskriminierendes zu erkennen. Aber Menschen, die mit dem Argument „es geht um die Familie“ argumentieren, meinen damit hauptsächlich, dass sie gegen LGBTQI+ und queere Menschen sind und -vor allem- gegen diese als Elternteile.

Während sowohl die angegriffenen queeren Personen, als auch fellow Rechte den Satz von Claudia Pechstein verstehen, gibt es kaum Möglichkeit, die Verletzung anzusprechen, da die Aussage per se nicht diskriminierend ist.

Gaslighting

Gaslighting ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der die betroffene Person von einem vertrauten Menschen (z.B Partner*in, Familienmitglied, Freund*in, Kolleg*in) durch Lügen und Manipulation anfängt, am eigenen Verstand zu zweifeln. Gaslighting isoliert das Opfer von der Außenwelt und macht es komplett abhängig von dem*der Täter*in. 

Gaslighting funktioniert durch:

-Lügen („Ich habe dich gestern angerufen! Du bist nicht rangegangen!“)

-Erfundene Vorwürfe („Warum flirtest du mit der Kellnerin?“)

-Vorgetäuschte Fürsorge („Wenn du dich unwohl fühlst, dann bleib lieber Zuhause, sonst verdirbst du den anderen nur den Spaß…“)

-Leugnen und Manipulation („Natürlich habe ich deine Schlüssel nicht gesehen, du musst sie wieder verlegt haben.“

Wichtig zu wissen ist, dass jeder zum Opfer von Gaslighting werden kann. Auch sehr selbstbewusste Menschen sind nicht sicher vor den schweren Folgen dieser Art von Gehirnwäsche. Oft leiden die Betroffenen an Depressionen, einem geringen Selbstwertgefühl und sogar Suizidgedanken sind möglich.

Der Begriff wird im Internet inflationär verwendet. Dabei ist zu bedenken, dass Gaslighting einen konstanten, berechneten mentalen Missbrauch bezeichnet. Einzelne Missverständnisse und Lügen machen das Gegenüber nicht sofort zum Gaslighter oder zur Gaslighterin.  Die Fehlnutzung des Wortes entwertet die eigentliche Bedeutung und Betroffene werden womöglich weniger ernst genommen.

Wenn ihr die Vermutung habt, dass auch ihr psychische Gewalt erfährt, findet ihr zum Beispiel Hilfe und Beratung beim Opfer-Telefon 116 006 (täglich, 7 – 22 Uhr) vom Weisser Ring e.V.

Love Bombing

Hast du schon mal jemanden ganz frisch gedatet und die Person hat dir viiiiel zu schnell Liebesgeständnisse gemacht, dich überproportional beschenkt oder dich direkt der ganzen Familie vorgestellt? Wenn darauf eine gesunde Beziehung (jeglicher Form) gefolgt ist —> Good for you. Falls die Person sich später (oder schnell) als toxisch herausgestellt hat und die Überschüttung mit Liebe nur ein Manipulationszweck war, um dich an sich zu binden und Macht über dich auszuüben, dann bist du eine*r*m waschechten Lovebomber begegnet.

Male Gaze

Der männliche Blick. In der feministischen Filmtheorie werden so die Aufnahmen bezeichnet, die in fast allen Filmen zu finden sind: Die Kamera, die entlang des Körpers der Frau filmt, der Gegenshot eines Mannes, der sie betrachtet.

Durch die Male Gaze-Brille betrachtet sind Frauen immer stark sexualisiert, passiv und unter der Kontrolle der Männer.

Der Male Gaze, permanent reproduziert in Film, Fernsehen, Büchern usw. verfestigt weiter die binären gesellschaftlichen Rollen und führt zu noch mehr Sexismus. Dazu gehört auch verinnerlichter Sexismus, also das Phänomen, dass man sich so anzieht, wie man sich vorstellt, dass ein Mann es sexy fände.

Muslim Facing

Muslim Facing ist eine Abwandlung des Begriffs Black Facing. Muslim Facing ist beispielsweise, wenn nicht-muslimische Menschen in Filmen Hijab tragen, um eine “muslimische Frau” zu spielen, ohne im echten Leben Hijab zu tragen. Muslim Facing funktioniert über oft über Symbole, es kann aber auch schon Muslim Facing sein, wenn eine Person, z.B. an Fasching als eine “orientalische” Prinzessin gehen möchte und sich dafür die Augenbrauen stark tuscht etc.

Muslim Facing ist, genau wie Black Facing, deshalb so problematisch, weil die Person, die vorgibt Muslim*in zu sein, Hijab ablegen kann oder die Augenbrauen abschminken, sobald sie mit Diskriminierung konfrontiert sind. Dieses Privileg haben tatsächlich muslimische Personen nicht.

Außerdem kommt beim Muslim Facing noch hinzu, dass es gläubigen Menschen gegenüber respektlos ist, sich über den Islam lustig zu machen/den Islam nicht ernst zu nehmen.

weiss

Geht es um Zugehörigkeit, Teilhabe und Rassismus, ist immer öfter von weissen die Rede. Häufig herrscht das Missverständnis, es ginge dabei um eine Hautfarbe. Tatsächlich meint weiss eine gesellschaftspolitische Norm und Machtposition und wird deshalb in wissenschaftlichen Text oft klein und kursiv geschrieben. Der Begriff wird als Gegensatz zu People of Color und Schwarzen Menschen verwendet. Dabei müssen sich z.B weisse Deutsche nicht selbst als weiss oder privilegiert fühlen.

Wokeness

“Woke” sein bedeutet “wach sein” auf Deutsch und bedeutet erst einmal nur, dass jemand Diskriminierungen gegenüber wachsam ist, sich also mit der politischen Dimension von Diskriminierung auseinandergesetzt hat. Was als Begriff, der von Schwarzen Aktivist*innen geprägt wurde, startete, später ausgeweitet als “stay woke”, um auf Polizeigewalt aufmerksam zu machen, ist heute jedoch auch kritisch zu betrachten. Den Stempel der “wokeness” eignen sich auch oft weiße Menschen an, ohne sich tatsächlich mit Rassismus auseinanderzusetzen, sondern nur als Performance.

Der Begriff der “Wokeness” wird von Rechten oft auch im Zusammenhang mit “Cancel Culture” verwendet, um auszudrücken, dass die Sichtbarmachung von Rassismus dazu führen würde, dass es eine Einschränkung der Meinungsfreiheit gäbe.

 

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