Vor allem Kinder bedienen sich rassistischer Gesten an Fasching, im Spiel oder um andere Kinder rassistisch zu beleidigen. Aber es passiert auch immer wieder, dass erwachsene Menschen Gesten benutzen, um rassifizierte Menschen zu degradieren. Wie funktioniert das überhaupt, Rassismus über Gesten und welche Gesten gibt es? Aber vor allem: Wie kann man auf solche Gesten reagieren?
Trigger-Warnung: Rassismus!
Augen schmal ziehen
Die Augen mit den Händen schmal zu ziehen, um die Oberlidfalte vieler asiatischer Menschen zu imitieren, ist eine sehr gängige rassistische Geste von weißen Menschen. Immer wieder wird sie asiatisch gelesenen Menschen im öffentlichen Raum gezeigt, oft auch einfach „lustig gemeint“ oder benutzt, um wortlos auf eine asiatisch gelesene Person aufmerksam zu machen. Wie viele der vorgestellten Gesten, findet das Schmalziehen der Augen auch oft im Fußball statt, um sich über das gegnerische Team oder einzelne Personen lustig zu machen. Bei Fußballspielen, aber funktioniert Rassismus oft non-verbal und macht es damit Betroffenen noch schwieriger, darauf zu reagieren.
C***g C***g C***g
Viele weiße Menschen verstehen nicht, was an dem Spruch „C***g C***g C***g“ rassistisch sein soll. Der CCC-Spruch wird ausschließlich „asiatisch“ aussehenden Menschen an den Kopf geworfen. Hier findet ein Othering-Mechanismus statt, d. h. Menschen werden aufgrund ihres Aussehens als Fremde markiert und ihre Zugehörigkeit abgesprochen. Hinzu kommt, dass dieser Spruch dazu dient, sich über Asiat*innen und ihre asiatischen Sprachen lustig zu machen. Dabei wird die Heterogenität der asiatischen Sprachen aberkannt. Alle Asiat*innen werden also wieder in einen Topf geworfen.
„I-Wort“ spielen, Finger hinterm Kopf als „Federn“
Kinder spielen sie seien indigene „Völker“, benutzen unbedacht das „I***-Wort“ und immer noch verkleiden sich viele Menschen an Fasching mit Federn hinter dem Kopf und „Kriegsbemalung“. Indigene Menschen wurden von Europäer*innen ausgebeutet und verdrängt und werden heute noch rassistisch diskriminiert. Deshalb sind Verkleidungen, bekannte Faschingslieder und die dazugehörigen Gesten wie die Finger wie Federn hinter dem Kopf zu halten oder vermeintliche „Urgeräusche“ zu imitieren, rassistische und vor allem reproduzierende Verhaltensweisen.
Affengeräusche und -gesten
Eine rassistische Geste vor allem gegen Schwarze Menschen, die zu einer der häufigsten diskriminierenden Praktiken im Fußball gehört, aber auch in anderen Begegnungen stattfindet, ist das Vergleichen mit Affen. Häufig werden zu den Affengeräuschen und -bewegungenauch noch „primitive“ Laute oder Tänze „aufgeführt“, die die vermeintliche „Zurückgebliebenheit“ Afrikas symbolisieren. Das ist neben der rassistischen Zuschreibung an Schwarze Menschen und an den aus dem eurozentrischen Blick stereotypisierten, scheinbar homogenen Kontinent Afrika auch insofern problematisch, dass viele Schwarze Menschen überhaupt keine Verbindung mit diesem Kontinent haben und ihnen eine Zugehörigkeit unterstellt wird, die es gar nicht gibt.
Umgang mit rassistischen Gesten
Selbst wenn rassistische Gesten vielleicht nicht verletzend gemeint sind, hast du immer das Recht, deine Gefühle zum Geschehenen anzusprechen. Es handelt sich um Rassismus, obwohl es „nur“ eine Geste ist. Genau so wie bei positivem Rassismus, gilt es darauf aufmerksam zu machen und zu reagieren. Sprich die Person an und erkläre, dass Stereotypisierung nicht zu verharmlosen ist und dass dies auch durch eine Geste passiert. Es reichen oft wenige Worte wie: „Das ist nicht lustig. Sondern rassistisch!“
Die direkt betroffene Person ist oft nicht in der Lage direkt zu kontern, deshalb ist es wichtig als Umstehende*r zu agieren. Die rassistische Geste anzusprechen, kann für die Person auch die Möglichkeit auftun, aus der Situation zu lernen aber vor allem auch sich zu entschuldigen. Und Dinge anzusprechen, die dich belasten, ist es ein wichtiges Selbst-Fürsorge-Werkzeug. Trotzdem ist es wichtig, zuerst an deine eigene Sicherheit zu denken. Menschen können z.B. defensiv reagieren, wenn sie mit ihrem eigenen rassistischen Verhalten konfrontiert werden. Stelle also sicher, dass du dich selbst schützen kannst und andere Menschen dir zur Not zur Hilfe kommen können.
Falls es zu einer Diskussion kommt, ist es hilfreich, wenn du selbst gut informiert bist und viele Gegenfragen stellen kannst, z.B. „Woher hast du diese Information?“ Im Gegenzug kannst du deine Quellen nennen. Selbst Bescheid zu wissen, hilft vor allem dann, wenn dein Gegenüber die rassistischen Aussagen mit Pseudo-Wahrheiten rechtzufertigen versucht.
Wenn es sich um einen Vorfall in der Öffentlichkeit handelt, kann es auch sinnvoll sein, das Geschehene zu (re)posten oder öffentliche Briefe zu verfassen/zu unterschreiben. Es kann auch eine Beschwerde angebracht sein, etwa bei Vorgesetzten oder eine Strafanzeige.
Quellen:
https://www.farenet.org/wp-content/uploads/2017/06/Fare_DE_Global-guide-to-discriminatory-practices-in-football_web.pdf
https://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/206948/wandzeitung-rassismus-begegnen/
https://www.berlin.de/politische-bildung/politikportal/blog/artikel.1261660.php