Unter “positivem Rassismus” versteht man “positive” Vorurteile, die bestimmten sozialen Gruppen zugeteilt werden. Hier ein paar klassische Beispiele für positiven Rassismus:
Betroffenen wird aufgrund ihrer ethnischen Herkunft z.B. mehr (wirtschaftlicher) Erfolg oder bestimmte Fähigkeiten zugesprochen. Während diese Form des Rassismus meist “positiv” oder als “Kompliment” gemeint ist, verbirgt sich dahinter eine systematische Diskriminierungsstruktur.
Für Betroffene ist daran nichts positiv, denn sie werden in Schubladen gesteckt und als ein homogenes Kollektiv wahrgenommen. Ihnen wird verdeutlicht, dass sie nicht als Individuum gesehen und nur auf ihre ethnische Herkunft, ihre Familiengeschichte oder ihr Aussehen reduziert werden. Sollten Interessen und Charaktereigenschaften von der vorgeformten Vorstellung abweichen, wird die Person als “untypisch” charakterisiert.
Wenn Menschen verdeutlicht wird, dass auch voreingenommene “Komplimente” rassistisch sein können, stößt man meist auf Unverständnis, weil es ja “nicht so gemeint” war. Dabei ist die “positive” Absicht für Betroffene unwichtig, da durch die Annahme, man habe bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten nur aufgrund seiner Herkunft oder Familiengeschichte, rassistische Ideologien bedient werden. Umso wichtiger ist es, dass sich Beistehende mit Betroffenen solidarisieren, denn diese haben meist das Gefühl, sie müssten die Bemerkungen tolerieren, weil sie ja “gut gemeint” wären.
Der “positive Rassismus” kann bewirken, dass Betroffene nicht außerhalb der Klischees agieren, um diese Art von Stereotypisierung nicht erleben zu müssen. Viele Betroffene fühlen sich unter Druck gesetzt, den Erwartungen der Umwelt gerecht zu werden und werden darin verhindert, individuelle Interessen zu verfolgen.
Für eine antirassistische Gesellschaft ist es wichtig, dass “unbeabsichtigter” Rassismus und die diskriminierende Systematik dahinter enttarnt werden. Denn nur weil es “positiv” gemeint war, heißt es nicht, dass dies die Empfindungen der Empfänger:innen beeinflussen muss.